Sommer. Hitze. Bewegungsunfähigkeit? Nun reißt Euch mal
zusammen! Da sind schon ganz andere mit klar gekommen. Und tun das fast
das ganze Jahr über. Die merken die Hitze gar nicht mehr. Oder
brauchen sie, um erst so richtig kreativ zu sein. So wie Eric Sardinas,
der just sein neues Album „Black Pearls“ (Favored
Nations/Zomba) veröffentlicht hat. Und der inmitten der
heißen Tage für ein paar Interviews in Deutschland war. Dem
macht die Hitze nichts aus!
Sardinas: Ich bin daran gewöhnt, ich bin in Florida geboren.
Florida? Musikalisch hätte ich Dich eher mehr in den mittleren Süden der USA vermutet.
Nun, mittlerweile lebe ich in L.A., also auf der anderen Seite –
vielleicht habe ich deshalb so viele Elemente amerikanischer Rockmusik
in mir drin (lacht). Ich komme von der Blues-Seite, inspiriert vom
Delta-Blues, Country-, Texas- und Chicago-Blues, aber ich bin genauso
mit Rock´n´Roll groß geworden - Led Zeppelin, Cream,
Jimi Hendrix...
...das stimmt, das ist da alles drin. Der Info-Zettel schien Dich vor
allem in die Blues-Ecke stecken zu wollen, aber ich bin mir nicht ganz
sicher, ob man das so einschränken sollte.
Nein, ich hoffe, das man mich nicht darauf reduziert. Purer Blues ist
vor allem eine emotionale Sache, die sich sehr auf eine ganz konkrete
Linie beschränkt. Man muss einfach nur ehrlich mit sich selber
sein, und sich bewusst sein, was einem der Blues bedeutet, und daraus
seine eigene Essenz ziehen und diese für seine eigene Musik
benutzen. Und ich denke, das sollte man in meiner Musik hören.
Sogar das macht nur begrenzt deutlich, wie sehr Rock-orientiert Dein
Sound ist, oder? Vor ein paar Jahren hätte man das ganze Hardrock
genannt – wenn ich so an die Deep Purple oder
Hendrix-Einflüsse denke...
Das stimmt wohl. Und wenn Du genau diese Bands hörst, dann
hörst Du, dass ihre Wurzeln die gleichen sind, wie meine: Blues.
Du bist jetzt 32. Im Alter von 5 Jahren hast Du sehr früh
angefangen, selber Musik zu machen – was hat Dich dazu gebracht?
Ich habe ältere Geschwister, und deswegen war ich seit meiner
Geburt von Musik umgeben – wie das nun mal so ist. Und ich begann
sehr früh, ein Interesse – und die Liebe – dafür
zu entwickeln. Und ich wollte experimentieren, wollte sehen, was ich
selbst dazu beitragen kann.
Was sind Deine Ziele heute?
Die gleichen! Ich möchte so tief in mich gehen, wie möglich.
Um zu sehen, was in mir drin ist. Ich möchte die Musik
voranbringen, um zu sehen, wie weit die Musik mich bringen kann.
Dein Debüt erschien – gemessen an der Zeit, die Du schon
Musik machst – „ERST“ 1999, was hast Du davor gemacht?
Ich habe gespielt – mit meiner Band oder allein, in jedem kleinen
Club in jeder kleinen Stadt – zur Not auch an der
Straßenecke für Kleingeld. Und ich habe Songs geschrieben.
Du hast also immer gewusst, dass es das ist, was Du machen willst?
Absolut. Ich möchte nichts anderes machen.
Kannst Du bereits davon leben?
Ich kann überleben, ja. Aber es geht mir nicht ums Geld. Ich
möchte in der Welt herumreisen, und den Leuten meine Musik
präsentieren, Menschen treffen. Aber wenn Du meinst, ob mir Erfolg
wichtig ist: bestimmt nicht um jeden Preis! Es soll immer noch um meine
eigenen Ideen gehen.
Kann Dein Album die Welt verändern?
Oh, ich glaube nicht unbedingt, das war nicht meine Intention. Aber was
es zeigt, ist ein Statement über ehrliche Musik und eine Platte
mit realer Musik.
Das Album klingt sehr direkt.
Oh, das ist Eddie Kramers Verdienst. Wir standen alle im selben Raum
und haben die Songs quasi live eingespielt. Mögliche Nachteile,
die sich daraus hätten ergeben können, hat Eddie beseitigt.
Er ist ein Genie.
Mit Eddie Kramer hast Du einen extrem populären Produzenten
gefunden – wie kommt man an eine solche Legende? (arbeitete u.a.
Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Beatles, uva.)
Er hat meine Sachen gehört, und er mochte sie, also hat er zugestimmt.
Das alleine ist ja schon ein Kompliment!
Ja, ganz bestimmt. Das war schon ein Traum. Seine Aufnahmen haben mich
schon immer fasziniert. Er hat einfach diese Fähigkeit, so zu
produzieren, dass es sich für den Hörer anhört, als wenn
die Band einfach neben Dir steht – mit all ihrer Energie und
ihrer Spielfreude.
Gibt es noch andere Träume? Leute mit denen Du gerne arbeiten würdest?
Oh, ich habe schon mit so vielen meiner Idole gearbeitet und getourt
– BBKing, John Lee Hooker - was soll da noch kommen? Eine
Zusammenarbeit, die ich mir sehr gut vorstellen könnte, wäre
Chris Whitley. Er ist ein sehr guter Songwriter und ein sehr guter
Gitarrist. Eine sehr interessanter, irgendwie obskure Gitarrist, ich
haben ihn ein paar Male getroffen. Ich würde gerne sehen, was
dabei heraus kommen würde, wenn wir was zusammen machen
würden.
Wo siehst Du Dich in 10 Jahren?
Hmm. Ich hoffe, ich sitze hier wieder mit Dir und erzähle Dir, wie gut die letzten 10 Jahre waren.
Und die letzten 10 Alben...
Ja, vielleicht! Vielleicht mehr. Ich habe noch einiges vor!