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Ein Mann mit diesem Namen musste es schaffen: Der 31-jährige
Kanadier J.D. Fortune setzte sich gegen vierzehn Kandidaten in der
Reality-TV-Show "Rock Star: INXS" durch und ist nun der neue Sänger
der australischen Rock-Legende INXS! Im Finale hatte sich Fortune in der
CBS-Sendung gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. "Seit heute sind wir
wieder eine komplette Band. J.D. wird Spontaneität in unsere Live-Shows
bringen. Außerdem hat er Star-Qualitäten und ist ein inspirierter Textschreiber",
so Gitarrist Tim Farriss in einem Statement. Die neue Single von INXS mit dem
Titel "Pretty Vegas", die vor dem Finale der Show aufgenommen wurde,
erscheint am 09. Dezember. Das brandneue INXS-Album "Switch", das
seit dem 2. Dezember erhältlich ist, aufgenommen in Zusammenarbeit mit dem
Produzenten Guy Chambers (Robbie Williams, Natasha Bedingfield, Kylie Minogue
u.a.) ist das erste Album der Band seit acht Jahren. Für den Januar steht eine
Welttournee an.
Das Album hat alles,
was ein INXS Album braucht, oder?
Wow, das ist sehr nett, danke! Wir wussten, dass wir
aufgrund des Erbes, das wir antreten mussten nach 20 Jahren Michael Hutchence,
wirklich etwas auf die Beine stellen mussten. Und wir sind sehr froh, dass wir
mit JD jemanden gefunden haben, der uns die Möglichkeit dazu gibt. Wir sind
sehr glücklich mit dem, was wir jetzt sind und was wir machen wollen.
Seine Stimme ist der
Michaels sehr ähnlich – war das eine Voraussetzung für Euch?
Nein, absolut nicht. Von den letzten 15 Kandidaten von
Rockstar : INXS waren mehr als die Hälfte Frauen! Wir hatten also keine Ahnung,
wie es ausgehen würde. Ich hatte schon die ganze Zeit über Songs geschrieben,
bzw. als Co-Author mitgeschrieben, insgesamt ca. 30 Songs, und manche davon
habe ich auch mit Frauen geschrieben, damit wir Material hätten, wenn es eine
Frau geworden wäre.
Ihr wart also auf alles vorbereitet.
Ja, absolut. Da passieren so viele Dinge, wenn es darum
geht, wer gewinnt, so viele organische Dinge, über die wir auch keine Kontrolle
hatten. Das haben wir auch erst während der TV-Show gemerkt. Aber ich muss
schon sagen, dass wir JD sehr früh favorisiert hatten, aber nicht unbedingt,
weil seine Stimme der Michaels so ähnlich ist. Tatsache ist sogar, dass seine
Stimme sehr viel tiefer ist! Wir mussten sehr genau schauen, welche Songs wir
auf´s Album nehmen, damit sie in der für ihn richtigen Tonlage waren. Die erste
Woche nach der Show im Studio war dabei schon sehr intensiv.
Wenn das ein Problem
war – wird er die alten INXS-Sachen singen können?
Ja, absolut. INXS haben eh so viele Songs, da werden wir
keine Probleme haben, ein Programm zu füllen. Und JD ist ein großartiger
Sänger! Er war lange ein absoluter INXS-Fan, so dass er also auch mit dem
nötigen Respekt an die Songs geht.
Und er ist sogar ein Songwriter – wird er Michael
Hutchence also komplett ersetzen können?
Nun, wir waren nie auf der Suche nach einem Michael-Klon.
Und niemand kann Michael ersetzen! Was seine Songwriter-Qualitäten betrifft,
ich schreibe immer noch den Großteil der Songs, aber er bringt sich ein, hat
eigene Ideen, bringt auch seine Sichtweise der Welt mit ein. Er kann sehr gut
mit Worten umgehen.
Trotzdem hat er als Fan natürlich seine Sichtweise von
dem, wie INXS sind oder immer waren. Passt das zusammen mit Deinen Plänen, dass
INXS sich immer entwickeln sollen?
Ja. „Switch“ ist unser 11. Studioalbum, und ich möchte schon
meinen, dass auch das neue Album eine Weiterentwicklung ist für uns. Das geht
gar nicht anders. Es sind 8 Jahre seit dem letzten Album, und wir alle haben so
viel erlebt, neue Einflüsse aufgesogen – das bringt man alles auch mit ins
Studio.
Trotzdem ist dies ja eben ein „sehr typisches INXS Album“
– du ich verstehe auch sehr gut, dass das nach den 8 Jahren genau so sein muss.
Gibt es Deiner Ansicht nach musikalische Änderungen?
Ich denke schon. Aber vielleicht bezieht sich das auch
einfach auf die Tatsache, dass wir viele verschiedene „typische“ INXS-Stile
vermischt haben. Manches klingt nach den ganz frühen Sachen, vieles eher nach
den letzten Alben. Und immer noch würde ich sagen, dass es auch für uns neue
Elemente gibt, die aber trotzdem nach INXS klingen. Wir haben 4 Studios
gleichzeitig benutzt, u.a. weil wir in so großem Zeitdruck waren. Wir sind
immer hin uns her gewandelt, haben Sachen ausgetauscht, das war schon sehr
spannend – auch weil die Studios von der art und den Aufnahmetechniken ganz
verschieden waren. Sony hat einen kleinen Film davon aufgenommen, ich glaube, sie
wollen ihn auf der Dual Disc veröffentlichen.
