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Keine Lust auf laute
Schlagzeuger: Maggy Reilly
Interview 2007
Man kennt Maggy
Reilly v.a. für ihre Hits gemeinsam mit Mike Oldfield – „Moonlight Shadow“
und „To France“ – aber bereits davor und vor allem danach gab es noch viele
weitere Stationen der in Glasgow geborenen Sängerin. Fünf Soloalben hat sie
seit 1991 veröffentlicht, darunter mit „Everytime we Touch“ auch einen
veritablen Hit am Start gehabt, aber ihre Experimentierfreude geht weiter. Ihr
neuestes Album „Rowan“ (ent-)führt sie in die Welt des Folk und rückt sie in
musikalische Nähen von Enya, Clannad, Iona oder Sarah McLachlan. Vor ihrer
aktuellen Tournee sprach Ralf Koch mit der Schottin.
Das Album wurde
bereits 2006 veröffentlicht?
Ja, es gab eine kleine Veröffentlichung in England, und erst
jetzt kommt das Album offiziell am 28. September über Hypertension zusammen mit
der 2. CD.
Was unterscheidet die
Bonus CD von dem eigentlichen Album?
Wir haben sie Seeds genannt, weil sie erklärt, wie wir zu
„Rowan“ gekommen sind. Wir befanden uns noch in der Vorbereitung zu „Rowan“ und
ist noch wesentlich mehr zurückgenommen, noch originaler, noch mehr
konzentriert auf Stimme und sparsame Instrumentierung.
Was also war die Idee
zu „Rowan“ für Dich?
Ich mochte schon immer Folk-Musik, und ich dachte, es wäre
eine schöne Idee, davon einmal etwas zu machen und neu zu arrangieren. Und so
ist das Album eine Mischung aus traditionellen Songs, die wir umarrangiert
haben und neuen, eigenen Songs, die einen ähnlichen Stil haben.
Man kennt Deine Hits
– solo und mit Mike Oldfield – aber nur bedingt Deine andere Sachen. Du hast
viele verschiedene Sachen gemacht – gibt es da in Deinen Augen eine bestimmte
Entwicklung?
Ich komme eigentlich vom Funk- und Blues-Hintergrund, dann
habe ich viele Sachen mit Mike Oldfield und mit anderen Musikern gemacht, dann
gab es Pop-Songs, aber auch Rocksongs mit viel Gitarren. Aber es ist nicht ganz
leicht für mich, sie stilistisch einzuordnen, für mich stand immer die Melodie
im Mittelpunkt, nicht so sehr das Arrangement.
Und „Rowan“ ist das
erste Album seit 2002?
Ja, es gab dieses dänische Album, sowie ein Mystic
Pop-Albumprojekt mit einer Berliner Gruppe namens Lesiëm sowie dem Berliner
Opernchor und es gab noch ein paar weitere Kollaborationen mit anderen
Musikern. Ich war also durchaus beschäftigt in der Zwischenzeit. Aber ich hatte
dringend Lust, wieder mehr auf Tour zu gehen, denn das ist, was ich jetzt am
liebsten machen möchte.
Und das war nicht
immer so?
Jein. Die Grundidee für „Rowan“ war schon viel früher entstanden:
Ich hatte keine Lust mehr auf Schlagzeug. Ich war auf Tour gewesen mit
Rock-Schlagzeugern – und die können so laut sein! Und das kann sehr anstrengend
werden auf der Bühne, wenn man jeden Abend dagegen ansingen muss. Also wollte
ich etwas Sanfteres machen. Daraufhin bin ich sechs Monate mit
Percussionmusikern getourt, aber das war musikalisch nicht, was ich wollte.
Also hab ich es mit einem Jazz-Schlagzeuger ausprobiert, und das passte sehr
viel besser. Mir gefiel die „Weniger-ist-mehr“-Attitüde dahinter. Unser Bassist
kommt übrigens auch vom Jazz.
Wird das Album also
auch der Schwerpunkt der aktuellen Shows?
Natürlich wollen wir, dass die Songs gehört werden. Aber ich
werde mit Sicherheit auch einen Großteil der Shows aus meinem Back-Katalog
zusammenstellen. Die Leute, die zu den Konzerten kommen, wollen ja schließlich
meine Hits hören.
Zwei Deiner größten
Hits waren mit Mike Oldfield, stört Dich das?
Nein, ich habe sie mit meiner Stimme immerhin zu dem Erfolg
werden lassen, der sie geworden sind. Nein das stört mich nicht.
Sie sind also
ebenfalls Teil deines Live-Sets?
Sie sind es manchmal, das kann sich auch immer mal ändern.
Aber ich weiß durchaus, was die Zuschauer hören wollen.
Während man Dich vor
allem für Deine helle, klare Stimme kennt, scheint das neue Album auch
gesanglich andere Wege zu gehen, oder?
Nun, es gibt durchaus auch den hohen Gesang – wie es auch
schon immer tiefere Songs von mir gab. Aber Tatsache ist, dass ich den Gesang
gerne an die Musik anpasse, und das neue Album ist in erster Linie ein sehr
sanftes, deshalb ist auch der Gesang daran angepasst.
Hast Du noch Kontakt
zu Mike Oldfield?
Das letzte Mal, dass wir sprachen war wegen der deutschen
Konzerte der „Night of the Proms“ Tour, wo er auftrat, aber ich war gerade mit
meiner eigenen Arbeit beschäftigt, deshalb musste ich absagen. Abgesehen davon,
wäre es hier nur um die Vergangenheit gegangen, und momentan geht es mir wie
gesagt eher um mein eigenes Projekt. Sonst kennen die Leute irgendwann nur noch
diese eine Seite von dir.
Ralf Koch