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Es hat eine ganze
Weile gedauert, aber es gibt ein neues Lebenszeichen von John Mitchell.
Zunächst bekannt geworden als Gitarrist bei Arena (mit denen er gerade ein
neues Album samt Tour an den Start bringt), wurde er zum wichtigen Impulsgeber
für verschiedene Projekte. The Urbane war ein erstes (und zumeist verkanntes)
Statement, KINO der Versuch für die große Bühne, die letztendlich in der
Rückkehr von It Bites mündete. Vielleicht gelingt ihm dieses Mal ein bleibender
Name? „Please Come Home“ ist jedenfalls ein gutes Argument dafür! Ralf Koch
unterhielt sich mit dem Gitarristen, Sänger und Komponisten.
Ist ne Weile her,
dass wir von dir gehört haben! Womit warst du beschäftigt?
Ich schätze, das Lonely Robot Ding ist das einzige, was
mich ernsthaft beschäftigt hat – ansonsten: Musik, Musik, Musik.
OK… klingt
zumindest befriedigend.
Wenn man Musik mag, ja.
Nun, wenn ich dich
richtig einschätze, dann lebst Du für Musik, oder?
Absolut, ja. Es ist eine gute Art, seinen Lebensunterhalt
zu verdienen. Naja, und zuletzt eben Lonely Robot, dann hab ich die Gitarren
für Arena aufgenommen4 und dann noch ein paar andere Bands.
Das ist die
Job-Seite?
Ja, sozusagen. Ich produziere eine Menge Bands, die man
eher in Metal Magazinen findet, eher straightere Sachen, hin und wieder sind
auch richtig interessante Sachen dabei, wie die Architects, Unit 6, keine
Ahnung, ob die bei Euch ankommen.
Das heißt, du
kommst die ganze Zeit mit Musikern in Kontakt – allerdings nicht die, die Du
für Lonely Robot eingesetzt hast, oder?
Nein, nicht ganz. Es gibt eigentlich nur eine Verbindung
zwischen den beiden Sachen, die ich mache, und das ist Rebecca Neew-Menear, sie
singt bei Anavae, einer Band, die ich vor ein paar Jahren mal produziert habe.
Wenn du unter 25 wärst und in England wohnen würdest, würdest Du sie kennen. So
ein Paramore-Ding.
Wie kam es also
zur Idee für Lonely Robot?
Eigentlich war es vor ein paar Jahren, als wir an einem
neuen It Bites Album arbeiteten und es alles nicht so richtig befriedigend war.
Wir waren einfach nicht glücklich mit dem, was wir schrieben. Da klingelte das
Telefon und Fish wollte John Becks Nummer, weil er einen Keyboarder brauchte –
und dann dachte ich, nun, was mache ich jetzt? Das war der Start für Lonely
Robot. Was wir hatten war wie „It Bites by numbers“, also genau dem, was die
Leute von uns erwartet hätten, aber „Map of The Past“ war eigentlich ein
Schritt in eine neue Richtung, alles andere wäre ein Schritt zurück gewesen –
aber wir kamen nicht weiter. Also entwickelte sich die Idee für Lonely Robot.
Aber ist es nicht
eher schwierig, immer wieder einen neuen Namen zu etablieren?
Keine Ahnung, ich mag das, die Plattenfirma fand die Idee auch gut – und es war
eben nicht wie irgendetwas, was ich unter anderem Namen zuvor gemacht hatte.
Und ich wollte es bestimmt nicht John Mitchell nennen, dann hätten alle ein
Akustik-Singer/Songwriter-Album erwartet (lacht). Nein, in meinen Augen ist das
ein typisch englisches Ding zwischen Blur und den Gorillaz.
Ok, es passte also
nicht zu It Bites oder einem anderen Namen – wartest Du dann erst mal auf eine
Vision, oder wie geht es dann weiter?
Ich hatte 11 Songtitel, ich wusste, wie es klingen
könnte, also hab ich dem Ganzen einen Namen gegeben.
Nur die Titel,
keine Musik?
Nein, nur die Titel. Ja, ich gehe so vor. Ich verstehe, dass es anderes
herum sein kann, wenn man in einer Band ist, aber wenn man alleine schreibt,
geht es auch so. ich meine, für manche Bands sind die Texte nur ein Stapel
Wörter, den sie auf die Musik schmeißen, aber wenn man die Titel vorher hat,
weiß man, worüber man schreibt, und dann ist man viel fokussierter. Zumindest
geht es mir so.
Du hättest es auch
KINO nennen können… ich glaube, es gibt einige, die auf ein zweites KINO Album
warten…
Lass sie warten. Um ehrlich zu sein, es hat mir Spaß
gemacht, darin involviert zu sein, aber es war eigentlich nicht das, was wir
darin gesehen hatten. Und ehrlich gesagt, hatte ich auch gehofft, dass die
anderen etwas mehr Einsatz dafür aufbringen würden. Aber Pete Trewawas war zu
sehr involviert mit Marillion, Chris Maitland war am anderen Ende von London
und extrem eingespannt in Theaterproduktionen – letzten Endes war es mein Baby
mit guten Mitmusikern, es war leider nicht die Band, die ich gerne gehabt
hätte. Naja, es war der Startschuss für It Bites…. Es gibt also keinen guten
Grund, ein zweites KINO Album zu machen.
Und wie wird dann
aus den Songtiteln Musik? Sind dann schon andere involviert oder machst du das
noch alleine?
Ich startete mit „Why do we stay“, und nachdem der Song
erst einmal stand, hatte ich eine Richtung, und von dem Moment ging es gut
voran. Ich arbeitete teilweise an zwei Songs gleichzeitig…
Ist es eine Band
oder ein Projekt?
