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Interview 2007
Eigentlich sollte sie
zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Interviews gerade auf dem Weg nach
Deutschland sein, um ihr frisch erschienenes Album "Will There Be
Spring" dem deutschen Publikum zu präsentieren. Doch aufgrund
"gesundheitlicher Probleme" wurde die Tour abgesagt und soll nun im Herbst
nachgeholt werden. Leider war auch vom Management keine klarere Aussage zu
erhalten, außer dass Maria "in den nächsten 6 Monaten nicht arbeiten
werde". Umso mehr wünschen wir ihr natürlich alles gute, warten auf den
Herbst, und erfreuen uns so lange an ihrem 4. Album. Schon mit ihrem
Vorgängerwerk "Frail" hatte sie schon etwas neue Wege eingeschlagen,
weg von der Pop-Seite der Singer/Songwriter-Basis, hin zur psychedelischen
Gewichtung, die sie auch auf "Will There be Spring" weiterführt. Mit
der Norwegerin sprach Ralf Koch.
Das neue Album hat ja
sogar länger gedauert, als Deine ersten drei
Ja, zweieinhalb Jahre im Gegensatz zu den rund
eineinhalbjährigen pausen davor. Aber ich habe keinen exakten Plan, wie
regelmäßig ich ein Album veröffentliche. Wenn ich die Songs habe, kann´s
losgehen von mir aus.
Ich hatte meinen neuen Plattenvertrag ungefähr ein Jahr nach
meinem letzten Album "Frail", und das war auch der Zeitpunkt, zu dem
ich begann, über ein neues Album nachzudenken. Erst hatten wir überlegt, ob wir
das Album in Südamerika aufnehmen sollten, aber es wurde nichts draus. Die
nächste Frage war, mit wem ich arbeiten wollte, da kam ich schnell auf Emil
Nikolaisen, mit dem ich auch "Frail" aufgenommen hatte, und dann
fingen wir im Herbst 2005 an.
Es war also nicht das
Problem, dass Du vorher noch gar keine Songs hattest?
Ich möchte keine Songs schreiben, um Alben veröffentlichen
zu können. Ich schreibe Songs und irgendwann werden Alben daraus. Aber man muss
bereit sein und es wollen.
Und war das früher
schneller der Fall?
Ich glaube, früher hatte ich einfach mehr Songs. Ich hatte
ja schon einen Riesenstapel bevor ich mein erstes Album aufgenommen hatte – und
davon waren sogar noch Titel auf dem zweiten und dritten Album. Aber damit
waren sie alle und ich brauchte eine Pause. Ich habe ein halbes Jahr gar nichts
gemacht.
Ok, so langsam
vervollständigt sich also das Bild, warum es dieses Mal etwas länger gedauert
hat. Du hattest den neuen Vertrag erwähnt – in Deutschland hat sich nichts
geändert, oder?
Ich hatte immer volle kreative Freiheit – was nicht
selbstverständlich ist heutzutage. Aber ich brauche diese Einstellung, weil das
meiner eigenen entspricht. Ich möchte Musik aus dem Herzen machen, und Spaß und
Ehrlichkeit ist für mich sehr wichtig, um überhaupt Musik machen zu können.
Trotzdem muss Du auch
von etwas leben können. Aber ich fürchte, das ist der Konflikt jedes Künstlers,
oder?
Wahrscheinlich, aber ich habe immer gesagt, ich könnte keine
Musik machen, nur um Geld zu verdienen. Dann hab ich lieber einen Nebenjob oder
eine schmale Rente. Vielleicht sind andere Leute stärker als ich, aber ich
glaube, es wäre nicht gesund für mich, der berühmteste Mensch der Welt zu sein.
Nun, das muss es ja
nicht ganz sein… hast, bzw. brauchst Du einen Nebenjob?
Nein, in den letzten vier Jahren konnte ich von meiner Musik
gelebt. Trotzdem habe ich im letzten Jahr als freier Journalist für eine
Zeitung gearbeitet.
Wovon handelt das
neue Album, sind die Songs autobiografisch?
