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Jeff Healey Interview
Er ist und bleibt
einzigartig. Nicht, dass er der beste Gitarrist der Welt ist – wie er selbst
sagt, den gibt es gar nicht, und den braucht auch keiner, schließlich müssen
sich Menschen ja weiter entwickeln können – aber er gehört doch zu den ganz
großen. Was ihn schon eher speziell macht, ist sein fehlendes Augenlicht, das
er im zweiten Lebensjahr wegen Augenkrebs verloren hat. Und daraus resultierend
entwickelte er seine ganz eigene Gitarrentechnik – sitzend, die Gitarre auf den
Knien liegend gelingt es ihm, dem Saiteninstrument ganz spezielle Töne zu
entlocken. Doch er ist nicht nur
Musiker, weshalb ihn auch die Fertigstellung seines aktuellen Werkes „Get me
some“ ganze fünf Jahre gekostet hat. Ich erfuhr, was er sonst noch so in
der Zwischenzeit gemacht hat.
Die erste CD seit 5
Jahren – was hast Du in der Zwischenzeit gemacht?
Oh, jede Menge! Wir sind viel gereist, haben viel live
gespielt, haben jede Menge Aufnahmen mit den unterschiedlichsten Leuten
gemacht, haben das Label gewechselt und ein eigenes Label gegründet (Forte
Records & Productions) und haben eine Menge anderer Künstler gemanagt, z.B.
Amanda Marshall – und das alles hat so viel Zeit gekostet.
Was heißt Aufnahmen
mit anderen Künstlern?
Das kannst Du auf dem Album hören. Die Aufnahmen, die Auf
dem Album gelandet sind, sind das beste aus dem, was wir in den vergangenen
Jahren produziert haben.
Also hast Du die
ganze Zeit Songs geschrieben und aufgenommen?
Ja, immer mit verschiedenen Leuten und ij verschiedenen Studios.
Mit Marti Frederiksen, z.B.. Er ist ein Musiker, Songschreiber und Producer aus
L.A.., oder auch Arnold Lanni, Jim Scott (Bryan Adams) und so.
Marti Frederiksen
wird des öfteren auch in den Credits aufgeführt, war das eher
produktionstechnisch, oder auch schon vorher?
Ja, wir haben eine Menge Songs zusammen geschrieben, nicht
alle davon haben wir verwendet. Aber Sachen wie „The Damage is Done“ und
„Holding On“ gehören wirklich zu meinen Lieblingssongs auf dem neuen Album. Wir
hatten eine Menge Spaß beim Schreiben und Aufnehmen.
Die CD enthält 9
Eigenkompositionen, was mehr ist, als auf allen anderen CDs zuvor
Ja, möglich, ich habe darauf noch nie geachtet, welche Songs
von mir sind, und welche von anderen. Ich nehme einfach nur immer die besten
Songs, die wir aufgenommen haben. Die Songs, die von anderen geschrieben
wurden, sind ja auch keine Coverversionen, da sie nie zuvor aufgenommen wurden.
Die haben die also
speziell für Dich geschrieben?
Ja, wir kriegen Tausende von Tapes jedes Jahr, die wir benutzen
können oder sollen. Die hören wir und an, und da ist immer wieder gutes
Material dabei. Und machmal nehmen wir das dann auf.
Wie Du das sagst,
klingt das, als wäre es das selbstverständlichste der Welt... allerdings
hattest Du auf den ersten beiden Alben auch Coverstücke...
...ja, und das dritte Album „Cover to Cover“ war sogar ein
reines Coveralbum. Das war dann übrigens auch das letzte Album auf BMG/Arista,
danach haben wir das Label verlassen.
Insofern also doch
einige Neuerungen zum aktuellen Werk. Gab´s andere Veränderungen?
Wir haben sehr viel mehr herum experimentiert. Es gibt alles
von den Songs, die wir praktisch live eingespielt haben bis zu Songs, auf denen
wir fast alles nachträglich verändert haben mit Overdubs etc. Wir haben
versucht, ein wirklich abwechslungsreiches Album zu machen. Und ich glaube, das
ist uns mit der Mischung aus schnelleren und mehr balladesken Songs auch
durchaus gelungen, was auch an der Tatsache lag, dass die Songs in so vielen
Sessions entstanden sind und dass wir verschiedene Produzenten hatten. Es war
uns auch wichtig, dass die Stücke nicht
zu lang werden, sondern kurz und bündig auf den Punkt kommen. Das ist manchmal
gar nicht so leicht! Und so haben wir ein Album, das man von A-Z unterhaltsam
durchhören kann.
Coverversionen sind
ja im Blues eigentlich nichts ungewöhnliches...
...ich würde unsere Musik gar nicht als Blues bezeichnen,
zumindest nicht so, dass ich je ein reijnes Blues Album gemacht hätte. Wir
haben eine Menge Bluessongs gemacht, aber auf dem neuen Album finde ich keinen
wirklichen Blues. Grundlagen davon, ja, aber wir haben schon immer eine weite
Bandbreite an Stilen gespielt.
Du würdest es also
eher „Rock“ nennen?
Wie wäre es mit „Musik“? Ich meine, ich hoffe, dass man es
als Musik bezeichnen kann.
Welche Rolle spielen
die Texte? Sie sind ja nicht abgedruckt...
...da kucke ich nicht drauf...(lacht). Nein, wenn du
irgendwelche Bedeutungen in den Texten suchst, musst Du auf anderen CDs kucken.
Es ist z.B. nicht so, dass „My Life Story“ irgendwie autobiographisch ist,
davon halte ich nichts. Es gibt Entertainment und Privatsphäre. Der einzige
Songs, der da etwas herausfällt ist „Rachel´s Song“, den habe ich für meine
Tochter geschrieben, aber ansonsten kann ich über alles schreiben, was Du mir zuwirfts
und ich ein bisschen drüber weiß. So wichtig sind mir die Texte nicht.
Auf „Macon Georgia
Blue“ spielst Du sogar Piano, auch das erste Mal, oder?
Auf einem Album, ja, aber ich spiele viele Instrumente. Auf
„See the Light“ habe ich auch schon mal Harmonika gespielt, aber sonst spiele
ich solche Instrumente eher für mich oder zu Demo-Zwecken. Ich bin kein
Pianist, ich spiele gerade so viel, dass ich jemanden begleiten kann. Genauso
wie ich Drums, Bass, Trompete oder Posaune spiel.
Jetzt im Herbst bist
Du auch wieder in Europa unterwegs, spielst Du lieber Clubkonzerte oder größere
Hallen?
Hey, wir nehmen, was wir kriegen. Aber ich glaube auch, dass
diese Leute, die immer sagen, dass Clubkonzerte viel besser sind, weil sie
persönlicher sind, das Spiel des Entertainers nicht gelernt haben. Es geht
nicht um die Größe der Halle, es geht darum, wie gut die Band drauf ist, und
wie zufrieden das Publikum ist, ganz egal, ob da 4 oder 100 Tausend sind. Wenn
ich Musik mache, egal ob auf der Bühne oder in einer Jam Session, dann spiele
ich nicht für mich oder für die Musiker. Ich spiele so, wie ich es hören wollen
würde, wenn ich selbst im Publikum wäre. Ich gebe immer mein bestes, um das
Konzert zu einem speziellen Ereignis werden zu lassen.