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Dweezil Zappa
Der Sohn einer
Legende zu sein, kann Segen aber auch Fluch sein. Lange Zeit hat es den heute
Vierzigjährigen nicht gekümmert, aus welchem Stall er kam. Zwar veröffentlichte
er bereits mit 17 sein erstes Album, aber Dweezil Zappa war auch Schauspieler,
Synchronsprecher und Moderator, während er parallel weitere fünf Platten
herausbrachte. 2006, knapp drei Jahre nach dem Tod seines Vaters, hatte er dann
die Idee für das „Zappa plays Zappa“-Konzept, mit dem er auf Tournee ging,
teilweise mit Original-Begleitmusikern seines Vaters, was dem Ganzen noch mehr
Authentizität verlieh. Aus diesem immer noch laufenden „Unternehmen“ resultiert
auch das aktuelle Album „Return of the Son of…“, über das ich mit ihm sprach.
Der Albumtitel ist
etwas kurios – inwieweit basiert Deine Musikerkarriere auf der Berühmtheit
Deines Vaters?
Ich denke gar nicht in solchen Begriffen. Der Albumtitel
bezieht sich auf das „Shut Up ’N Play Yer Guitar“ Album, darauf gibt es
den Titelsong und einen anderen, der heißt „The Return of Shut Up ’N Play Yer Guitar“ – eine
Parodie auf diese Science Fiction Filme, in denen irgendwann ein Sequel gedreht
wird namens „The Return of the Son of…“ – und diese Art von Ironie zieht sich
durch das gesamte Schaffen von Frank Zappa, und deshalb habe ich es hier
aufgegriffen. Insider werden den Witz verstehen, aber ich sehe den Grund, warum
man das auch anders verstehen könnte. Aber ich sorge mich nicht darum, was
meine Karriere sein könnte, oder ob es eine Karriere ist. Ich habe Lust diese
Musik zu spielen und deshalb mache ich das jetzt.
Du hattest ja schon
durchaus einen eigenen Namen im Musikbusiness, trotzdem hast Du Dich
entschieden, Dich auf die Musik Deines Vaters zu konzentrieren – als
Parallelwelt oder als neuen Abschnitt Deines Lebens?
Nun, wie gesagt, ich habe da nicht so drüber nachgedacht.
Ich möchte das jetzt machen, und dabei geht es mir nicht darum, ob ich meine
eigenen Namen irgendwie bekannt machen möchte. Ich habe das Gefühl, dass der
Name Frank Zappa nicht mehr den Stellenwert hat, den er verdient, deshalb
möchte ich seine Musik wieder mehr in Umlauf bringen. Ist doch so, dass die
Unter-40-jährigen heute kaum noch etwas mit dem Namen anfangen können… Frank
who? Und die paar Sachen, die evtl. noch bekannt sind, sind eben auch kaum
repräsentativ für die rund 80 Alben, die Frank gemacht hat. Ich möchte
versuchen, zu verdeutlichen, was seine Musik so einzigartig gemacht hat und wie
sehr er seiner Zeit voraus war. Franks Musik war absolut zeitlos, ja fast modern,
und es gibt nichts wie Franks Musik – und wird es auch nie wieder geben.
Wonach hast Du also
die Songs ausgewählt?
Die Herausforderung ist, eine Balance herzustellen aus
Material, das seine Bandbreite abdeckt. Es gibt wirklich unglaubliche Instrumentalsachen,
die technisch zum anspruchsvollsten gehören, was man spielen kann, dann gibt es
eher Song-orientierte Stücke, die Klassiker, die auch Frank in verschiedenen
Arrangements gespielt hat. Wir möchten, dass die Musik für sich selbst spricht,
in dieser Band geht es nicht um Egoprobleme der einzelnen, wir wollen nur die
Möglichkeit geben, diese Songs noch einmal live zu erleben. Und wir stellen uns
nur hinter die Songs – wie klassische Musiker, die eine Beethoven Symphonie
aufführen, da würde ja auch keiner drauf kommen, einen Rapper einzuladen, der
dann „yeah, yeah, it’s Beethoven in tha house“ dazwischen rappt.
Es war also nie Eure
Intention, den Songs eine eigene Note hinzuzufügen?
Nein, absolut unnnötig in meinen Augen! Im Prinzip bekommt
man die Songs so, wie sie auf Platte sind. Der Unterschied ist bloß: Franks
Musik ist so aufgebaut, dass es Teile gibt, die absolut fest und vorgegeben
sind. Dazwischen gibt es aber auch Parts, die offen für Improvisation sind. Und
diese Improvisation ist dann unser Input, der Rest ist aus dem Buch und so, wie
Frank es wollte. Wir hatten nicht vor, einen Parallelkatalog zu veröffentlichen
und zu sagen, dies sind meine Versionen seiner Songs.
Kannst Du sagen, dass
Du Franks Musik immer voll verstanden hast?
Oh ja, ich bin mit ihm aufgewachsen.
Und Ihr habt über
seine Songs gesprochen?
Klar. Sicher. Es gibt viel, was direkt mit seinen
technischen Fähigkeiten zusammen hängt – die ich auch gar nicht habe. Was es
natürlich schwer macht, ihm gerecht zu werden. Aber wir alle in der Band
versuchen, uns entsprechend zu erweitern und auszuhelfen, damit der Song am
Ende so klingt, wie er gedacht war. Aber Frank war ein Unikat. Er wurde
Komponist als er zwölf war, da ging er in die Bibliothek und las sich an, wie
man komponiert.
