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Das Auftreten von
Keith Emerson (key), Greg Lake (voc, b), Carl Palmer (dr), kurz Emerson Lake
& Palmer / ELP setzte schon immer Maßstäbe: Riesige Leinwände, Feuerwerk,
fliegende Untertassen, Laserstrahlen, Blitz und Donner zählten zur
Hightech-Show. Von 1970 bis 1979 hielten sie die Musikwelt mit immer neuen
Innovationen außer Atem, dann trennte sich die Band. Nach verschiedenen
Solo-Exkursionen und Wiederbelebungsversuchen kam es schließlich 1992 zu einer
Reunion in Originalbesetzung. Seit dem 1994er
"In The Hot Seat" ist es allerdings wieder still geworden um
das Trio. 35 Jahre nach ihrer Gründung erscheint nun mit „Beyond The Beginning“
eine Doppel-DVD die neben einer Live Show die Geschichte der Band mit viel
Liebe und Details aufarbeitet. Zusätzlich dazu stand mir Keyboarder Keith
Emerson Rede und Antwort.
Ist dies die
ultimative ELP-DVD?
Bis heute, ja. Oder ich denke, es ist zumindest ein guter
Anfang! Man muss bedenken, dass wir von 35 Jahren Geschichte sprechen, da
sammelt sich schon eine Menge an, was man ja in seiner Ausführlichkeit gar
nicht auf eine einzige Veröffentlichung packen könnte. Aber ich glaube, dass es
auf dieser DVD sehr viel sehenswertes gibt – Proberaumaufnahmen, Raritäten,
Behind-The-Scenes-Material. Ich habe eine Menge Aufnahmen beigesteuert, Carl
ebenso.
Es ist ja eigentlich
überraschend, dass auch damals schon so viel mitgeschnitten wurde. Ich meine,
heute ist es normal, dass alles für eine mögliche Veröffentlichung archiviert
wird, aber für die 70er ist es schon erstaunlich, dass es so viel Rares gibt.
Ja, und wir sind froh, dass wir für so vieles eine Erlaubnis
bekommen haben. Gerade die Aufnahmen vom „Isles of Wight“ Festival, also jenes
Happenings, welches oft als unserer erster richtiger Auftritt gesehen wird (es gab lediglich einen kleinen Club-Gig vor
diesem Auftritt vor 600,000 Zuschauern!), sind eine echte Rarität. Niemand
schien uns wirklich auf der Liste zu haben, und so haben das nicht einmal eine
Handvoll Kameras aufgenommen. Die waren, glaube ich, alle davon ausgegangen,
dass es uns nicht lange geben würde. Und um ehrlich zu sein, auch von uns hatte
keiner eine Vorstellung, was aus uns einmal werden könnte.
Wie viele Stunden
Material musstet Ihr also kucken, um die Sachen für die Doppel-DVD zusammen zu
bekommen?
Um ehrlich zu sein, ich musste gar nicht viel kucken. Ich
habe mein Material eingereicht, und der Regisseur hat das und all die anderen
Sachen zusammen geschnitten. Es kamen dann immer wieder Rückfragen, Skizzen,
Abläufe und sie fragten uns, was wir davon halten würden. Aber bis heute habe
ich die fertige DVD noch nicht gesehen!
Uh, dann habe ich Dir
das ja sogar schon voraus... Neben all den Interview-, Backstage-, TV- und
ähnlich raren Aufnahmen gibt es ein Live-Konzert: Das vom Auftritt beim
„California Jam Festival“ 1974. Warum dieses?
Nun, wir hatten im Prinzip gar keine so große Auswahl. Wir
wollten ein authentisches Konzert aus der damaligen Zeit, und diese Show vor
300,000 Zuschauern, die zudem noch nie veröffentlicht wurde, war ein wirkliches
Erlebnis! Aber wir waren froh über jede Aufnahme, die wir überhaupt in die
Hände bekommen konnten. Wir hatten schon früher mal versucht, an einzelne
Sachen zu kommen, u.a. auch „Isle of Wight“ oder „California Jam“, aber es
scheiterte meist an der Kooperation.
Ich erinnere mich, dass ich für eine Fernsehshow einmal
angefragt hatte, ob ich Aufnahmen von meinem „Spinning Keyboard“ der California
Jam“ Show bekommen könnte, und sie wollten $1000 pro Minute! Es war also
wirklich eine Meisterleistung des Teams, das diese DVD zusammen gestellt
hat.
Das macht dieses
Package ja noch wertvoller!
Ja, es gibt Sachen darauf, die nicht nur die Band überrascht
haben. Wir haben oft telefoniert, und uns erzählt, was sie schon wieder neues
aufgetrieben haben.
