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Great White
Das war schon eine
positive Überraschung, dass die Jungs sich wieder unter altem Namen zusammen
gefunden haben, um die Geschichte Great White noch ein bisschen weiter zu
schreiben. Noch freudiger die ganze Sache, als unter dem Titel „Back To The
Rhythm“ (sic!) ein richtig gutes Album zusammen gestellt wurde, das alle alte
Fans begeistern dürfte. Richtig abgerundet hat unser Gesprächspartner Michael
Lardie (git) die Sache aber erst, als er die Hintergründe und v.a. die weiteren
Aussichten schilderte.
Der Albumtitel sagt schon
alles, oder
Weißt Du, wenn man so lange etwas mit seinen Freunden
zusammen macht, kommt irgendwann der Punkt, an dem man einfach mal etwas
anderes machen möchte – Soloprojekte, Auszeit, was auch immer. Und wieder eine
Zeit später kommst Du an den Punkt, wo Du Dir sagst, hey, ich vermisse diese
Leute. Vermisse mit ihnen Musik zu schreiben, mit ihnen live aufzutreten – und
deshalb freuen wir uns alle tierisch auf die Konzerte, die wir machen!
Würdest du dies Album
als die Fortsetzung von „You Can't Get There From Here“ (´99) bezeichnen?
Im Prinzip war es sogar so, dass wir damals nach diesem
Album sogar noch eins machen wollten, aber dann gab es so viele Änderungen in
den Plattenfirma, dass wir diese Pläne aufgegeben haben. Und drei Songs aus den
Aufnahmesessions haben wir jetzt sogar wieder mit aufgenommen. Gleichzeitig ist
jede Aufnahme natürlich ein Spiegel der Zeit, in der sie entstanden ist. Und
wir haben eine Menge erlebt – u.a. es die Tragödie von Mark (Kendall; g) und
Jack (Russell; v) in Rhode Island (siehe Fußnote) – es gab also eine Menge
Sachen, aus denen wir schöpfen konnten.
Musikalisch war ich
ehrlich gesagt positiv überrascht über den Rock-Faktor… nach den relativ
ruhigen Sachen in den Neunzigern war das ja nicht unbedingt vorauszusetzen….
Ich weiß nicht, ich denke, man entwickelt sich einfach
weiter. Ich weiß, dass wir vor 12, 15 Jahren an nichts anders als die Band
gedacht haben – so sehr, dass wir schon fast zu dicht dran waren. Man kann über
das neue Album auf jeden Fall sagen, dass es ein bisschen von Allem für Jeden
gibt – Rock wie in den alten Tagen, Balladen, wie sie ja im Prinzip genauso
typisch immer waren, und alles dazwischen.
Ich meine, ich weiß, dass wir ruhigere Sachen in den
Neunzigern hatten, aber wir haben uns immer gesagt, dass wir uns nicht
wiederholen möchten, dass wir neue Sachen ausprobieren wollten. Und deshalb
hatte auch ein Album wie „Sail Away“ (’94) seine Berechtigung.
War das damals auch
ein Versuch, kommerziell erfolgreich zu sein?
Nein, würde ich nicht sagen. Das war einfach, wo wir zu der
Zeit waren. Und schon „Let It Rock“ (’96) hatte wesentlich mehr Biss wieder.
Erzähl, wie ihr
wieder zusammen gekommen seid! Wessen Idee war es?
Es lag in der Luft über mehrere Jahre. Wir standen
eigentlich immer in Kontakt. Und 2005 war Jack an einem Punkt, an dem er eine
Auszeit brauchte, er ging in die Rehab und musste für sich ein paar Dinge
richtig stellen, und als er wieder raus kam, rief er mich an und sagte, wir
sollten mal wieder drüber nachdenken. Die Pause war lang genug gewesen und die
Zeit war richtig. Und 2006 haben wir uns bei Jacks Geburtstag getroffen. Und
während wir anfangs noch dachten ’wow, ich kann nicht glauben, dass wir alle im
selben Raum sind’, hätten wir nach 5 Minuten quasi einfach weitermachen können,
wo wir aufgehört hatten. Es gab keine Feindseligkeiten, der Vibe war da, wir
waren alle froh, uns wieder zu sehen, und von da an war es klar, dass wir
wieder eine Platte machen würden. Und seit Mai spielen wir auch wieder
regelmäßig Konzerte.
