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Interview 2007
„Wenn dies mein
letztes Album ist, dann ist es ein gutes letztes“ sagte er uns vor dreieinhalb
(!) Jahren, im Frühjahr 2004 über sein Meisterwerk „Field of Crows“.
Glücklicherweise hat ihm ein wieder erlangtes Publikumsinteresse eines Besseren
belehrt. „13th Star“ ist ein klasse neues Album – und
Fish immer eine Fragerunde wert. Er ist ein spannender Gesprächspartner. Nicht
nur, dass der Schotte immer den Eindruck macht, als wenn er nur kurz ans
Telefon gerannt gekommen wäre, und eigentlich tausend wichtigere Sachen zu tun
hat (was auch der Fall ist!), man weiß auch nie, ob man für seine Fragen durch
den Hörer gezogen wird, oder nicht. Oder wirkt das nur so? Tatsache ist, dass,
dass man in den vergangenen 12 Monaten eine Menge Dinger von Fish gehört hat,
wegen derer es sich anbot, mal nachzuhaken – und dass der Schotte zudem auch
schon wieder auf aktuelle Tournee kommt. Glücklicherweise bekommt man eine
Menge Eindrücke schon auf der DVD, und viele Fragen werden schon dort
beantwortet – was praktisch ist, denn manchmal kann es passieren, dass man bei
einem Schnellredner wie Fish auch gar nicht viele Fragen unterzubringen
schafft…
Ralf Koch im Gespräch
mit Derek William Dick.
Ich höre Ihr seid
schon auf Tournee
Ja, wir haben 4 Wochen UK schon durch, und die Resonanz ist
großartig! Die Band ist toll, das Set ist gut, die Crowds sind exzellent.
Dieses Mal mit neuem
Motto: „Clutching at Straws“!
Ja, wir machen nicht das ganze Album, aber das meiste. Es
gab schon immer ein paar Songs, die ich nicht so mochte – Just for the Record,
Going Under, Torch Song – wir haben die Sachen geübt, falls wir die brauchen,
aber momentan ist das Set auch ohne sie sehr gut. Da sind Incommunicado, Sugar Mice,
Warm Wet Circles / That time of the Night, White Russian, Slainth… - und wir
mischen die Sachen mit neuen Sachen und mit anderem Material und es ist
unglaublich, wie gut die zusammen passen – Dark Star und That Time of the Night
z.B..
„Clutching“ hat mich
damals dann ja auch endlich zum Marillion-Fan gemacht…
Ja, es war mein Marillion-Lieblingsalbum.
Das letzte Mal als
wir gesprochen haben, plantest Du noch ein paar außermusikalische Projekte –
Film, etc – aber daraus kann nicht viel geworden sein, oder?
Nein, wir sind irgendwie aufgehalten worden. Die Childhood-Shows
waren so erfolgreich, damit waren wir 2005 und 2006 auf Tour, die Nachfrage war
so groß. Und als wir dann über das neue Album sprachen, fragte Steve Vantsis,
mein Bassist seit 10 Jahren, ob ich mit ihm schreiben wollte. Und ich dachte,
och nö, Bassisten und Songwriter, klar da gibt es Sting und Paul McCartney,
aber ansonsten sind die nicht gerade berühmt dafür. Aber im Januar kam er dann
mit ein paar Ideen, ich hatte seit Oktober an Textideen geschrieben, und hatte
eine ungefähre Ahnung, in welche Richtung es gehen sollte, und die Ausschnitte
waren großartig! Also haben wir zusammen an den Ideen weitergearbeitet und Ende
April hatten wir das Album fertig. Foss Paterson kam zurück, er hatte ja schon
früher in meiner Band gespielt, war dann weg gewesen, und mit ihm schrieb ich
noch den „Miles“-Track und Frank Usher, der wirklich brillant ist auf der neuen
Tour, kam auch und wir schrieben „Openwater“ zusammen.
Also habt ihr im
Prinzip nichts anderes gemacht, als Musik, Touren, und ein neues Album schreiben…
Ja, das stimmt. Ich sollte in diesem Sommer in Berlin einen
Film machen, das wären 6 Wochen Arbeit gewesen, aber ich hatte mich im Februar
verlobt und wollte im August heiraten, also wären wir in den Flitterwochen
gewesen, also hab ich abgesagt. DÄMLICH! Naja, die Frau hat mich im Mai
verlassen, weil sie sich überlegt hatte, sie wollte gar nicht heiraten, also
hätte ich perfekt Zeit gehabt.
Es gab im Internet
eigentlich alle Intimitäten zwischen Dir und Heather zu lesen – war das nicht
ein bisschen seltsam?