Der Titel deutet es schon an: Es werden große Fragen
gestellt! Wird sich das Klima ändern? Werden wir noch weiterhin vier
Jahreszeiten haben. Es geht um Krieg und Frieden und um emotionale Fragen und
um die Frage der ewigen Liebe. Ich glaube, ich war schon immer gut in
essentiellen Fragen (lacht). Aber am Ende gibt es immer den Glauben an das
Gute. Wenn Shakespeare den Titel "Will There be Spring" geschrieben
hätte, hätte er gleichzeitig damit ausgesagt "Ich hoffe, es wird Frühling
geben", und diese Hoffnung habe ich auch in den Songs.
Es gibt allerdings
keinen Song dieses Namens - ist das also ein wiederkehrendes Thema?
Ja, ein übergreifendes eigentlich. "Spring" ist
dabei das Symbol für alles, was gut ist, du die Frage steht für die Fragen, wie
´ist stabil was wir kennen´ oder wird sich etwas ändern. Wenn man sich die Welt
anschaut, sieht man, dass wir heute weniger naiv sind. Und ich auch, ich bin
auch kein Kind mehr, und viel meiner Naivität ist vergangen.
Hat sich dieses
Erwachsenwerden auch auf die Musik ausgewirkt?
Ja, würde ich schon sagen. Ich höre heute ja auch andere
Musik als früher. Dieses Album ist sehr viel mehr das, was ich heute bin. Meine
früheren Alben hatten auch wesentlich mehr Wörter, dieses Mal gibt es mehr
Fokus auf Arrangements und melodien. Ich habe so viel geredet in den letzten
Jahren, jetzt versuche ich mehr über die Musik zu sagen. Die steht
gleichberechtigt neben den Texten.
Kann Musik Worte
ersetzen?
Das ist eine große Frage. Ich weiß nicht, ob ich das beantworten
kann. Manchmal sollte man lieber seine Klappe halten….
Es gab das Zitat
"Erfahrungen haben mich neue Experimente machen lassen" – würdest Du
sagen, dass das neue Album ein weiteres Spektrum abdeckt?
Ja. Die ersten Alben waren kommerzieller, mehr Pop-verliebt,
die neuen Arrangements haben mehr Substanz. Ich habe mit vielen verschiedenen
Leuten gearbeitet und gleichzeitig das Album so wenig wie möglich
"produziert".
Das erste Album, Du
hast es gerade angedeutet, war mehr Pop, und ich würde auch sagen, mehr Rock!
Hattest Du Dich dafür mehr verbogen? Müsstest Du Dich so sehr verbiegen, um
solche – kommerzielleren – Songs auf Deinen jetzigen Alben zu haben? Und damit
nebenbei mehr Geld verdienen?
Ich sage nicht, dass ich nicht auch Geld verdienen möchte,
ich möchte nur keine Kompromisse eingehen müssen. Aber ich kann noch nicht
sagen, wie sich meine Musik in Zukunft anhören wird. Gleichzeitig war es nicht
meine Absicht, dieses Album besonders schwierig zu machen. Für mich klingt es
sehr kommerziell, aber es ist nicht das, was das Radio möchte. Vielleicht habe
ich ja irgendwann Kinder und möchte poppige Musik machen, und Spaß haben und
einen Radiohit haben, aber das ist nicht, wo ich jetzt bin.
Wer war Deine
Inspiration, als Du angefangen hast?
Die Singer/Songwriter der 70er – Joni Mitchell und ein paar
Jazzsänger – genauso wie Rock von Lenny Kravitz. Aber vor diesem Album habe ich
viel in der Richtung Stereolab, Cocteau Twins oder auch Folk und
Singer/Songwriter wie Sufjan Stevens gehört.
Ich denke, dieses
Album hat zwei Seiten. Es hat diesen leichten Zugang in den meisten Songs, und
dann diese Schrägheit in machen Stellen, die nach PJ Harvey der Björk klingen.
