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Puh, war das eine
schwere Geburt. Und Wow!, ist das ein geiles Album, das dabei rausgekommen
ist!! Satte sechs Jahre nachdem sie mit ihrem ersten Album 2003 ein kleines
Ausrufezeichen setzen konnten, und drei Jahre, nachdem ich sehr erstmals live
gesehen habe und seit dem wusste, welches Potential in dieser Band steckt,
haben sie es endlich geschafft, ihr Mammutprojekt zweites Album zu beenden. Sänger Kurt
Stwrtetschka berichtet erst einmal in Ruhe, wie sich das alles zugetragen hat.
Kurt, ich glaube, wir
müssen noch einmal die wichtigsten Ereignisse seit der letzten CD
zusammenfassen – und versuchen zu erklären, warum es so lange gedauert hat.
Tja, womit soll ich anfangen, da gab es so viel… Eigentlich waren wir sehr positiv überrascht über die Reaktionen zum ersten Album, und zwar insofern, als wir ja gar nicht wirklich abschätzen konnten, wo wir stehen und was wir erwarten sollten. Dieses Album war ein Testballon, mit dem wir uns irgendwo positionieren wollten – und die Reaktionen waren dann doch sehr gut. Wir haben zwar nur rund 300, 400 CDs verkauft, was nicht viel ist, aber wir haben ja auch keinen Vertrieb o.ä., und dann war das auch schon ok für uns.
Irgendwann fragten wir uns dann, was kommt jetzt – und komischerweise kuckten alle mich an. Und dann erzählte ich ihnen von meinen Ideen über verschiedene Konzeptalben. Eins davon war die über meine Träume, die ich als Kind und Teenager immer wieder hatte, und die ich als Kind schon mal niedergeschrieben hatte, weil die mich ziemlich umgehauen hatten. Das begann eigentlich als ich 7, 8 Jahre alt war und es ging um Piraten, um ein großes Herrenhaus, viele Türen und Fenster, Schlacthten, schlechtes Wetter und das sich bei einem Sturm nicht wieder nach Hause finde – und dann fragte ich die Jungs, ob ich daraus mal eine Geschichte schrieben sollte – und sie waren Feuer und Flamme. Und wir haben am gleichen Abend schon angefangen, da lief es auch ganz gut, nach drei Monaten hatten wir drei Songs quasi fertig, aber dann kam das Ganze das erste Mal ins Stocken.
Da gab es erste Kritik über die Ausrichtung, weil die Jungs ne Menge Dream Theater etc. gehört hatten und lieber in eine härtere Richtung gehen wollten, aber wir konnten uns letztendlich auf unseren eigenen Stil rückbesinnen, und dann lief es auch eine Weile wieder, aber es lief alles nicht mehr ganz so rund.
Der Titel bezieht
sich ja deutlich auf Deine Träume – ist aber eigentlich auch ein bisschen
pathetisch, oder?
Ich habe Ewigkeiten nach einem Titel gesucht, und der fiel mir eines Morgens beim Rasieren ein – und hat mich dann nicht wieder losgelassen.
Etwas verwirrend ist
diese Geschichte in der Geschichte…
Ja, das Album erstreckt sich über einen Zeitraum von einem Jahr, das wird vielleicht nicht gleich so klar. Elias irrt von Raum zu Raum und merkt gar nicht, dass ein ganzes Jahr vergeht, darauf bezieht sich dann auch das „365 windows“, was in einem der Songs wieder auftaucht.
Das Album war mehrere
Male konkret angekündigt – das klang nach extremer Fehlplanung, oder?
Ich weiß, wir haben uns da selber zuviel vorgenommen. Beim ersten Mal haben wir während der Aufnahmen den Boden unter den Füßen verloren, das war das letzte große Problem, da kamen wir einfach nicht richtig dazu, die Sachen so einzuspielen, wie wir es wollten. Das hatte auch eine Menge mit Perfektion zu tun, die wir manchmal gar nicht erreichen konnten, und natürlich ganz einfach mit Zeit. Denn wir sind eben alle im Job viel zu eingebunden, um der Band die nötige Zeit zu widmen – deswegen spielen wir auch so wenig live, weil wir kaum Termine dafür koordiniert bekommen. Andererseits hatten wir ja auch keine Eile, sondern einfach nur vor, das bestmögliche Album aufzunehmen. Aber es stimmt schon, diese ganzen Verzögerungen waren schon sehr anstrengend – für Außenstehende wie für uns selbst auch. Umso schöner war es für uns zu sehen, wie sich am Ende alles zusammenfügte.
Allein das Cover – Mann was für eine action. Wir haben auch ca. drei, vier Jahre auf unseren Coverzeichner gewartet, Jasper Geers, den hatte ich dafür gewinnen können, für uns das Cover zu zeichnen – ohne zu wissen, dass das echt ein Psycho ist. Da bin ich extra bis nach Eindhoven gefahren um die letzten Details zu besprechen, da ist auch schon ne Menge Geld geflossen und nach vier Jahren hat er einfach die Segel gestrichen, hat die Dateien nicht rausgerückt, ganz, ganz doof.
