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Interview 2001
Er war Gründungsmitglied und in den ersten Jahren die
unverwechselbare Stimme von Asia – seinem bis heute größten Erfolgsprojekt. Natürlich
hat er noch einige andere erwähnenswerte Highlights in seiner Karriere
vorzuweisen - wie u.a. die Band King Crimson, GTR oder UK, bei denen er
ebenfalls Saiten und Stimme beitrug. 1986 stieg er bei Asia aus, um Solo-Alben
unter eigenem Namen zu veröffentlichen – und davon gibt es gerade ein
brandneues: "Sinister".
Die erste neue CD seit einer recht langen Zeit...
Ja, normalerweise brauche ich drei Jahre, um ein neues Album
zu konzipieren, zu schreiben und aufzunehmen. Ich meine, ich habe keine
Probleme, Songs zu schreiben. Die Hauptschwierigkeit ist eher das Konzept. Ich
mag es nicht, einfach eine Reihe Songs aufzunehmen und aneinander zu hängen.
Und die letzten drei Alben seit 1994, „Battle Lines“, „Arkangel“ und jetzt
„Sinister“, bilden eine Einheit.
Jedes Mal, wenn ich ein Album fertiggestellt habe, sage ich
mir, das war´s jetzt. Ich kann nicht mehr, ich bin leer, ich schaffe kein
weiteres Album mehr. Und dann dauert es Monate, bis mir langsam wieder Ideen
kommen und ich die Energie finde, mich mit neuen Songs auseinanderzusetzen. Und
ungefähr 2 ½ Jahre später bin ich dann soweit, ein neues Album aufzunehmen. Das
ist eigentlich der Normalzustand, den ich jetzt 25 Jahre lang durchgemacht
habe.
Das neue Album hat
also auch wieder ein Konzept?
Ja. Ich möchte jetzt nicht zu dramatisch klingen, aber vor
zwei Jahren bin ich Vater geworden, das erste Mal mit 49 Jahren. Ich dachte
nicht, dass das noch passieren würde, aber mein Sohn hat mein ganzes Leben
verändert. Vorher bin ich immer nur auf Achse gewesen, immer auf Tour, immer am
arbeiten, nie zu Hause. Und das hat sich jetzt komplett geändert. Jetzt bin ich
mal fünf Tage auf Tour, komme dann zurück und gehe dann wieder nur fünf Tage
auf Tour, usw. Ich mag es nicht mehr, monatelang unterwegs zu sein.
Du hast ja auch für
das neue Album schon Gigs gespielt...
Ja, ich habe fünf Gigs in Europa gespielt, 2 in Mexiko, was
noch.... ach ja, vor zwei Tagen war ich in Japan (lacht). Manchmal kriege ich
gar nicht mehr mit, wo ich bin. Als nächstes kommen 10 Daten in England...
Und wann sehen wir
dich in Deutschland?
Im Sommer. Ich plane, ein paar Gigs zu spielen, ein paar
Festivals.
Ist Martin Orford
eigentlich immer dabei?
Ja, in den letzten drei Jahren war er eigentlich immer in
der Tour-Band – da IQ eh nicht viel spielen...
Wenn man die Liner-Notes im Booklet liest, scheint dieses
Album sehr wichtig zu sein für dich. Kannst du das erläutern?
Für mich ist es das dritte in einer Trilogie, die mit
„Battle Lines“ begann. Ich weiß noch nicht, was jetzt folgt, aber diese Reise
wollte ich machen und zu Ende bringen. Es fing 1994 an, als ich versuchte, eine
Menge emotionaler Dinge loszuwerden, und ich habe mir gesagt, ich möchte keinen
Unsinn mehr schreiben, wie ich es lange Zeit mit Asia getan hatte. Ich wollte
die Songs sehr viel persönlicher machen. Und jetzt ist jeder Song, den ich
schreibe, autobiografisch. Mit Asia war das eher rhetorisch, das hätten Songs
über jeden sein können. Wenn man die Songs dann nicht mag, ok, aber wenn man
die Songs mag, kann ich sagen, ja, das ist ein Teil meines Lebens, ein Teil von
mir, den du da hörst. Mit den Bands, in denen ich vorher war, ging es immer nur
darum, clever mit Worten umzugehen.
Und wenn ich heute von der Bühne komme, und mich jemands
fragt, wovon dieser oder jener Song handelt, dann kann ich sagen, der ist über
meine Mutter oder der ist über meinen Sohn.
Hast du ein
Lieblingsstück auf dem Album?
Ja, ich mag besonders „No ordinary Miracle“, weil der über
meinen Sohn ist. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich noch einmal Vater
werde, und dann ist es passiert und ich bin wirklich glücklich darüber. Und
dann gibt es einen Song über meine Scheidung, die ungefähr drei Jahre gedauert
hat: „Before your Eyes“. Jeder Song ist ein wichtiges Stück Musik für mich. Das
ist einfach etwas anderes, als normale Pop-Songs zu schreiben.
Und das ist auch der Grund, warum dieses Album so lange
gedauert hat.
Ja, ich wollte alles richtig machen. Es war mir wichtig, ein
Konzept dahinter zu haben. Ich meine, ich war in diversen Bands in der
Vergangenheit, und wir sind ins Studio gegangen und haben 50 Minuten Musik
aufgenommen. Heute ist das wesentlich detaillierter, ich muss auch selber da
hineinkommen.
Wenn die drei letzten
Alben zusammenhingen, würdest du auch sagen, dass sie musikalisch ähnlich sind?