Eingangs schien es
noch so zu klingen, dass dies nur der Auftakt zum riesigen ELP-Archiv sein
würde, die letzten Schilderungen lassen allerdings eher vermuten, dass es nicht
viele weitere Veröffentlichungen geben wird, oder?
Möglichkeiten gibt es genug. Die Frage ist nur, wie lange
man die selbe Kuh melken will. Da könnte man die Sache doch auch vorantreiben,
indem man alle drei Mitglieder mit ihren Instrumenten in einen Raum stellen
würde und eine Reunion feiern ließe. Es gibt alle möglichen Sachen. Das hinge
davon ab, wie die einzelnen Mitglieder darüber denken würden – und ich wage
nicht einmal daran zu denken, mir vorzustellen, was dabei herauskommen könnte.
Mit oder ohne unsere Hilfe, Material gäbe es auf jeden Fall genug.
Wann hat sich die band
überhaupt wirklich getrennt – 1979, 1997, oder eigentlich gar nicht?
Nun, es wird immer eine Frage bleiben, ob wir gerade
miteinander reden und arbeiten, oder nicht. ELP wird immer Teil unseres Lebens
sein, wird immer Teil der Musikgeschichte sein. Und ob wir noch einmal zusammen
kommen wollen, oder weiter getrennte Wege gehen, kann niemand so genau
vorhersagen. Ich kann nicht für Carl oder Greg sprechen.
Ihr hattet in den
70ern einige sehr aufwändige Tourneen gespielt, die Euren finanziellen Rahmen mehr
als gesprengt haben. Waren denn finanzielle Gründe Auslöser für Euren Split?
Wenn es um Geld gegangen wäre, wären wir zusammen geblieben!
Tourneen sind odch der einzige Weg, Geld zu verdienen. Nein, Tatsache war, dass
wir nichts mehr zu sagen hatten damals. Entweder man schafft es, sich weiter
gegenseitig zu motivieren und anzuspornen, oder eben nicht. Ich habe es auch
geschafft, mit meinen Solosachen und meinen Filmkompositionen sehr aktiv zu
bleiben, Carl hat mit seinen Projekten und seinen Drum-Clinics von sich reden
gemacht, und Greg wird sicherlich auch etwas gemacht haben.
Das klingt nicht nach
der engsten Männerfreundschaft...
Nein, war es nie und wird es nie sein. Wenn wir zusammen
gekommen sind, ging es eigentlich immer nur um Musik. Man muss deswegen ja
nicht immer zusammen ausgehen.
Als Du 1970 mit Greg
zusammen kamst – hattet Ihr gleich eine Idee, in welche Richtung das gehen
könnte?
Nun, ich kam von The Nice und wusste, dass Greg bestimmt
keine Nice-Neuauflage akzeptieren würde, Greg kam von King Crimson und ich
wollte keine Fortsetzung davon. Aber es war auch nicht unwahrscheinlich, dass
unser Sound irgendwo dazwischen liegen würde. Allerdings hat das erst alles
wirklich eine Form angenommen, als Carl dazu kam. Vor diesem Zeitpunkt hatten
wir weder angefangen zu spielen, noch Gedanken über unsere Musik verschwendet.
Wir fanden die Konstellation gut, und sagten uns, lasst uns eine Band machen.
Und wir hatten einen Plattervertrag, bevor wir eine Note fertig hatten.
Ihr standet also von
Anfang an unter Druck?
Als Druck haben wir das nie betrachtet. Abgesehen davon,
dass wir alle gewohnt waren, professionell zu arbeiten, war auch klar, dass wir
als Band Geld brauchten – für Instrumente, zum Aufnahmen etc. und wir waren
froh, dass uns dieser Plattenvertrag diese Möglichkeiten eröffnet hat?
Und wenn ich Dich
richtig verstanden habe, hältst Du es durchaus für möglich, dass diese
Geschichte noch nicht zu Ende ist?
Nun, ich sage immer, ich liebe es, Musik zu machen, du ich
liebe es, mit anderen zusammen zu spielen. Es wäre das gleiche, wenn ich Dich
bitten würde, morgen eine Rede zu halten. Du würdest zunächst fragen, was Du
sagen solltest. Und wenn es um Musik ginge, würdest Du wahrscheinlich ein
bisschen Material zusammen suchen heute Abend und könntest morgen eine Rede
halten. Wenn mich also jemand fragt, ob wir als ELP etwas machen wollten, wäre
eine meiner ersten Fragen, was denn von uns erwartet würde. Außerdem würden
auch andere Rahmenbedingungen eine Rolle spielen. Aber es geht mir in erster
Linie um Musik. Wenn ich mit Leuten zusammen arbeiten kann, die mich
inspirieren, dann mache ich das gerne. So einfach kann das sein. Und so einfach
könnte das mit ELP sein. Aber irgendwie ist es das dann doch nie...