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Queensryche Interview - Geoff Tate  2003

Ihre selbstbetitelte Debüt-EP erschien 1983, 18 Jahre und sieben Studio-Alben später erscheint nun endlich die erste (Dopple-)Live-CD (gleichzeitig auch als DVD veröffentlicht) bei Sanctuary Records. Da die letzte Tournee nicht einstimmig positiv aufgenommen wurde, zumal sie auch die erste ohne Mit-Hauptsongschreiber Chris DeGarmo war, kommt die Scheibe jetzt vielleicht etwas unerwartet, aber sei´s drum. Eine ausführliche Übersicht über das Schaffen der Seattle-Rocker ist es allemal.

 

Ihr habt ja schon wieder einen Wechsel der Plattenfirma hinter Euch...

Ach weißt Du, Plattenfirmen sollen eigentlich nichts weiter als Platten verkaufen, die einen sind gut darin, die anderen nicht. Ich denke, wir haben jetzt endlich eine gefunden, die mit der richtigen Einstellung dabei ist!

Ihr habt für die Aufnahmen speziell zwei Shows in Seattle gespielt, die Cds bringen jetzt ein Best-of davon?

Wir hatten zwei Sets, aber glücklicherweise gab es viele Parallelen, denn am ersten Abend hatten wir ein paar Aufnahme-Probleme. Der Großteil der Live-CD und der DVD wird also von der zweiten Nacht sein, ein fantastisches Konzert, da stimmte eigentlich alles.

Du bist also rundum zufrieden mit den Aufnahmen.

Ja, absolut. Die Band war gut drauf, die Songauswahl ist gut, alle unsere Platten werden angeschnitten, die Shows waren gut besucht, also war es wohl ein großer Erfolg.

Ihr wart vor knapp 2 Jahren auch in Deutschland auf Tournee - die Reaktionen waren allerdings nicht durchweg nur positiv...

Wirklich? Das wusste ich nicht. Die Meinung anderer Leute interessiert mich eigentlich nicht so.

Aha! Nicht mehr, oder hat Dich nie interessiert?

Nee, hat mich nie interessiert. Stört mich auch nicht. Ich mache was ich mache und weil ich es gerne mache. Man kann nie alle zufrieden stellen. Weder mit einem Ereignis, noch mit einem Song oder einer Sache die man sagt. Wenn man anfängt, darüber nachzudenken, wird man nie etwas schaffen. Man wird das Leben nie erfahren. Ich meine, eine Meinung! Jeder hat eine Meinung über irgend etwas, das heißt noch lange nicht, dass diese Meinug für irgend jemanden anderes wichtig ist.

Nun, es gibt ja auch konstruktive Kritik, oder?

Ich wüsste nicht, wie die aussehen sollte. Ich habe auch nie Reviews oder ähnliches gelesen. Eine Review sollte meiner Meinung nach auch nicht mehr sein, als eine Ankündigung. Für ein Konzert, dass es dann und dann stattfindet, und für eine CD dass es gibt. Wer ist so eitel, dass er glaubt, eine Meinung von ihm über eine Platte interessiert irgend jemand anderen?

Das Album heißt "Live Evolution" - was ist für Dich die Evolution von Queensryche?