Und wann kommt ihr
nach Europa?
Momentan sprechen wir über die Möglichkeit Oktober /
November. Im Prinzip waren wir als Band seit 1999 nicht mehr in Europa.. also
wird es dringend Zeit!
Du erwähntest
Feindseligkeiten – was waren die Gründe für den Split?
Feindseligkeiten waren es nicht! Es liegt einfach in der
Natur eines kreativen Künstlers, etwas Neues ausprobieren zu wollen. Jack
wollte ein Soloalbum machen, Jack wollte ein Blues-Album machen, also warum
sollten wir nicht einfach mal eine Pause machen. Wir hatten ja alle unsere
kleinen Projekten nebenher – Sean (McNabb, b) mit u.a. Dokken, Audie (Desbrow,
dr) als Session-Drummer, ich habe 4 Jahre mit Night Ranger gearbeitet und Jack
und Mark sind zusammen unterwegs gewesen.
Zuerst unter dem
Namen Jack Russel (solo).
Ja, so fing er an, und irgendwann rief er an und fragte, ob
er mit seiner Band nicht auch ein paar größere Shows spielen könnte unter dem
Namen Great White, die Solo-Sache hätte nicht so richtig geklappt…
Was ja schon etwas
seltsam war für die anderen Bandmitglieder, oder?
Ja, das stimmt, und ich bin froh, dass ich sie nie live
gesehen habe, weil mir das dann doch viel zu seltsam gewesen wäre.
Das könnte ja z.B.
ein Grund für Feindseligkeiten sein, oder?
Könnte so sein, aber wir sprechen hier über eine Gruppe von
Freunden, die sich seit fast zwanzig Jahren kennen und lieben – also das war
schon eher eine Familienangelegenheit.
Andere Bands schaffen
es, über so etwas Kriege zu führen…
Nein, nein, wir haben nur gesehen, dass sie in einer
Situation waren, in der sie etwas Unterstützung gebrauchen konnten. Ich war
beschäftigt mir Night Ranger, also warum nicht?
Jacks Solokarriere
war also nicht so recht erfolgreich…
Jack hatte schon 1996 ein Album gemacht – „Shelter Me“ – und
das war sehr viel Great White-verwandter. Sein zweites Album „For You“ war
relativ poppig – und das ist sehr schwierig für jemanden, der als
Blues-Rock-Sänger bekannt ist. Aber Jack wollte dieses Album gerne machen, er
war sehr froh, dass er es gemacht hatte, er hatte ein paar tolle Musiker auf
dem Album, und das war, was gut an dieser Sache war. Wenn dann jemand diese
Platte kauft und gut findet, dann ist das nur ein Bonus. Er kann ja nicht eine
bestimmte Platte machen, nur weil man es so von ihm erwartet.
Das bringt mich auf
Deine Aussage, dass Euer neues Album „etwas für jeden“ bereithalten sollte –
ist nicht auch dieses Album in erster Linie für Euch selbst?
Ja, man versucht im Idealfall immer, ein Album zu machen,
mit dem man voll zufrieden ist. Gleichzeitig sind wir aber auch durchaus in
einem Geschäft tätig, in dem es vorteilhaft ist, Platten zu verkaufen. Wir sind
in der glückliche Lage, viele Fans zu haben.
Das war also durchaus
ein Gesichtspunkt, den ihr bedacht habt, als ihr das Album geschrieben habt?
Der wichtigste Gesichtspunkt war, dass wir etwas machen
wollten, was unsere komplette Karriere und verschiedenen Stationen abdeckt. Ich
meine, unser Musikgeschmack ist sehr weit gefächert – von Billy Joel bis
Suicidal Tendencies – und alles dazwischen. Da st es nicht ganz so einfach,
einen gemeinsamen Nenner zu finden.