Ja, sicherlich. „Battle Lines“ war sicherlich das
kommerziellste, aber es war auch der erste Schritt auf meinem Weg, meine Musik
persönlicher zu schreiben. Und darin bin ich heute besser, also ist jedes Album
näher an dem, was ich machen will. Ich weiß, wie gesagt, noch nicht, was als
nächstes kommt. Ich habe dieses Album ja gerade erst fertiggestellt, und
deshalb weiß ich ja noch gar nicht, ob ich überhaupt wieder einen Song
schreiben kann (lacht).
Es gibt eine Sache, an die ich mich immer erinnern werde,
das war in Rio de Janeiro, bei unserem letzten Gig, den ich jemals mit Asia
gespielt habe. Ich stand auf der Bühne, und sah einen Typen, der diesen
„Heavy-Metal-Gruß“ (was auch immer das sein soll... Anm. d. Verfassers), und
ich sagte mir, ich bin jetzt 42, da muss noch mehr sein, als dies. Und als ich
von der Bühne kam, hab ich den Jungs gesagt, das war´s, ich werde das nicht
mehr machen, ich will etwas anderes ausprobieren. Und seitdem mache ich meine
Musik persönlicher.
Trotzdem warst du einer von denen, die bei der Asia-Reunion
mitgemacht hätten...
Wir hatten es angedacht, ja. Ich habe gesagt, wenn es
passiert, bin ich dabei, dann will ich nicht derjenige sein, der das zum
Scheitern bringt. Aber es passierte nicht, und ich bin nicht böse darüber. Es
gab damals so viele Probleme damals mit Asia. Zum Vergleich: mit meiner
jetzigen Band haben wir eine Regel: Sobald wir zu den Gigs gehen, lassen wir
unsere Egos zurück. Keine Egos in der Umkleidekabine, keine Egos auf der Bühne.
Und bei Asia ging es eigentlich nur um Egos – und ich habe eine Menge gelernt
seit dem. Das Geheimnis einer glücklichen Band ist, keine Egos mit
hineinzubringen.
Hast du noch Kontakt
zu ihnen? Hast du ihre letzte Platte gehört?
Nein, ich höre mir ihre Sachen nicht an.
John Payne hat sich
beklagt darüber, dass du dich negativ über seinen Gesang geäußert hättest...
Ich mag den Typen nicht. Muss ich doch auch nicht.
Aber jemanden nicht
zu mögen ist etwas anderes, als sich über ihn auszulassen...
Ich kenne ihn ja nicht einmal, um ehrlich zu sein. Aber ich
glaube nicht, dass er das Recht hat, bei Asia zu singen. Er war nicht dabei,
als es anfing und es konzeptionalisiert wurde, ich wohl Es war mein Baby, und
ich finde es schon ziemlich frech, wenn jemand anderes das dann übernimmt.
Nein, ich bin nicht glücklich darüber.
(Leider fehlte mir an dieser Stelle die Zeit, nachzufragen,
was er zu den zweiten (und dritten) Generationen von Marillion, IQ oder Genesis
hält/hielt... ich werde es versuchen, nachzuholen!)
Also gibt es keine
Chance für eine Reunion, wie Geoff Downes sie sich vorstellen würde.
Nein, absolut nicht!
Du warst Mitglied in
so vielen großen Bands – jetzt nur noch als Solokünstler.
Ich habe auch noch andere Projekte. Wenn mir jemand einen
Song schickt, den ich mag und mich fragt, ob ich ihn produzieren möchte, dann
mache ich das meistens. Vor ein paar Jahren habe ich mit Steve Hackett an
seiner Genesis Revisited Album. Das hat wirklich Spaß gemacht, ich liebe es,
mit anderen Musikern zusammen zu arbeiten. Man profitiert von ihrer Energie,
kriegt neue Impulse, das ist gut für mich. Und es bringt mir etwas Distanz zu
meiner eigenen Produktion.
Auf Deinem neuen
Album hast du ja auch mit diversen Leuten zusammengearbeitet.
Ja, alles Leute, die ich seit 20/25 Jahren kenne. Robert Fripp, Ian McDonalds, Steve
Hackett, Jim Valance, Ringo Starr. Wie gesagt, ich arbeite sehr gerne
mit anderen Leuten zusammen. Es gibt ein Album, das ich vor mittlerweile 20
Jahren gemacht habe, „On the Crossfire“, mein erstes Soloalbum, da habe ich
alles alleine gespielt, weil ich dachte, das müsste so sein. Aber mittlerweile
weiß ich, wie wichtig es ist, mit anderen zusammen zu arbeiten. Und da ist es
natürlich sehr vorteilhaft, in der Position zu sein, in der ich mir aussuchen
kann, mit wem ich arbeiten möchte. Nicht in einer Band zu sein, in der man
immer mit den selben Musikern spielt.
Hast du
Lieblingsbands, in denen du warst?
Ja, aus sehr unterschiedlichen Gründen. Ich habe King
Crimson geliebt wegen der musikalischen Herausforderung, ich war auch gerne bei
Asia wegen des kommerziellen Erfolgs. Großer Erfolg bringt aber auch eine Menge
Druck mit sich, und man wird zum Tier, das nur noch für die Plattenfirma arbeitet.
Und das mochte ich nicht so sehr.
Es gibt verschiedene Alben, auf die ich besonders stolz bin.
KC´s „Red“, z.B., oder das Asia-Debüt. Genauso das U.K.-Debüt. Und meine
letzten drei Soloalben, auf die bin ich besonders stolz, weil sie wirklich das
sind, was ich machen will. Es gab also schon ein paar Meilensteine in meiner
Geschichte. Ich glaube, ich kann sagen, dass ich eine Menge Glück gehabt habe
in meinem Leben.
Und nun gibt’s Dein
neues Album, mal sehen, wohin dich das führt.
Es wird mich erst einmal um die Welt bringen für die
nächsten 18 Monate, dann sehen wir weiter.