Hmm, ich denke, die Band hat immer versucht, Musik zu schreiben, die interessant ist, Sachen zu finden, die emotional bewegend sind und zu experimentieren. Es gab mehrere Stationen, die wichtig waren in der Karriere von Queensryche. Wie "Rage for Order", z.B., ein Album, auf dem wir viele unser Fremdeinflüsse endlich abgelegt hatten und mehr wir selber geworden sind. "Mindcrime" war natürlich ein Meilenstein, schon allein für das große Konzept das dahinter stand, aber auch für die Tour, die wir damit gemacht haben und die Reaktionen der Fans, die wir bekommen haben. Ich denke, dass beste, was wir je geschaffen haben, ist "Promised Land", eine beeindruckende Scheibe für alle, die daran beteiligt waren, wahrscheinlich die ehrlichste Repräsentation der Band, die wir je gemacht haben. Und es war eine interessante Phase in unserer Karriere - die Band war nach den beiden Vorgänger-Alben "Operation Mindcrime" und "Empire" extrem erfolgreich und gleichzeitig an einem sehr zerteilten Punkt, wo wir alle versucht haben, uns selbst wieder zu finde, genauso wie wir versucht haben, die Musik wieder zu finden und sich wieder in sie zu verlieben. Die Arbeitsmenge davor, mit dem Präsentieren, der Promotion, dem Touren und allem drum und dran, hat die Band ziemlich demoralisiert und am Geist der Band gerüttelt. Es ging also darum, den kreativen Funken wiederzufinden, eine kreative Umgebung zu schaffen. Und so gingen wir auf eine "einsame Insel", lebten wie eine Kommune und führten endlose Gespräche. Und so fanden wir und selbst als Menschen und uns als Band wieder zusammen und sind ein ganzes Stück gewachsen. Deshalb war so viel Gefühl auf dem Album. Und das ist eigentlich, was wir immer versucht haben, zusammen zu sitzen, und etwas kreatives zu erschaffen. Wir wissen nie vorher, wie das Ergebnis sein wird.

Allerdings war der Nachfolger, "Here in the now Frontiers", doch das absolute Gegenteil von der Arbeitsweise, oder? Ich meine, das wurde doch eher in Einzelarbeit geschrieben.

Wir haben es schon als Band geschrieben, aber nicht in der Art wie bei "Promised Land", das stimmt. Wir schreiben ja alle und immer zu Hause, dann kommen wir eben manchmal zusammen, und manchmal machen wir ein Album. Weißt Du, in einer Band ist es nicht, als wenn man zur Arbeit geht, es ist nicht jedes Mal gleich, es geht mehr um persönliche Erfahrungen. Es geht immer wieder darum, etwas aus dem Nichts zu erschaffen. Das ist das faszinierende, aber auch das beängstigende daran. Und es immer wieder schön, wenn es wieder passiert.

Jedes Album war ja wieder anders, als sein Vorgänger, "Promised Land" war, wie Du selber sagst, sehr emotional, "HITNF" war eher Grunge-angehaucht, "Q2K" war wieder ein bisschen ´back to the roots´ - weißt Du schon etwas über das nächste Album? Arbeitet Ihr schon am nächsten Album?

Nein, vor Januar wird es nicht viel geben, ein paar Songs sind sicher schon irgendwo geschrieben sein, aber wir werden erst im Januar zusammen kommen, um zu sehen, was wir machen.

Hast Du ein Lieblingsalbum?

Nicht wirklich Lieblingsalbum, da kann ich nur auf meine Antwort von gerade eben zurück kommen. "Rage for Order", "Mindcrime" und "Promised Land" waren die Stationen, auf die ich am stolzesten bin, aber es gibt auf jeder Platte Stücke, auf die ich stolz bin.

Es gibt also nicht unbedingt einen gewissen Stil in der Queensryche-Geschichte, den Du besonders magst, oder einen den ihr Deiner Meinung nach nicht weiter verfolgen solltet.

Stile ändern sich, durch das was man fühlt, was einen inspiriert, Stiel ändern sich, Mode ändert sich. Es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht verändert, ich mag es, mich mit aktuellen Strömungen zu beschäftigen und sie in meine Arbeit mit einfließen zu lassen.

Und das wäre momentan?

Die neuen Depeche Mode-CD höre ich gerne, und diese Platte namens "Voodoo"... ich weiß gar nicht von wem die ist, drehte sich über Wochen in meinem CD-Player; die letzte Sting war auch sehr gut, hmmm...

Recht melodischer Stoff...

Ich liebe Melodien. Ich schreibe ja auch Melodien, ich bin der Sänger.

