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Bandportrait:
Ich lass
natürlich das Licht an!
oder
Hast Du
Saufen mal probiert?
Reis Against The
Spülmachine vertonen Songs neu und sorgen immer wieder für amüsante Überraschungen.
Hier kommt eine weitere Geschichte über ein Treffen an der
Oldenburger Uni mit deutschlandweit erfolgreichem Fortgang in einer
Singer/Songwriter-Partnerschaft. Während Simon & Jan (Ausgabe 13/2021)
gerne politisch und sozialkritisch werden, steht bei Hanke und Philipp die
spaßige Vertonung von Klassikern der Rock- und Popmusik im Vordergrund. Dabei
werden die Texte so marginal wie möglich verdreht und erreichen gerade dadurch
den maximalen Effekt.
Dabei hätten sie sich fast verpasst. Während Philipp nämlich
mit seinem Studium gerade fertig war, fing Hanke gerade erst an, als sie ihre
gemeinsame Leidenschaft entdeckten und sich in ersten Auftritten in
Studenten-WGs und –Kneipen versuchten. Und weil Hanke zunächst sein Studium
beendete (und mittlerweile Lehrer in Buxtehude ist) dauerte es auch noch ein
wenig, bis daraus eine Erfolgsgeschichte wurde. „Richtig ernsthaft machen wir
das erst seit 5 Jahren“, schaut Philipp zurück auf den Zeitpunkt „dass wir eine
Setlist hatten“, also ein offizielles Tourprogramm, mit dem sie auch
überregional auf Achse gingen. „Vitamine
zum bösen Spiel“ hieß ihr erstes Programm, mit dem sie im wahrsten Sinne Tote
auferweckten. Amy Winehouse erzählt in „Sellerie“ („Valery“) von ihrem
Lieblingsgemüse, Elvis „Ghetto“ wird zum Einkaufserlebnis „In the Netto“
(zwischenzeitlich auch zum Cornetto), im Obst-Medley wird aus der Teenagerliebe
der Ärzte „Die Nektarine (ich liebe sie, ich träum von ihr“). Und wer freut sich nicht über David Hasselhoffs
„Apfel looking for Freedom“, Jimmy Cliffs „I can Zitronen now the rain has gone,
I can see all Obst-acles in my way” und Leonard Cohen`s Maracuja (Halleluja)?
Dabei ist Arbeitsteilung angesagt: Während Philipp für den
Großteil der Songs zeichnet, also Auswahl, Arrangements und Neuvertextung, ist
Hanke für das Drumherum verantwortlich: Social Media, Grafik, Booking –
irgendwie muss die Band ja auch „an den Mann“ gebracht werden. Dass Hanke das
alles neben seinem Hauptberuf so auf die Reihe kriegt, fordert nicht nur seinem
Freund und Kollegen echten Respekt ab: „Das ist schon manchmal n bisschen viel,
aber er ist ein Doppeltakter. Und während wir so am Wochenende unterwegs sind,
hat er auch immer irgendwelchen Hefte und Sätze von Klassenarbeiten dabei, die
er dann zwischendurch bearbeitet.“ Und so kommt man auf 60-100 Konzerte im
Jahr.
Inspirationsquelle für Philipp ist derweil sein zweites
Standbein: Er nimmt mit seinen Gitarrenschülern viele neue Songs durch. „Die
können sich ja auch Lieder wünschen und die erarbeite ich mir dann. Oft fallen
mir dann schon alternative Textzeilen ein, so dass ich aufpassen muss, dass ich
die Gitarrenstunde noch ordentlich zuende kriege. Aber dann mache ich mir
schnell Notizen – und hab den nächsten Programmpunkt schon fast fertig!“
Trotz aller Bemühungen im vitaminreichen Programm zum guten
Immunsystem kam Corona mit all seinen Einschränkungen und Herausforderungen,
aber auch daraus steigen Hanke und Philipp wie Phönix aus der Asche als „Die
fitteste Band der Welt“ (so der Titel ihres aktuellen Programms). Dafür wurde
mit dem Titelsong nicht nur auch endlich ein komplett eigener Song geschrieben,
der abendliche Auftritt wird auch mit einer morgendlichen Fortsetzung
erweitert. Unter dem Motto "Jeden Abend wird die Show gerockt – und dann
am nächsten Morgen losgejoggt!" freuen sich die beiden über Mitläufer*innen.
„Meistens kommen auch ein paar Leute, und am Spannendsten ist es, wenn die
sogar noch ne gute Strecke kennen. Auf jeden Fall lernt man die Zuschauer dann
auch nochmal ganz anders kennen.“ Ihre Auftritte Ende Januar sind indes ein
Nachhausekommen, und nicht nur aus alter Liebe und in Reminiszenz an die
Studienzeiten spielen sie in der Umbaubar gleich zwei Konzerte. Da darf man
sich dann auch schon auf eine Vorschau auf das nächste Programm freuen: Da wird
die Neue Deutsche Welle mit ihrem Lieblingsthema kombiniert und u.a. aus Klaus
Lages „1000x berührt" ein „Hast Du Saufen mal probiert?“ Lachtränen
garantiert!
Ralf Koch