Frank Zappa hat
unglaublich viele Platten veröffentlicht – hast Du sie alle?
Ja, klar.
Für Dich hat Musik
nicht immer eine Hauptrolle gespielt – Du hast geschauspielert, moderiert, und
unregelmäßig Platten veröffentlicht. Ist das heute anders?
Jein, eine Karriere als Musiker hatte nie absolute
Priorität. Aber jetzt wo wir dieses Projekt machen, verwenden wir sehr viel
Zeit darauf – ganz einfach, weil es so unheimlich viel Material gibt. Wir
machen das jetzt seit 5 Jahren – und es können auch locker mindestens fünf
weitere Jahre werden – wenn uns das Publikum noch wird. Gleichzeitig kann ich
mir auch gut vorstellen, mal wieder ein paar eigene Songs zu veröffentlichen. Als
ich Gitarre spielen gelernt habe, war ich natürlich von Frank beeinflusst, aber
ich wusste auch immer, dass ich niemals so komplex werden würde. Ich war da
schon eher angezogen von Rockgitarristen – Eddie Van Halen, Jimmy Page usw.,
das war mein Trainingsprogramm. .Und ich liebe immer noch Rockmusik.
Was man an der
Songauswahl hört. Du sagst auf Deine Homepage selber, dass Du dich v.a. für die
Gitarrensoli entschieden hast – eine Seite, die Frank v.a. live ausgelebt hat,
oder?
Das interessante ist, dass er Platten immer auf verschiedene
Artengemacht hat. Viele davon sind mit großen Anteilen von Liveauftritten
erstellt – z.B. was die Gitarrensoli angeht. Und für mich ist diese Verbindung
wichtig. In keinem anderen Moment fühle ich mich so nah, wie in diesen
Solopassagen.
Du hast schon erwähnt
– die Shows laufen seit 5 Jahren und könnten auch locker 5 weitere andauern.
Inwieweit hat sich das Konzept sowie das Set verändert?
Ich hab keine genaue Zahl im Kopf, aber insgesamt haben wir
mittlerweile ca. 130 Songs eingeprobt. Es kommen jedes Mal neue dazu, wenn wir
wieder auf Tour gehen. Und es gibt viele, die uns mehrmals auf einer Tournee
sehen, deswegen haben wir immer eine große Variabilität in den Sets. Ich würde
sagen, wir wählen jeweils aus einem Pool von rund 35 bis 50 Songs aus. Das
reicht schon, mehr kann man gar nicht komplett drauf haben, dafür reicht unser
Budget nicht. Frank ging früher für rund zwei Monate in die Proben, wir haben
heute ein bis zwei Wochen!
Ihr müsst also etwas
schneller lernen…
Man hört nie auf. Nach der Tour ist vor der Tour sozusagen –
da müssen eine Menge Hausaufgaben gemacht werden.
Eure Shows haben auch
ein besonderes visuelles Element…
Nicht immer – ich denke Du meinst die Videoeinspielungen. Es
gibt Aufnahmen von Frank, die Frank spielend und singend zeigen und wir sind
dann dazu die Backingband. Das sind immer ganz besondere Momente, weil die
Zuschauer die Möglichkeit haben, Frank live spielen zu sehen. Aber es ist sehr
aufwändig, und wir wollen das auch nicht übertreiben deswegen machen wir das
nicht bei jeder Show. So viele Songs haben wir dafür auch nicht.
Das steigert ja auch
den Tribute-Effekt, oder?
Ja, absolut – und wir haben jedes Mal Leute im Publikum, die
dabei anfangen zu weinen. Das ist sehr bewegend. Dann sehen die Leute, was sie
verpasst haben – und sie werden nie näher dran sein.
Bei so vielen
Platten, die Frank veröffentlicht hat – hatte er auch noch andere Hobbys?
Nichts, was ihn annähernd so beschäftigt oder interessiert
hätte. Bei uns zuhause hat sich eigentlich irgendwie alles immer um Musik
gedreht (lacht).
Was mich wieder zurück
zu Dir bringt – was sind Deine aktuellen weiteren Pläne?
Wie gesagt, ich könnte mir vorstellen, ein neues Album zu
schreiben. Daneben würde ich auch gerne die Soundtrack-Arbeit vertiefen. Und
dann haben wir neulich eine Musikschule gehalten – ich und der Rest der Band,
wir waren eingeladen, um unsere Musik und unsere Fertigkeiten weiterzugeben,
ein Viertagesworkshop, der sehr intensiv und sehr spannend war. So etwas würde
ich gerne noch mal machen – in den USA wie auch im Rest der Welt. Wir hatten erwartet,
ein paar lokal Interessierte zu treffen, aber die Leute kamen aus der ganzen
Welt angereist – fünf Leute aus Australien, sechs oder sieben aus Europa – von
70 Teilnehmern insgesamt.
Aber momentan steht
erst einmal touren auf dem Plan?
Ja, unsere Sommertour ist fast zu Ende, aber wir kommen im
Herbst zurück. Und im Dezember wäre Franks 70. Geburtstag gewesen, da wird es
also noch ein paar Special Events geben, die wir machen.