Inwieweit beeinflussen diese Platten die Queensryche-Alben, ich meine der Stil ist ja schon recht anders.

Ja, ich höre keinen Metal! Habe ich nie gehört. Ich bringe diese Art von Einflüssen mit in die Band, meine Einflüsse kommen nicht vom Metal. So funktioniert das bei uns. Wenn all die selben Einflüsse einbringen würden, inwieweit sollte man dann noch einen eigenen Stzil entwickeln können?

Aber ist es dann nicht seltsam, in einer Metal-Band zu singen?

Ich würde Queensryche nicht als Metal Band bezeichnen. Ich meine, wir werden immer wieder gerne in diese Schublade gesteckt. Es gibt auch sicherlich immer wieder Stücke, die diese Einschätzung unterstützen, weil sie geschrieben wurden von jemandem, der von Metal-Bands beeinflusst wurde, dieser ´tshunky-tshunky-tshunky-guitar-stuff, you know, that´s very Metal´, das kann in bestimmten Momenten auch sehr effektiv sein, aber insgesamt gesehen, würde ich das nicht als Metal bezeichnen.

Was denn, Heavy Hard Rock?

Du versuchst alles zu kategorisieren, das ist nicht meine Herangehensweise, deshalb kann ich mich dazu nicht äußern. Umgekehrt wohl genauso wenig (lacht). Die Musik ist, wie sie ist.

Wie auch immer, um auf die Frage zurück zu kommen, ist es denn nicht ungewöhnlich, wenn man ansonsten eher melodische, softere Musik hört, in dieser wie-auch-immer-zu-nennenden Band singt?
Nein, weil Menschen viele Gesichter haben. Die meisten Leute, die ich kenne, mögen viele verschiedene Arten von Musik. "Faling off the edge of the World" von Black Sabbath´s Heaven and Hell-Album ist auch ein fantastischer Song, aber ich bringe auch gerne Sting´s "Desert Rose"-Einflüsse mit ein, und wenn wir einen Song schreiben, sage ich, ´hey, spiel das mal so wie Sting oder eben auch Tommy Iommy - ich nehme das als Referenzpunkte. Das ist was Musik interessant macht, man kocht ja auch nicht nur mit Salz und Pfeffer.

Und ich liebe es, in Queensryche zu singen, da geht es mir gar nicht unbedingt um den Stil, den wir spielen. Wir sind ein tolles Team, ich mag die Charaktere und die Chemie, die die Lieder entstehen lässt, da könnten wir von mir aus auch ganz andere Musik spielen.

Und in wieweit denkst Du, seid Ihr auf diesen wie-auch-immer-zu-nennenden Stil eingeschossen - ich meine, würdest Du andere Musik für möglich halten?

Ich weiß es nicht, ich meine dafür gibt es Side-Projects, oder?

Das war eine meiner Fragen - auch von Dir?

Ja, ich nehme gerade auf.

Wirklich? Und das wird dann etwas ´ganz anderes werden´?

Ich weiß nicht, ich kategorisiere da nicht. Du wirst es selber hören müssen, aber Du wirst wahrscheinlich noch bis zum nächsten Frühjahr warten müssen.

Und Du hast alles selber geschrieben?

Nein, ich habe mit anderen zusammen geschrieben, es ist eine große Gruppe von anderen Musikern, und eine große Gruppe von Songs. Aber ich fürchte, wir müssen das jetzt abbrechen, die haben mir den Interview-Plan so vollgestopft. Und was sollte ich zu dem Solo-Projekt noch sagen?

Nun, Du hast die Songs immerhin schon gehört....

Richtig, aber warte bis Du die Platte gehört hast, dann kannst Du das ganze Projekt in eine Schublade packen!

Interessiert Dich ja eh nicht, weil Du die Review nicht liest...

Das stimmt, und ich denke, es ist besser, wenn jeder für sich selbst etwas hören kann und seine Meinung dazu bilden kann.