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Chris Daughtry
Man muss nicht gewinnen,
um sich einen Namen zu machen! Platz 4 bei American Idol reichte, um Chris
Daughtry einen Plattenvertrag zu ermöglichen – eine Sache, die er vorher
jahrelang vergeblich versucht hatte – und aus der er das bestmögliche gemacht
hat: Mittlerweile gehört er zu den bekanntesten Stimmen Amerikas. Nach dem Best-of
Album zuletzt erscheint jetzt sein 5. Album: „Cage To Rattle“. Einmal mehr ein
Album voller perfekt auf Hit gebürsteter Alternative Rock Nummern – eine
Fähigkeit, die er mittlerweile perfektioniert hat. Wir sprachen mit dem
Gitarristen, Sänger und Songwriter.
Interview 2018
Glückwunsch zum neuen Album – und dein Input dazu ist
beachtlich!
Ja, ich war an allen Songs
als Autor oder Co-Autor beteiligt. Obwohl man ja irgendwie immer involviert
ist, auch wenn jemand anders den Song anbringt, allein dadurch, dass ich ihn
singe, mache ich ihn zu meinem Song, weil ich ihn interpretiere. Insofern war
ich bei fast allen Alben auch sehr involviert, bis auf das erste. Aber ich
schreibe Songs seit ich Teenager bin – nicht dass die gut waren, aber ich habe
sie geschrieben (lacht)
Wo standst du, bevor du zu American Idol kamst?
Ich habe jede Bühne
gerockt, auf die sie mich gelassen haben – in Clubs, in Bars, da war eine Menge
Bullshit dabei, manchmal vor 20, 30 Leuten, aber das ist, wo ich meine Sporen
verdient habe, seit ich 18 war. Es war nicht leicht, Gigs zu bekommen, weil
alle immer Coverbands wollten und wir wollten unsere eigenen Sachen spielen.
Also fingen wir an, ein paar Covers mit einzubauen, damit sie uns erst einmal
auf die Bühne gelassen haben, was wahrscheinlich eine gute Übung für American
Idol war – und der Rest ist Geschichte.
Würdest du mir zustimmen, dass dein Debütalbum noch
mehr Rock war?
Ja, durchaus. Aber ich
denke, jeder Künstler will sich verändern, will sich verbessern, sucht neue
Herausforderungen und will sich nicht wiederholen. Also geht man neue Wege,
entwickelt sich weiter, aber wir haben ja die ganzen alten Songs noch – und sie
bleiben immer ein Teil von uns. Aber wir wollen ja nicht immer neue Versionen
desselben Materials. Aber ich denke auch, dass die neuen Songs mehr Rock haben,
als beispielsweise „Baptized“. Ich glaube, wir haben es alle ein wenig
vermisst, und ich weiß auch, dass wenn wir erst einmal damit wieder auf der
Straße sind, werden die Gitarren auch wieder sehr viel lauter werden.
Würdest du es also eine logische Weiterentwickung
nennen?
Ja, eine sehr natürliche
Entwicklung auch, weil man ja überleben möchte und relevant bleiben möchte –
und dabei spielt Entwicklung eine wichtige Rolle.
Überleben heißt auch, dass Musikmachen nicht nur ein
wahrgewordener Traum ist, sondern auch einfach ein Job, in dem man vielleicht
nicht immer nur das tun kann, was man am liebsten tun möchte, sondern auch das,
was sich am besten verkauft?
Man muss das auf zwei
Arten sehen. Es geht auf jeden Fall um persönliche Entwicklung und Kreativität
und Ausdrucksmöglichkeiten, einfach weil wir an das glauben müssen, was wir
machen, aber natürlich hast du Rest, natürlich müssen wir auch unsere
Rechnungen bezahlen (lacht).
Wann hast du die neuen Songs geschrieben?
