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Olli Schulz - im Mai 2011
Oldenburg. „Es brennt
so schön“ heißt das aktuelle Album des beliebten Singer-Songwriters – aber das
ist zwei Jahre alt. Trotzdem geht der gebürtige Hamburger auf große
„Ochsentour“. Und die startet am Samstag, 7. Mai im Amadeus! Grund genug, nochmal
genauer nachzufragen.
Der Zeitpunkt der Tour ist
ungewöhnlich oder? Das letzte Album liegt zwei Jahre zurück…
Das
ist nicht mehr so wichtig. Ich bin ja in einer Position, in der es nicht so
drauf ankommt, ob es eine neue Platte gibt. Wir haben eine neue Platte
aufgenommen, die kommt irgendwann im Herbst oder Winter, aber dazu wird es wohl
auch keine Tour geben, da hab ich was anderes vor. Ich glaube aber auch nicht,
dass man das unbedingt immer so machen muss – Platte – Tour, Platte – Tour. Ich
habe jetzt gerade Zeit, im Winter plane ich eine Standup-Tour, wozu dann noch
mein Buch erscheinen soll – und dann passt keine Musik-Tour. Man kann also
sagen, dass diese Akustik-Tour die letzte für die nächsten zwei Jahre sein
wird, dazwischen werde ich eher weniger Konzerte spielen.
Ein
Grund mehr, also auf jeden Fall zu kommen.
„Akustik“ heißt, du bist allein unterwegs?
Ja,
ich bin allein. Dieses Mal gibt es mal wieder Olli Schulz pur für zwei Stunden.
Dann hab ich so viel Zeit wie ich will zu reden und für meine Gitarre, wie ich
möchte.
Deine Geschichten zwischendurch
waren ja schon immer ein Merkmal von dir.
Ich
versuche immer, mir den Abend so zu gestalten, dass es spannend bleibt. Ich
merke an mir selbst, dass ich bei Konzerten anderer Bands nach einer halben
Stunde beginne, mich zu langweilen. Entweder reden die gar nicht, spielen ihren
Stiefel und haben keinen Spannungsbogen… ich hab mir so ein bisschen
Entertainment angeeignet, erzähle einfach mal ne Geschichte zwischendurch.
Meistens jedenfalls… manchmal gibt es auch Abende, bei denen ich mich hinter
meinen Songs verstecke, aber in Oldenburg hatte ich bislang immer Konzerte, wo
ich gut drauf war, viel geredet habe und viele Songs gespielt habe.
Du warst beim Indie-Label GHvC, dann
bei EMI und bei Sony – und jetzt?
Das
steht noch gar nicht fest. Es gibt da noch Verträge, aber Sony hat mein neues
Album ja noch gar nicht gehört, mal sehen, ob die das veröffentlichen wollen.
Es ist also nicht unbedingt, dass du
schon zu viel hast von großen Labels…
Nee,
gar nicht. Ich meine, Labels wollen Platten verkaufen, aber große Labels heißt
auch, dass man mal ein bisschen Geld zur Verfügung hat. Die letzten beiden CDs
waren ja mehr so Rock-Alben, die ich endlich mal mit einer kompletten Band
einspielen konnte – das war ja auch ein Wunsch, den ich mir von dem Geld
erfüllen konnte. So ein Geld gab es bei
GHvC nicht, da musste man sich ständig andere Deals ausdenken.
Dein lange angekündigtes Buch ist
also doch endlich fertig?
Jein,
ich hab mich ein bisschen überworfen damit. Ich war ja sogar schon auf Lesetour
damit, aber ich hab dann so viel reingepackt, dass ich selbst nicht mehr
zufrieden war, ich sitze jetzt mittlerweile an der ca. 15. Fassung davon, aber
es macht auch immer noch Spaß, daran zu arbeiten. Und ich hoffe, es im Winter
rauszubringen und es macht auch unendlich Spaß, daraus vorzulesen.
Die Lesung vor der Veröffentlichung…
auch eine interessante Variante…
Auch
da gilt wieder, weg von den alten Schemata. Das ist eine Variante, die für
mitttelmäßig verkaufende Künstler wie mich nur bedingt Sinn machen. Ich
verkaufe einen Stapel CDs zur Veröffentlichung, aber ich verkaufe auch in den
zwei Folgejahren immer wieder viele CDs, weil jemand gerade mal wieder etwas
gehört hat. Und bei einer Lesung haben die Leute auch trotzdem einen schönen
Abend, auch wenn sie das Buch noch nicht kennen. Und auch eine Tour ist gut und
interessant, wenn man die Songs noch nicht unbedingt kennt. Ich glaube nicht,
dass ich mich an diese alten Mechanismen so halten muss.
D.h. du spielst jetzt auch neue
Songs?
Ich
spiele fast nur neue Lieder. Es sammelt sich ständig so viel neues an… ich hab
auf der letzten Tour mal viele Sachen gespielt, die sich die Leute gewünscht
haben, aber das kann man ja auch nicht immer machen, dann spielt man die
irgendwann nur noch so runter. Und ich hab ohnehin nicht so die großen „Hits“,
dass die Leute die neuen Lieder nicht hören wollen.
Täuscht der Eindruck, dass Du etwas
ernster geworden bist?
Das
war auch eine Reflexhaltung. Ich glaube, dass ich auf der Bühne immer noch
lustig bin, aber es war so, dass es mir echt auf Nerven ging, dass man sobald
man mit Humor arbeitet, immer gleich in so eine Witz-Schiene gesteckt wird. Für
viele Leute ist es schwer, zu sehen, dass man auch ernste Lieder machen kann,
ohne sich selbst so furchtbar ernst zu nehmen. Dass man auch mal lustig sein
kann und trotzdem ernste Lieder hat. Und wenn ich dann immer wieder lese, „da
kommt er wieder, der Spaßmacher, der Comedian“, dabei gab es auch auf den
frühen Alben gar nicht so viel Lustiges. Da waren immer ein, zwei Sachen drauf,
aber darauf haben sich die Kritiker gestürzt. Und das ist anstrengend. Das
schlimmste für einen Künstler ist ja, wenn man sich selbst erklären muss, eine
Gebrauchsanleitung beilegen muss. Ich bin ja selbst jemand, der sich nicht so
bierernst nimmt, ich kann auch über mich selbst lachen – und das kommt in
Deutschland oft nicht so gut an. Da rzähl ich auch gerne mal Geschichten, die
nicht so gut gelaufen sind – wo ich mir in Köln die Gitarre über den Kopf haue,
weil der Gurt zu kurz war und ich mit blutigem Kopf weiterspiele und das gar
nicht merke und mich wundere, warum die Leute so komisch glotzen. Muss ja nicht
immer alles glattgehen…
Das Buch ist auch eine
Autobiografie?
Ja,
spielt in den 90ern, als ich jahrelang als „Stagehand“ für Bands und in
Plattenläden gearbeitet habe, sehr autobiografisch. Das wird so ein
Musikliebhaberbuch.
Und dazu wird es eine Standup-Tour
geben?
Nee,
das ist wieder was anderes, das hab ich schon mal in Berlin gemacht. Das hieß
„Warum ich doch nicht größer wurde als wie die Red Hot Chili Peppers“ und hat
sehr viel Spaß gemacht. Da hab ich drei Stunden lang nur geredet auf der Bühne,
hin und wieder mal ein Songbeispiel gespielt, und das haben wir aufgezeichnet –
und dazu wird es im Winter eine Tour geben. (rk)