Das ist, wie ich damit umgehe, Ralf. Ich bin ein Schreiber
und ich bin eine ehrliche Haut. Es gab eine Menge Schmerz, eine Menge
Konfusion, Heartbreak. Andererseits war es eine sehr kreative Zeit. Wir waren
im Oktober auseinander gegangen. Wir haben uns geliebt, aber ich wollte keine
Kinder mehr, ich wollte nicht noch eine neue Familie gründen. Und das war zu
einer Zeit, als ich gerade anfing, zu schreiben. Mein 13. Studioalbum, 13
sollte also eine Glückszahl sein für mich. Und ich dachte nach über die
Beziehungen und all die Frauen, die einen Einfluss auf mich in meinem Leben
hatten – meine Mutter, meine erste Freundin, meine erste Frau, meine Tochter,
und Heather war Nummer 12. So kam mir die Idee vom 13. Stern, der ja noch
kommen soll. Es war also klar, dass es um Beziehungen gehen sollte, wie man
durch all diese Dinge geht, wie man denkt, man hat seine Partnerin gefunden,
und dann klappt es doch nicht, wie man sich überhaupt jemanden trifft und wie
man sich dabei auch selber kennen lernt – und das war im Prinzip das, was ich
in der Zeit durchmachte, und wodurch ich selber zu der Erkenntnis kam, dass ich
das doch wollte, dass ich diese Frau doch genug lieben würde, dass ich mit ihr
eine Familie gründen wollte. Ich fuhr also nach York, verlobte mich mit ihr,
wir sprachen über eine gemeinsame Zukunft etc. Und dann ist sie eingezogen
–ausgerechnet die Zeit, in der wir in die heiße Phase mit dem Album gingen.
Aber das wusste sie ja. Das Problem war nur, dass dann die Privatsphäre etwas
eingeschränkt ist – man sieht das ja auf der DVD – so groß sind die
Verhältnisse da nicht.
Und sie hatte immer den Eindruck, dass das Album zwischen
uns stand, sie hat sich nicht daran beteiligt, sie hat es als ihren Gegner
angesehen. Sie hatte das Gefühl, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen,
fing Streitereien an, und das war natürlich alles sehr nervig. Ich hatte ein
neues Album, ich musste eine Band zusammenstellen, hatte einen Zeitplan stehen
mit Calum Malcolm als Produzent, der hatte aber nur ein Zeitfenster von sechs
Wochen, d.h. wir mussten bis Ende Mai das Album fertig geschrieben haben, die
Vorproduktion fertig, wir mussten das Equipment fertig haben, nebenbei musste
ich mich noch um die Vertriebsgeschichten kümmern mit Label, dazu noch meine
15jährige Tochter, die immer mal verrückt spielt und dann sollte ich noch nebenbei
eine Hochzeit für 250 Leute organisieren… das war alles nicht ganz einfach. Und
Heather konnte das alles so nicht hinnehmen. Ein Wochenende vor den Aufnahmen
mit Calum, zehn Wochen vor der Hochzeit sagte sie mir dann, sie wolle nicht
mehr heiraten, sie ging und ich hab sie seit dem nicht mehr gesehen.
Du kannst Dir vorstellen, dass die Emotionen sehr hoch waren
und Calum war phantastisch, er hat die Situation einfach ausgenutzt und das Beste
aus mir rausgeholt. Er nahm mein Herz und führte es zu meinem Kopf. Und so
konnten diese Gefühle ganz einfach aus mir raus fließen. Es ist witzig, die
Presse nennt mich manchmal unromantisch, aber ich rate nur, dieses Album
anzuhören, sich die Texte durchzulesen, dann wird man wohl kaum mehr sagen,
dass ich unromantisch wäre. Das Album wurde im November 2006 geboren, die Texte
sind bis Januar entstanden. Und die intensiven Gefühle, die ich damals hatte,
haben dieses Album geprägt. Und als es an die Aufnahmen dazu ging, stand ich
plötzlich an den selben Gefühlen wieder. Ich musste dieses Album machen. Das
ist mein Leben. Gleichzeitig hat mich dieses Album da rausgeholt, hat mich
abgelenkt. Wenn ich das nicht gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich verrückt geworden.
Ich meine, dieses Album war es auch, das mich dazu gebracht hat, diese
Verpflichtung eingehen zu wollen, zu sagen, ja ich möchte eine Familie und
Kinder, und gerade als alles fertig war, ist das alles in die Brüche gegangen.
Das war schon sehr hart. Aber damit muss ich klar kommen.
Und wenn Du jetzt fragst, ob das nicht etwas arg intim ist,
kann ich nur sagen, wenn jemand ein Problem damit hat, dann ist das dein
Problem, nicht meins. Wie man
in Schottland sagt: „What is meant for you doesn’t go by you“. Und dann kam
dieser Marillion Gig dazwischen…
…wie kam es dazu?