Wir haben Ende 2015
begonnen, Songs für das Greatest Hits Album zu schreiben und mehr oder weniger
auch für das neue Album, zu dem wir noch keine genauen Pläne hatten – aber wir waren
optimistisch, dass wir sehr viel früher ein neues Album zusammen haben würden.
Wir hatten erste Songs, wir wussten, wo wir hinwollten, aber irgendwie kam
alles ins Stocken. Wir gingen auf Tournee, ich zog ein paar Mal um, wir tourten
wieder, begannen neu… es war ein sehr viel längerer Prozess, als wir dachten.
Gibt es Songs, die dir besonders wichtig sind?
Oh ja, absolut! Obwohl es
eine ganze Menge sind… dies ist wahrscheinlich das persönlichste Album, das ich
seit langer, langer Zeit gemacht habe, weil ich auch sehr lange sehr nah an den
Songs dran war. Aber ein ganz besonderer Song ist sicherlich „As you are“, den
ich mit meiner Frau geschrieben habe, definitiv meine Lieblingsballade auf
diesem Album und ich glaube, es wird nicht nur mir so gehen.
Haben deine Songs einen autobiografischen Anteil?
Also dieser ganz bestimmt!
Meine Frau kam mit diesem Text – eigentlich war es ein Gedicht, und sie fragte,
ob es mich zu einem Lied inspirieren würde. Und ich las den Text und hatte
sofort eine Idee für den Refrain und das ist definitiv ein Song, der uns beide
sehr verbindet. Aber generell gibt es immer etwas von mir in den Songs. Es sind
nicht immer meine Geschichten, aber es ist mindestens meine Sichtweise.
Wie kam Deine Frau auf die Idee zu dem Text.
Es ist eine dieser Sachen,
die man für die Kinder zur Seite legt, eins ihrer Hobbies, das sie lange Zeit
aufgegeben hatte. Sie war sehr nervös, als sie mir den Text vorlegte – aber so
wie es gelaufen ist, glaube ich, dass es nicht die letzte Zusammenarbeit war.
Du sprichst von der Band als „wir“ – ist das immer
noch dieselbe Band?
Ja, wir sind ein Team und
die Jungs sind auch involviert im Songwriting. Es gab mal einen Wechsel, aber
das kommt vor, aber ansonsten ist das dieselbe Band, mit der wir seit der
ersten Platte auf Tour sind.
Weil der Name ja nur deiner ist…
Ja, das war der
Arbeitstitel, als ich die Band damals zusammengetrommelt für das Debüt, aber
ich weiß was du meinst und das ist auch eine Sache, die ich oft bedauert habe.
Ich hasse diesen Bandnamen! Wie langweilig, die Band mit seinem Nachnamen zu
benennen…
Du hasst deinen Namen oder die Tatsache, dass die Band
so heißt?
Nein, nur die Tatsache.
Ich glaube, es geht durchaus auch anderen so… man kann diesen Namen irgendwann
nicht mehr hören.
Lets smoke… - rauchst du?
Nein, nicht mehr. Hab ich
mal.
Ungewöhnliche Textzeile heutzutage – so als Vorbild…
Ich weiß (lacht), die
Zeile macht keine besonders gute Figur, wie? Manchmal schreibe ich einfach so
auf, was aus mir heraussprudelt…
Back in time? Gibt es Sachen, die du gerne nochmal
wiederholen, bzw. neu und anders versuchen würdest?
Nein, ich glaube es geht
weniger darum, etwas neu machen zu wollen, es hat mehr mit Nostalgie zu tun.
Man denkt oft, dass es damals besser war…
Ich fragte mich schon, hat das mit dem eigenen Alter
zu tun?
Oh ja, absolut! Das fängt
Mitte der 30er an; spätestens wenn du kurz
vor 40 bist, fängst du doch an, dir Gedanken zu machen über dein Leben,
plötzlich ist nicht mehr alles so cool, alles wird ernster, wichtiger,
plötzlich hat alles eine Bedeutung und du fragst dich, ob du auf dem richtigen
Weg bist.