Ich weiß es nicht… Nein, es ist keine Band. Und Projekt
klingt zu beliebig – ich nenne es Musical Adventure. Die anderen Musiker sind
schon eher Gäste.
Wo kommen die denn
alle her, was war die Idee dahinter?
Möchtest Du eine zynische Antwort? Nun, es gibt natürlich gewisse Erwartungen
und das Album soll sich ja auch verkaufen, da können Gäste schon helfen. Und
ich habe Thomas von InsideOut gesagt, ich möchte andere Gäste! Deshalb spielt
Steve Hogarth Klavier. Er spielt fantastisch Klavier. Brauche ich das?
Vielleicht nicht, aber er hat seinen ganz eigenen Stil mit reingebracht. Peter
Cox, ich liebe seine Stimme, auch wenn man ihn eher vom Pop kennt. Er war
selbst überrascht, wie er klingt auf einer solchen Produktion.
Was prinzipiell
der Vorteil ist, mit anderen Musikern zu arbeiten, oder? Der Austausch von
Ideen, von Techniken, Arbeitsweisen…
Absolut, ja. Nik Kershaw – es weiß ja auch niemand, dass
er ein guter Gitarrist ist.
Aber er spielt
auch NUR Gitarre?
Ja, ich habe ihm die Möglichkeit gegeben, mal nicht als
Sänger aufzutreten, denn eigentlich ist er in erster Linie Gitarrist!
Und Heather
Findlay singt.
Ja. Großartig, oder? Sie erinnert mich immer an Kate
Bush, ich mag ihre Stimme wirklich.
Die Bass-Parts
teilst Du dir mit Nick Beggs.
Ja, er hat eine komplett andere Art zu spielen. Er spielt
mit Plektrum, man kann den Unterschied hören. Lee Ingleby ist ein junger
Schauspieler in England, er hat die ganzen Spoken Words Anteile eingesprochen.
Ich kenne Nick
Beggs noch von Ellis Beggs & Howard…
Er ist DER Progbassist, den man dieser Tage buchen kann,
deswegen spielt er auch für Steve Hackett und Steven Wilson. Er hat sozusagen
eine zweite oder dritte Karriere gerade. Er ist brillant, auch an den Chapman
Sticks. Aber ja, ich kenne das Ellis, Beggs & Howard Album, es hatte ein
tolles Funk-Feeling, ein bisschen wie Terence Trent D`Arby.
Also ist es eine
Mischung aus Name-Dropping und dem Austausch von Erfahrungen...
(haha), ich würde es nicht name-dropping nennen… ja, es
hat etwas davon, aber darum ging es mir nicht. Vielleicht dem Label schon eher,
aber ich denke, sie haben alle einen sinnvollen Platz auf dem Album – aus
musikalischer Sicht. Oder? Liege ich da falsch?
Nun, ich kann die
Idee der Plattenfirma verstehen. Nimm The Urbane. Das warst Du – und nur Du.
Und es war ein großartiges Album – aber es hat niemand mitgekriegt;
wahrscheinlich ein kommerzielles Disaster, oder?
(lacht), ja das stimmt wohl, so könnte man es nennen –
allerdings war es nicht so schlimm. Das war nur ich und ein paar Freunde. Es hat
Spaß gemacht, es war relevant damals – aber es war wohl nicht das bestverkaufte
Album.
Füge einen Steve
Wilson oder einen Steve Hogarth hinzu und es verkauft sich.
Dann kannst du mich Mr. Blobby nennen. Nein, wie gesagt,
darum geht es mir nicht.
Und du rufst die
an und sie sagen, klar, John, ich komme,
oder wie läuft das? Ich meine, die Tatsache, dass sie dabei sind, unterstreicht
deine Stellung im Musikbusiness, oder?
So sehe ich das nicht. Ich bin stolz, dass Nik auf dem
Album spielt, ja. Ich hatte immer wieder mit ihm zu tun in den letzten Jahren.
Das Lonely Robot
Album trägt ja klar Deine Handschrift – genauso wie es im Prinzip ein
Querschnitt durch Deine Projekte ist, oder? Es hat Rockelemente von The Urbane,
Pop-Melodien von Kino, bzw. It Bites – ist aber doch anders.
Danke, das war das Ziel (lacht). Ich mag diese Skandinavischen Bands, wie zB A-ha, die späteren, nicht die frühen, oder Carpark North. Die haben eine schön, positive Atmosphäre, und die habe ich auch versucht, zu erreichen. Ich möchte It Bites nicht diskreditieren, aber nachdem ich den größten Teil des Jahres 2006 damit verbracht habe, etwas zu verfolgen, was wie Francis Dunnery klingt, war ich dieses Mal auf der Suche nach etwas, was ein Statement von MIR ist. So wie ich es mit KINO vorhatte. Ich bin mit Pink Floyd aufgewachsen, dann kam der 80s-Pop dazu und in den 90ern war es Grunge, was mich fasziniert hat – und letzten Endes kommt man ja immer wieder auf seine Einflüsse zurück. Heute höre ich viele Soundtracks. „Moon“, z.B. hat einen fantastischen Soundtrack, und das hat das neue Album auch beeinflusst. Ich glaube, in der Vergangenheit habe ich oft viel zu viele verschiedene Riffs verwendet, jetzt habe ich versucht, da mehr Ruhe reinzubringen. So wie im Song „Lonely Robot“, der an einer Stelle eine Minute auf demselben Riff bleibt und sich die Atmosphäre drumherum aufbaut.
Wird es Lonely Robot auf Tournee geben?