Hey, ich kenne diese Jungs seit Jahren, wir sind Freunde,
die Presse möchte uns ja immer Feindseligkeiten anhängen, aber die gibt es
nicht. Mark, Ian und ich sind regelmäßig in Kontakt, und ich hatte sie in
Glasgow gesehen und hab sie gefragt, ob sie bei diesem Gig beim "Hobble On
The Cobbles"-Festival am 26. August 2007 in Aylesbury, der eigentlichen
Geburtsstadt von Marillion, mit auf die Bühne kommen wollte, damit wir dort
endlich mal unser „Market Square Heroes“ spielen könnten, und sagten zu
(nachzusehen bei YouTube.com). Wir hatten die Presse und die Fanclubs
informiert und es gab eine Menge Aufregung darum, alle fragten, was das jetzt
werden würde – BBC-News, etc. – aber es war völlig klar, es war ein Tag, ein
Song, ein Treffen unter Freunden. Wir sind mittlerweile woanders. „Thirteenth
Star“ ist komplett anderes Album, Steve Hogarth ist ein guter Sänger und er
passt bestens in die Band, also soll jeder sein Ding machen.
Nun warst Du nicht
immer dieser Meinung…. Es gab Zeiten, in denen ihr nicht gerade beste Freunde
wart.
Ja, aber der Tag war cool, es war eine klasse Chance, es hat
Spaß gemacht. Natürlich war es auch mal anders, aber wir sind alle älter
geworden und die Feindseligkeiten haben sich mit der Zeit aufgelöst.
Nur noch ganz kurz:
War es also das Album, das zwischen Dich und Heather gekommen ist?
Heather und ich existiert gar nicht – und gibt es gar nicht
in einem Satz. Sie soll eine neue Beziehung haben, damit ist die Sache klar.
Heather hatte das Gefühl, sie bekäme nicht genügend Aufmerksamkeit und fing
Streits an, um diese zu bekommen. Und das ist ein Punkt einer Beziehung, an dem
es eigentlich schon keinen Ausweg mehr gibt. Und er Streit kam nicht von mir,
ich war viel zu beschäftigt mit anderen Dingen.
Und jetzt hast Du
also ein neues Album, das Dich erstmal wieder eine Weile beschäftigen wird…
Ralf, ich habe ein tolles neues Album, ich bin wirklich
mitgerissen. Es gibt tolle Songs – auch wenn es mich eine Weile gekostet hat,
dass ich es wirklich genießen konnte, aber jetzt weiß ich, was es wert ist. Es
war an dem Tag der Show in Aylesbury, dass ich hörte, dass sie einen neuen
Freund hätte, eine neue Beziehung – und das war der Zeitpunkt, an dem für mich
alle Ketten abfielen, und ich nach zwei Monaten endlich aufhörte, ob wir
vielleicht wieder zusammen kommen würden, ob wir vielleicht Dinge ändern
könnten – alle vielleichts sind von mir abgefallen – und das war der erste Tag
vom Rest meines Lebens. Und es ist ein Album für den 13. Stern, nicht für den
12.! Steve hat wirklich geschafft, ein paar neue Elemente mit rein zu bringen,
und Calum hat alles rausgeholt, was möglich war – er ist ein wahrer
Sound-Zauberer. Und auch der Rest des Teams war perfekt und wir werden in
diesem Team auch nächstes Jahr das nächste Album aufnehmen.
Nächstes Album?
Nächstes Jahr?!
Ja, wir planen bis zum Sommer zu spielen und dann im Oktober
das neue Album anzugehen.
Das klingt ja fast
wie Fieber… das Schreiben im Team klappt also besser als das letzte mit Bruce
Watson?
Absolut. Ich kann sehr gut mit Steve schreiben, und wir
wissen jetzt auch ganz genau, wie wir uns nehmen müssen. Das neue Album ist
mittlerweile wirklich ein Album, das mir Spaß macht, zu hören. Und das sage ich
nicht über jedes Album.
Du hast zwischendurch
– um mal wieder über den Apparat einer Plattenfirma auf Dich aufmerksam machen
zu können – ein Best-of und die DVD über Snapper veröffentlicht – hat das den
Erfolg gebracht, den Du Dir erhofft hattest?
Jein, es ging. Die Promotion hätte noch besser laufen können
– eigentlich gab es kaum welche.