Aber am Ende fügte sich alles – vielleicht brauchten wir auch einfach nur die konkrete Deadline mit der CD-Release Party – und nachdem uns das Presswerk schon abgesagt hatte, weil sie es nicht schaffen sollte, obwohl wir sogar rechtzeitig abgeliefert hatten, kamen die CDs Freitagnachmittag per Express.
Letzten Endes habt
ihr gut viereinhalb Jahre für die gesamte Produktion gebraucht, davon rund zwei
Jahre aufgenommen, hat es sich gelohnt?
Das erste Album ist ja schon für Amateurverhältnisse ganz gut aufgenommen, da kann man sich eigentlich schon nicht beschweren, und ich bin auch immer noch ganz stolz darauf, aber dieses zweite Album übertrifft das natürlich noch. Ich meine, welche Band macht schon in Selbstproduktion ein Doppelalbum in Digipack mit 20-seitigem Booklet, da steckt wirklich schon super viel Arbeit drin. Aber wer spricht denn von lohnen? Wir hatten einmal eine Diskussion in der Band über mögliche Tantiemen und wer denn wie viel bekommt, etc, aber da konnte ich nur sagen, was ist denn 40, 50 oder 60% von Nichts? Wir machen das nicht, um auf Geld zu warten!
Die Texte sind also
von Dir, wie entsteht denn die Musik?
Einige der Songs kommen auch ziemlich komplett von mir – was die Melodie angeht und das musikalische Thema. Aber meisten geht es auch so, dass Günter oder Guido, unser Gitarrist mit einem Thema ankommt, wir darauf ein bisschen jammen, und mir dann ziemlich schnell einfällt, was daraus für ein Song werden könnte. Und dementsprechend bauen wir das dann aus. Renko (bs) war z.B. auch wegen seines Studiums eine Weile komplett abgemeldet, da haben wir dann quasi „Arbeitsgruppen“ gebildet, um die Songs auszuarbeiten.
Ursprünglich war mal
von nur einem Album die Rede gewesen – mittlerweile sind es 120 Minuten – die
Songanzahl 13 hattet Ihr aber von Anfang an bestimmt. Sind also die Songs
einfach immer länger geworden?
Ja, irgendwann hatten wir die 80 Minuten überschritten – und dann ging’s noch mal ganz neu wieder los… (lacht). Die Überarbeitung kam im Prinzip immer v.a. dann, wenn die Songs ihren Charakter veränderten. Manche Songs hatten wir, aber sie waren einfach noch nicht ganz fertig. Zu „On the Roof“ ist irgendwann einfach noch eine Strophe dazugekommen, ohne die er nie richtig rund war. Zu dem Song gibt es übrigens jetzt auch noch ein richtiges Live-Video auf YouTube. Das war auch eine ganz spannende Erfahrung für uns – zumal wir bei dem Auftritt kleine technische Probleme hatten. So ist das, wenn man viel zu wenig Live-Erfahrung hat – mit zwei Auftritten im Jahr. Und vier Proben! Wir haben 2009 allen Ernstes gerade mal vier Mal in kompletter Besetzung geprobt, davon zwei Mal für unseren CD-Release-Gig im Oktober. Und das für rund 2 Stunden Live-Show.
Ist es eigentlich
Zufall, dass es einen strukturellen Unterschied zwischen den beiden Alben gibt
– CD1 mit 9 Songs, CD2 mit den beiden Longtracks?
Nein, gar nicht, die Chronologie des Albums stand ja mehr oder weniger von Anfang an fast fest. Wir haben chronologisch angefangen – hatten dann zwischendurch etwa den Faden verloren und haben ein bisschen hin und her komponiert, aber es war uns ja klar, was wohin gehört. Lediglich „Imaginos“ hätte auch woanders hingepasst, aber das kam dann wieder so am besten hin. Danach kommt ja mit „On the Roof“ noch ein positiverer Song, da wähnt sich Elias ja in der Befreiung, denkt er ist endlich da raus und diese Träume hätten ein Ende, aber danach wird’s ja mit den beiden Longtracks richtig schlimm, dann geht’s ja mit einem Rutsch runter in die „Hall of stormy Oceans“, die quasi im Boden des Hauses spielt – das ist ja alles eher metaphorisch, da darf man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, da ist vieles offen zur Interpretation. Und genauso spielen wir ja musikalisch mit ganz unterschiedlichen Einflüssen – und das sind in den letzten Jahren u.a. The Watch, IQ, Pendragon und bei mir die ganz alten Sachen wie Genesis, Yes, VdGG. Unsere Rhythmusfraktion würde jetzt noch Rush und Dream Theater dazupacken, Elmar hört aber auch am liebsten Police und Toto, also eher die straightere Linie.
Die richtige Mischung
machts! Was gab es bislang denn für musikalische Vergleiche für Euch?