Du hast bereits
erwähnt, drei Songs hatten ihr noch „übrig“ – wie ging es weiter?
Die anderen 9, 10 Songs haben wir von Dezember ´06 und Februar
geschrieben, und das war schon sehr spannend. Der größte Unterschied zu damals
war, dass wir nicht mehr alle in der selben Stadt wohnen, also haben wir uns
MP3s hin und her geschickt, und Jack hat sich die Songs in seinem Auto angehört
und Texte dazu geschrieben, oder er hatte eine Melodie, hat mir die am Telefon
vorgesungen und ich hab die Musik daraus gemacht. Wir waren in den zweieinhalb
Monaten eigentlich nur zweimal zusammen, aber wir waren die ganze Zeit über
kreativ gearbeitet. Und auch bei der Vorproduktion haben wir vieles noch über
MP3s geklärt – mach dies noch etwas härter, usw.
Erst, als wir dann aufgenommen haben, haben wir uns ein
Studio in L.A. gemietet und haben das ganze innerhalb von 25 Tagen aufgenommen.
Habt Ihr je eine
Modernisierung angedacht – vergleichbar mit den klasse neuen Alben von Europe?
Nicht für diese Band. Great White waren für mich immer eine
Blues-orientierte Rock’n’Roll-Band, und so sollte es in meinen Augen auch immer
sein. Und da hätten wir schon einige etwas verstört, wenn wir unseren Fans da
etwas komplett anderes angeboten hätten. Ich habe Europe noch nicht wieder
gehört, aber ich weiß wohl, dass die Scorpions ein paar komische Experimente
gemacht haben. Ich meine, wenn man als Band so lange Musik macht, hat man ja
auch eine gewisse Tradition… da muss man also schon aufpassen, in wie weit man
sich verändert. Gleichzeitig kann ich auch nicht sagen, was wir beim nächsten
Album machen werden.
Ein Track wie „Here
goes my Head again“ ist ja schon fast modern, oder?
Ja, das witzige an diesem Song ist, dass er zwar einen
modernes Feeling hat, aber wenn man die Wechsel und Chords ankuckt, dann gibt
es da auch Retro-Strukturen, die an die Beatles erinnern.
Es gibt also schon
Pläne für ein zweites Album? Ab jetzt zusammen für den Rest Eures Lebens?
Es gibt diese Pläne, ja. Wenn man uns noch hören möchte. Momentan
gibt es für uns alle nichts Wichtigeres und wir haben alle unser Leben darauf
eingestellt – und das für mindestens fünf Jahre! Also mindestens 1, 2 Alben –
und wir wollen auch definitiv eine vernünftige DVD machen! Also hoffen wir mal
das Beste.
Wo steht das neue Album
für Dich?
Wir haben das Album komplett alleine gemacht, waren dabei
sogar sehr schnell, wir hatten sehr viel Spaß im Studio und es war schön, dass
wir alle zusammen waren dabei.
Was nicht ganz die
Frage beantwortet…
Musikalisch steht dieses Album für mich auf einer Linie mit
„Psycho City“, und das war immer mein Lieblingsalbum. Aber das ist nur meine
Meinung…
Fußnote / Rhode Island:
Am 20. Februar 2003 brach bei einem Konzert in West Warwick, Rhode Island,
ein Feuer aus. Die eingesetzte Pyrotechnik
setzte die styroporverkleidete Decke des Clubs in Flammen und löste den Brand
aus, der sich rasend schnell ausbreitete. Durch das Feuer, Rauchvergiftungen
und eine einsetzende Massenpanik starben über 100 Zuschauer, sowie der
Bandgitarrist Ty Longley. Bei der darauffolgenden Gerichtsverhandlung war die Band ebenfalls
angeklagt, wurde aber in allen Punkten freigesprochen. Der Manager der Band,
dem man die Verantwortung für die Lichtshow anlastete wurde zu vier Jahren Haft
verurteilt. Great White rief nach dem Unglück den The Station Family Fund
ins Leben und sammelte durch Veröffentlichungen und Konzerte Geld für die
Hinterbliebenen der Opfer. (Quelle: de.wikipedia.org)