Mit dem zweiten
„alten“ Konzept, der Clutching-Tour könnte man Dir ja auch vorwerfen, dass Du
Dich zu sehr auf alten Lorbeeren ausruhen würdest…
Du hast „13th Star“ doch gehört, oder? Pass auf: Die Sache,
wie „Childhood“ gelaufen ist war so, dass die Anfragen von allen Seiten kamen,
dass ich aufgefordert wurde, das noch weiter zu spielen. Und ich habe da
Material gespielt, das ich mit Marillion geschrieben habe – das ist Teil meiner
Vergangenheit, es sind meine Songs! Und es waren alle glücklich. Und mit „13th
Star“ gehen wir noch einen Schritt weiter. Nicht nur, dass „Clutching“ mein
Lieblings-Marillion-Album ist, es passt wunderbar zu den neuen Songs. Und mit
einem neuen Studioalbum wie diesem kann man doch nicht von alten Lorbeeren
reden. Nächstes Jahr kommt das Album offiziell raus, dann werden wir noch
einmal wieder kommen und die offizielle Tour dazu machen, weil dann die Leute
das Album auch kennen. Die Clutching Sachen werden weiter zurückgenommen, die
Setlist wird sich ändern.
Auf der DVD erwähnst
Du die wahnsinnige Stress-Situation, in die ihr euch mit dem Album begeben habt
– warum hattet Ihr einen solchen Zeitdruck?
Weil ich heiraten wollte! Nun eigentlich wollten wir nächstes
Jahr heiraten, aber dann kam die Frage nach Kindern, und irgendwie wollten wir
dann auch nicht so lange warten, also fragte ich sie, ob sie im August heiraten
wollte – also mussten wir uns etwas ranhalten. Und sie wusste, dass uns dieses
Album so beschäftigen würde, Calum hatte ich letztes Jahr schon gebucht, das
macht man nicht Anfang März ab.
Wie kamst Du denn auf
Calum?
Calum hat schon seit vielen Jahren meine Alben gemastert und
außerdem hat er letztes Jahr (26.8.06) unsere Fan Club Convention in der St
Mary's Church, Haddington aufgenommen, gemischt, gemastert und produziert –
„Communion“, ein phänomenales Akustikalbum mit einer 9köpfigen Band mit tollen
neuen Arrangements, das wir seit Mai über unsere Website verkaufen und das
jetzt im Oktober in die Läden kommt.
Eine andere Sache,
die Du letztes Mal erwähnt hast, war dass Du ungern länger auf Tournee gehst.
Zitat: Du kannst auf Tour nicht (finanziell) gewinnen. Hat sich diese
Einstellung – oder auch diese Situation – geändert?
Weniger durch die Ticketverkäufe als durch T-Shirts, die
Album-Direktverkäufe und Merchandise, was das wieder ausgleicht. Das Problem
sind die Piraten. Man verkauft einfach keine Alben mehr. Und deshalb biete ich
so ein exklusives Package an, mit dickem Booklet, mit Bonus-DVD, das ist etwas,
mit dem man gegen die Downloads konkurrieren kann. Aber ich würde nicht auf
Tour gehen, wenn ich drauf zahlen müsste – das kann ich mir gar nicht mehr
leisten. Das Verwunderliche ist ja seit Jahren, dass die CD-Verkaufszahlen runter
gehen und die Ticketverkäufe hoch gehen.
Kannst Du noch etwas
über Deine Radioshow sagen?
Die Planet-Rock Sache kam ja auch noch während der
Albumphase. Sie haben mich dafür bezahlt, diese Sendung machen zu können, und
ich hatte einen Grund, alte Sachen
wieder rauszukramen, Werbung für meine Musik machen zu können und Demos vom
neuen Album zu spielen. Das war spannend – es gab direktes Feedback auf die
Stücke, die Leute sprachen darüber, das war der Sinn für mich.
Aber ich bin zwar Workaholic, aber ich bin auch Realist. Der
Tag hat auch für mich nur 24 Stunden, und ich habe einfach zu viele Dinge zu
tun, um das längerfristig machen zu können. Und einen Manager kann ich mir
nicht leisten – was der macht, kann ich auch selber. Aber es war eine tolle Zeit,
versteh mich nicht falsch, es war eine sehr kreative Zeit – wir brummten
wirklich, die einzig dunkle Seite dieser Zeit kam von Heather.
Und was ist Fish-TV?
Das ist ein Teil meiner Website, für die man sich eintragen
kann. Es war die Idee von Voiceprint, die Leute können Sachen von mir streamen
– Interviews, Videos, making-ofs,. Archivmaterial, Live-Shows, etc. Es baut
sich erst langsam auf, sowas dauert ja auch seine Zeit. Aber Fakt ist, dass
meine Website mein Fundament für meine Karriere ist. Wir haben Kontakt zu den
Fans, können CDs und Merchandise direkt verkaufen