Marillion hattest Du ja im letzten Empire schon erwähnt für „On the Roof“, was ja auch nicht unbedingt typisch für uns ist, in dem Song aber wirklich wahr ist, ohne dass wir es beabsichtigt hätten. Günter bringt da als Keyboarder schon eher Klaus Schulze und Pink Floyd Elemente rein, finden andere auch. Grobschnitt hab ich auch gehört. Rothery allein in der Gitarre. Aber zum Gesang hab ich noch nicht viel gehört. Ich bin ja Fan von Gabriel und Hammill, aber darauf möchte ich ja kein Album anlegen.
Was mir dann
spätestens bei „Imaginos“ auffiel war der Vergleich mit den Australiern Aragon
– ich glaube, darauf würde ich mich jetzt am ehesten festlegen.
Ja. Fein! Interessanter Vergleich, den würde ich jetzt nicht so schlecht finden. Deren erstes Album „Don’t bring the Rain“ war ja auch der Hammer!
Ja, und die hatten
immer diese Mischung aus leichter, gesunder Härte, Bombast, Melodie, ..
… und haben sich dann aber irgendwann ziemlich davon verabschiedet leider.
War es eigentlich
komisch für Dich, diesen Alptraum so auszuweiden?
Ja. Definitiv. Das ist ja schon autobiografisch und eine Ausbreitung meines Seelenlebens. Aber ich bin mit dem Traum durch – seit dem 15. Geburtstag – und es hilft, das Ganze noch einmal rückblickend zu verarbeiten. Auch wenn es relativ düster ausgefallen ist. Und es ist eine Story, der jeder auf eine gewisse Art folgen kann – auch vor dem Hintergrund, dass im Prinzip jeder schon mal Alpträume hatte. Ich hab auch eine Zeitlang mal mit Klarträumen experimentiert – was nicht immer ganz leicht ist. Aber prinzipiell ist es ja so, dass Alpträume eine gewisse Macht über einen gewinnen können – man wacht morgens auf und spürt noch die selbe Angst, und das beeinflusst, wie es Dir geht, manchmal über Stunden, manchmal eben auch länger.
Das Album war ein
Mammutprojekt mit nicht ganz optimalen Verlauf… das Du wahrscheinlich nicht
wiederholen möchtest, oder?
Nein, bestimmt nicht. Für eine Amateurband war das Ganze einfach eine Nummer zu groß. Andererseits sehe ich jetzt das Gesamtergebnis und kriege Pipi in die Augen, wenn ich denke, wie geil das geworden ist. Das Album, das Artwork, das ganze Drumherum, da möchte ich am liebsten gleich das nächste Konzeptalbum angehen. Aber wir haben auch festgestellt, dass es einfach viel aufwändiger ist, ein Konzeptalbum zu machen. Das ist einfach definitiv mehr Arbeit. Aber was wir bislang schon an Schulterklopfen bekommen haben, das macht schon vieles wieder gut.
Das heißt für ein
nächstes Projekt, bzw. Album?
Ich weiß, dass es eine andere Richtung einschlagen wird. Es gibt zwar Ideen auch für ein Konzept, aber es wird bestimmt zunächst kein komplettes Konzeptalbum werden. Mir schwebt da etwas vor, aber es ist alles noch zu früh. Tatsache ist, dass wir nicht nur kaum geprobt haben dieses Jahr, wir haben auch seit über zwei Jahren keinen neuen Song mehr geschrieben, weil wir alle Energie in dieses Album gesteckt haben.
Wenn Ihr mit der Band
so wenig probt, wie gehst Du dann weiter damit um, dass Du Dich ja
offensichtlich nicht in einem Maße umsetzen kannst, wie Du es gerne würdest. Es
gab zwischendurch Pläne für Nebenprojekte, was ist daraus denn geworden?
Also einerseits wollen wir auf jeden Fall noch weitere Konzerte mit der ganzen Band planen. Da arbeiten wir auch gerade an dem Konzept für ein kleines Prog- und Fusion Festival am 20. Februar in Aurich. Leider haben wir noch nicht alles in Tüten, haben noch nicht alle Rückmeldungen aber es sieht so aus, als wenn wir fünf Bands hätten. Das könnte also fast einen Progfarm-Charakter bekommen… Daneben gibt es Ideen für ein „Half-Plugged-Konzept“, sprich dass wir mit einem Teil der Band auftreten, nämlich mit denen, die eben die Zeit dafür haben. Und das greift dann auch schon über in dieses andere Projekt, das ich mal geplant hatte, denn da war u.a. auch unser Gitarrist Guido mit dabei, daneben Jan Freesemann am Schlagzeug u.a., und das war sehr abwechslungsreich und auch eine musikalische Alternative zu Morphelia, aber es lief etwas schleppend und wir konnten und auch auf keine richtige Richtung einigen. Mittlerweile hat Jan, wie er mit gerade gebeichtet hat, die Leute für sein eigenes Soloprojekt engagiert, mal sehen, wie es da weiter geht. Also bin ich wieder einmal auf der Suche nach einem Nebenprojekt – Ideen hätte ich genügend!