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Interview 2010 - Ein älteres Interview (2007) gibt es HIER.
Mit ihrem dritten
Album „In Farbe“ sind die Hamburger weiter gewachsen. Die (musikalisch) wilden
Jahre scheinen vergangen, dafür wollen sie mit positiven Songs die Welt etwas
bunter gestalten. Rechtzeitig zur neuen Tour erscheint ihr Album noch einmal
inklusive ihrer ersten DVD (mit einem Konzert der Clubtour im Frühjahr, Doku
usw.) sowie der neuen Duettversion ihrer aktuellen Single "Halt
Dich an mir fest" mit
Marta Jandová von Die Happy. Schlagzeuger
Jakob Sinn über das neue Album.
Worauf bezieht sich
der Albumtitel?
Der ist für uns eine Reaktion auf dieses ganze Krise-Gerede. Wir haben gesagt, `hey, so schlimm ist es doch gar nicht, kuck doch einfach auf die positiven Seiten`- und das wurde für uns zu einer Art Film, der das Graue ins Bunte holen sollte.
Wart ihr vorher nicht
optimistisch genug?
Nein, das letzte Album hat widergespiegelt, wie wir uns da gefühlt haben. Da waren wir noch ganz mittendrin im Trubel um unser erstes Album, da wollten wir uns auch gar nicht so viel Zeit lassen, sondern einfach gleich weitermachen. Und dieses Mal wollten wir sehen, wie es wird, wenn wir doch länger dran herumfeilen – und sind mit dem Ergebnis auch sehr glücklich.
Also doch zu eilig
das letzte Mal?
Nein, das war gut damals, weil wir auch gar keine Pause haben wollten, weil wir einfach heiß waren, weil wir weiter spielen wollten – und eben auch neue Songs. Und dass wir dieses Mal wirklich einen neuen Ansatz haben, sieht man ja auch daran, dass wir zum ersten Mal einen Produzenten mit im Team haben – Moritz Enders (A-ha, Livingston u.a.; Anm. d. Red.) – auch um zu verhindern, dass wir uns wiederholen.
Das neue Album ist
etwas ruhiger, oder?
Hmm, also es gibt nicht mehr die ganz harten Extreme, das stimmt, aber durch
die Elektronik, wie in „Darf ich bitten“ oder „Um unser Leben“, die als neue
Facetten mit drin sind, und die ja auch rocken, gibt es eben auch andere
Sachen. Aber es kann schon sein, dass man das Album insgesamt als softer
auffassen könnte. Aber das ist auch durchaus eine bewusste Entscheidung, diesen
Weg weiter zu gehen.
Gleichzeitig gibt es
auch Songs wie „Hamburg hinter uns“, die ja auch noch die Bandbreite erweitern,
oder?
Ja, das ist so eine Singer/Songwriter-Richtung, die wir mal ausprobieren wollten. Genauso wie die Elektroniksachen eben ein Ausprobieren des Machbaren sind.
Auch ein Zeichen des
Älterwerdens?
Jo, warum nicht. Man entwickelt sich halt weiter, keine Ahnung ob das auch mit der Schallgrenze 30 zu tun hat, aber wir hören heute ja auch ganz andere Musik als damals. Den NuMetal-mäßigen Sound des Debüts haben wir jedenfalls bewusst hinter uns gelassen. Dann schon lieber Richtung neuere Foo Fighters, vielleicht auch britischer.
Oder habt ihr auch
das Musikbusiness einfach ein bisschen besser verstanden?
Haben wir bestimmt, und es ist auch schön, dass wir von der Musik leben können, aber wir machen das noch immer, weil es uns Spaß macht und ich glaube nicht, dass wir uns jemals dafür verbiegen mussten. Also hinter den neuen Songs steht jedenfalls kein Kalkül. Kommerzielle Songs hatten wir ja auch auf den ersten beiden Alben – und richtig verstehen, was es braucht, um erfolgreich zu sein, kann man eh nicht.
„Ich werde nie
erwachsen“ und „Mein Leben ist super“ – sind das autobiografische Gedanken?
Die sind natürlich nicht 1:1 aus unserem Leben, aber wir wehren uns eben gerne gegen die Klischees – man kann ja auch mit 50 oder 60 noch auf ein Rockkonzert gehen… ich bin jetzt 29 und hatte schon erste Probleme damit, den nächsten Jahrzehntwechsel vor mit zu haben. Da haben wir jetzt auch schon Teenies bei unseren Konzerten, die halb so alt sind wie wir… und trotzdem denke ich, dass wir auch genauso Party machen können!
Apropos Party – seid
Ihr alle in festen Händen?
Teil teils… aber falls Du den „Rock`n`Roll Lifestyle meinst, so extrem haben wir den nie ausgelebt. Man kann auch feiern, wenn man verheiratet ist!
Dann gibt’s Songs wie
„Immer ein Grund zu feiern“, „Alles Anders“ und „Keine Liebeslieder mehr“ –
ganz schön plakativ, oder?
Ja, aber auch das hatten wir schon immer, manchmal kann man es eben so einfach sagen. Und wir wollten uns auch immer schon bewusst von der Hamburger Schule und diesen pseudo-intellektuellen Texten abgrenzen – man kann doch auch einfach mal sagen, wie es ist, oder?
Und mit „Hamburg
hinter uns“ positioniert Ihr Euch jetzt doch eindeutig an die Elbe? Früher galt
ja durchaus auch Bremen noch…
Ja, weil Johannes daher kommt und wir sind ja auch beim Bundesvision Song Contest für Bremen angetreten, aber eigentlich wohnen wir alle seit Jahren in Hamburg. Und der Song ist tatsächlich entstanden, als Johannes aus dem Urlaub zurückkam und aus strahlender Sonne in das typisch norddeutsche Schietwetter kam – da musste er sich erst einmal hinsetzen, und einen Song darüber schreiben.
Im Video zu „Spinner“
hat Johannes eine Gitarre um…
Ja, bei ein paar Songs spielt er Gitarre – auch auf der Bühne. Du siehst also, wir entwickeln uns in viele Richtungen weiter (lacht). Es wird auch mal einen Synthesizer auf der Bühne geben, auch optisch ein paar Veränderungen…