Die Aufnahmen fanden in nur 6 Wochen statt – war das so
geplant? Oder hattet Ihr keine andere Wahl, weil die Zeit so knapp war?
Wir hatten eine Deadline, klar, aber es kann sehr gut sein,
wenn Du Dich nicht ewig im Studio verlierst uns an den Songs herumbastelst, das
macht ein Album auch nicht unbedingt besser. Tatsache ist ja auch, dass der
Hauptteil der Albumproduktion ja der Songswriting-Part war, und den hatten wir
ja größtenteils schon hinter uns. Also brauchten wir nur noch den
„Feinschliff“, und damit sind wir im Prinzip am Tag nach der Entscheidung
eingestiegen.
Wart Ihr die ganze
Zeit dabei während der Show?
Die Show lief ungefähr 3 Monate, und während wir anfangs,
als noch 15 SängerInnen zur Auswahl standen, noch eher passiv zugeschaut haben,
sind wir gegen Ende der Show immer mal mit auf die Bühne gekommen, um ein paar
Songs mit den Finalisten zu spielen.
Wir gehen im Januar auf Tournee, startend in Kanada, wo JD
her kommt, und spätestens im Sommer sollten wir auch nach Deutschland kommen.
JD ist sehr gut sowohl als Sänger als auch als Entertainer –
er ist der geborene Frontmann. Und die Leute lieben ihn.
Ihr hattet verschiedene Sänger – gab es nie Pläne, mit
einem von denen weiter zu machen?
Die Shows und die Tourneen, die wir in den acht Jahren
gemacht haben, waren gute Shows, aber irgendwie hatten wir, glaube ich, nie das
Selbstvertrauen und das gute Gefühl, das wir jetzt haben. Naja, und was die
Möglichkeiten für Aufnahmen betrifft: Mit Jimmy Barnes haben wir 1991 zumindest
die Single "Good Times" aufgenommen, mit Terence gab es eigentlich
nie diese Pläne, weil der eher seine Solokarriere verfolgen wollte und was mit
Jon nicht klappte, kann ich eigentlich gar nicht sagen. Die Shows mit ihm waren
eigentlich gut, und wir sind gut miteinander ausgekommen, aber weiter ist es nie
gegangen. Und plötzlich hatte Kirk diese Idee von dieser Fernsehshow – naja,
und ab da wurde das ein Selbstläufer.
Ich habe keine Ahnung. Ich weiß, dass er sein Ding macht,
aber was genau, kann ich Dir nicht sagen.
Früher war Michael das Aushängeschild der Band – hast Du
diese Rolle nun übernommen? Oder denkst nicht in solchen Kategorien?
Ich weiß, was Du meinst, es gibt meistens eine Figur die
gefragt ist, und von den anderen kennt man nicht einmal die Namen. Aber die
Sache bei INXS ist, dass wir seit 25 Jahren zusammen spielen, dass wir drei
Brüder in der Band sind und auch Kirk und Garry immer gleichberechtigte
Mitglieder waren. In der Vergangenheit haben Michael und ich die meisten Songs
geschrieben, nun ist Michael nicht mehr da, und meine Rolle hat sich im Prinzip
nicht verändert. Bin ich deswegen besonders wichtig? Wir alle tragen bestimmte
Rollen in der Band – und ich bin vielleicht der kreative Kopf der Band. Aber
ich bin mir ziemlich sicher, dass schon sehr bald JD die meiste Aufmerksamkeit
auf sich ziehen wird.
Noch eine Frage: Inwiefern hat „Kick“ Euer Leben verändert?
Oder war das für Euch eher ein langsam steigender Erfolg?
„Kick“ war unser sechstes Studioalbum, und wir hatten viel
Zeit, uns auf den Erfolg vorzubereiten. Zudem genossen wir in Australien auch
schon vorher einen recht guten Status.
Obwohl wir recht prominente Hilfe hatten, wussten wir auch
ziemlich genau, wie das Album klingen sollte. Und ironischerweise wurde „Kick“
am Anfang nicht einmal so besonders gut aufgenommen. Unsere Plattenfirma in
Amerika wollte es zunächst nicht einmal veröffentlichen, weil sie es nicht
mochten. Man muss in seine Sache glauben, dann kann Dir nichts passieren. Aber
sonst hast Du immer wieder Leute, die Dein Selbstvertrauen untergraben.
Nun, nach der Geschichte, die Ihr habt, kann Euch das ja
nicht mehr passieren...
(lacht) es kann Dir sogar in der U-Bahn passieren! Aber ich
weiß, was Du meinst. Vom künstlerischen her wollten wir mit diesem Album sicher
gehen, dass wir das beste Album abliefern, was wir könnten. Das ist unser 11.
Album, wir haben tolle Songs, mit Guy Chambers einen fantastischen Partner in
der Produktion gehabt und ich bin wirklich gespannt, was wir mit INXS noch
alles erleben können!