Björk ist nicht unbedingt mein Einfluss, aber PJ Harvey ist
jemand, die ich sehr verehre. Wir haben versucht, so etwas wie einen Rolling
Stones meets Singer/Songwriter Ansatz zu treffen. Das hat auch meine Wahl des
Produzenten beeinflusst, weil Emil eher aus dem GlamPunk/Metal kommt, und es
war sehr interessant, das zu vermischen, und ich glaube, daher kommt die
Schrägheit ein bisschen.
Wo ist der Punk? Um
ehrlich zu sein, fehlt mir der Rock auf dem neuen Album. Davon hattest Du
früher mehr. "Frail" war auch schon sehr gemäßigt, aber die ersten
beiden Alben waren kräftigere Elemente.
Das hängt von der Betrachtungsweise ab. Ich glaube, die
letzten beiden Alben haben eher die Psychedelic-Rock Seite, die ersten hatten
eher die Pop/Rock-Elementen der 80er und 90er. Ich habe früher mehr U2 gehört,
und man kann immer meine Einflüsse auf den Alben hören. Heute möchte ich die
Sachen lieber analog, nackter machen, ich bin keine Rockerin.
Ok, ich hab Dein
Konzert auf www.fabchannel.com
gesehen, da kann ich zustimmen, dass Du keine Rockerin bist. Bist Du, wo Du hin
wolltest?
Schon wieder so eine große Frage! Ich bin sehr glücklich, wo
ich heute bin, aber ich habe auch begriffen, dass es noch viel mehr als Musik
im Leben gibt. Ich freue mich, noch viel mehr im Leben zu sehen. Ich habe mich
nicht entschieden, für den Rest meines Lebens Musikerin zu sein – auch wenn
Musik immer Teil meines Lebens sein wird.
OK, dann lass uns die
Frage auf die Musik begrenzen.
Ich glaube, ich habe viel mehr erreicht, als ich mir
vorstellen konnte, als ich einen Plattenvertrag unterschrieben habe. Aber ich
bin noch jung, und ich habe noch Träume.
Musikalische?
Ja, aber ich weiß nicht, ob ich die jetzt teilen möchte
(lacht).
Ich hab immer noch
nicht verstanden, was Du vorhin mit Deinem neuen Vertrag meintest…
Oh, ich schließe immer nur 1-Album-Deals ab. Weil ich ja nie
weiß, was danach kommt.
Ist das ein Vorteil?
Ja, absolut. Dann kann ich machen, was ich will, wenn ich
z.B. plötzlich sage, ich bin schwanger, oder..
…Du bist schwanger?!
Nein, nein. Aber falls das passieren würde, dann möchte ich
sagen können, ich will jetzt eine Pause machen. Ich möchte keine Alben machen
müssen. Aber ich bin nicht schwanger!
Du könntest also
nicht sagen, was als nächstes kommt? Jetzt, wo Du entdeckt hast, dass es mehr
gibt als Musik und wo Du in einem Alter bist, wo man erst richtig erwachsen
wird?
Nicht wirklich. Ich werde heiraten. Und das wird bestimmt
auch viel verändern, aber ich werde auch weiter Musik machen. Aber wo und wie,
wer weiß? Übrigens, wo Du die Rockelemente erwähntest – ich hab eine andere
Band, wo ich diese Vorliebe auslebe, sie ist keineswegs ganz weg. Mit meinem
Bassisten habe ich eine kleine Metalband, wo ich meine Rocksongs unterbringe.
Eine weitere
Erklärung dafür, dass Du solo ruhiger geworden bist… Hat die Band einen Namen?
Hmm. Ja, Virgin Forest. Aber es ist nur ein Spaßprojekt. Man
muss es nicht erwähnen. Wir haben mal einen Song auf einem schwedischen Label
veröffentlicht.
Wie passt das? Und
was heißt Spaßprojekt- Dass Du es nicht ernst nimmst, oder dass die Musik nicht
ernst ist?
Wie passt das? Fast alle meine Freunde sind in Metalbands!
Metal ist sehr populär in Norwegen. Und ja, ich nehme das ernst! Aber wir
wollen das nicht an die große Glocke hängen. Noch nicht? Nein, es ist sehr
ernst. Aber es macht mir Spaß, etwas anderes zu machen.