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Bruce Guthro - Runrig Sänger und Solokünstler
Interview 2007. Ein älteres Interview mit Runrig-Gründungsmitglied und Songwriter Calum
MacDonald gibt es hier!
Es war keine leichte Aufgabe für den Kanadier, Sänger in
einer schottischen Band zu werden, die seit einem knappen Vierteljahrhundert
Erfolge feiert und zum Urgestein schottischer Rockmusik zählt. Aber eine
Herausforderung allemal – und denen stellt sich ein Künstler ja gerne. Der
Erfolg gab ihm Recht: Seit rund zehn Jahren führt Bruce Guthro die Band Runrig
erfolgreich durch Europa und macht den früheren Sänger Donnie Munroe vergessen,
indem er seinen eigenen Stil und seine Persönlichkeit in die Band brachte.
Gleichzeitig ist es für Guthro selbstverständlich, neben
Runrig auch seine Solokarriere weiterzuverfolgen, mit der er wiederum auf
seiner Seite des großen Teichs große Erfolge feiert. Ende letzten Jahres
erschien sein neuestes Soloalbum „Beautiful Life“, mit dem er sich jetzt zum
ersten Mal auf Solotour in Europa wagt.
Bruce, dein neues Album
war gerade erschienen, da ging es erst einmal mit Runrig auf Tour – gutes oder
schlechtes Timing?
Ich konnte da gar nicht so viel planen. Tatsache ist, dass
ich die Zeit genutzt habe, die ich dafür hatte, und dass die Plattenfirma das
wohlwollend zur Kenntnis genommen hat, dass ich eh gerade mit Runrig in Europa
bin. Das gibt mir die Gelegenheit, über beide Projekte zu sprechen, wenn ich
über Musik spreche.
Musikalisch sind es
aber doch eher verschiedene Baustellen.
Oh, ich habe eine sehr abwechslungsreiche Vergangenheit.
Meine frühe Musik war sehr keltisch angehaucht, später dann mehr
Rock-orientiert. Das neue Album könnte man jetzt Jazz-Pop nennen. Ich lass sehr
gerne passieren, was immer aus mir heraus kommt. Da bin ich als Solokünstler
sehr viel flexibler, als eine Bandsituation wie Runrig. Wenn die zusammen
kommen, ist klar, was am Ende heraus kommt.
Du bist seit fast 10
Jahren Sänger von Runrig – ist diese Konstante im Endeffekt auch, was Dich
daran reizt?
Ich liebe diese Band. Ich liebe die Jungs, ich liebe die
Musik. Sie sind mein zweites Ich. Wenn ich mit den Jungs zusammen bin, bin ich
Schotte. Ich habe meine Stimme für die Band gefunden, sie haben meine
keltischen Wurzeln freigelegt, mit denen ich immerhin groß geworden bin.
Gleichzeitig sind Runrig für mich der große, britische Rock – Sting, Dire
Straits, für mich stehen diese Bands auf einer Stufe.
Welche Rolle hat ihre
Bekanntheit für Dich gespielt, als sie Dich fragten, ob Du ihr Sänger werden
möchtest?
Eine gewisse, klar. Tatsache war, dass ich ihren Namen gar
nicht kannte – sie waren noch nie in Kanada! Aber ich mochte, als ich mich
damit beschäftigte, wofür sie standen. Sie repräsentieren die Werte, die ich in
der Musik schätze. Sie haben sich nie verbiegen lassen, sie waren nie auf
Hitsingles aus, sie haben ihre Fans langsam gewonnen und geschafft, sie durch
Ehrlichkeit zu behalten. Das hat mich dazu bewogen, bei ihnen singen zu wollen.
Und die keltischen
Wurzeln haben Dich dann zu Runrig geführt?
Grob zusammengefasst, ja. Natalie McMaster aus Cape Breton
hatte auf meinem Album gespielt, ich hatte danach einen Song für ihr Album
geschrieben, und das haben Runrig gehört. Und daraufhin kontaktierten sie mich.
Und für Dein neues
Album schwebte Dir eher diese Art von Musik vor – oder ist der Sound des Album
erst während der Aufnahmen entstanden?
Die Songs sind auf der akustischen Gitarre entstanden, und
die Musiker haben sicherlich letzten Endes den Sound mitbestimmt. Aber deswegen
habe ich sie ja gewählt, ich wusste, was ich von ihnen erwarten kann. Ich mag
dieses Album, es ist ein Album das ich mir kaufen würde. Es ist die Musik, die
ich gerne höre – morgens oder mittags beim Essen vorbereiten; s ist nicht
unbedingt, was ich auflegen würde, wenn ich auf die Piste gehe, dann nähm ich
eher Ozzy…
Du hast auch ein Ozzy
Osbourne Album?
Ja, ich höre alles. Black Sabbath, Johnny Cash, James Taylor, Pink Floyd.
Nach Michael Bublé
und Jamie Cullum wird das Album nicht zur ungünstigsten Zeit veröffentlicht.
Vor Bublé gab es Norah Jones. Und es gab immer eine leicht
Jazz-angelehnte Variante des Pop. Aber ich weiß, was Du meinst. Bublés Erfolg
lässt dieses Album durchaus auf fruchtbaren Boden fallen. Aber wenn Du es einem
Jazz-Fan vorspielen würdest, würde der es wohl kaum Jazz nennen. Aber ich bin
glücklicherweise nicht derjenige, der dieses Album kategorisieren muss. Und ich
habe es auch gewiss nicht darauf angelegt, in eine bestimmte Schublade zu
passen. Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich denke, dass ich es mir
leisten kann, es einfach passieren zu lassen.
Du hast eine
abwechslungsreiche Karriere hinter sich, nun bist Du zum ersten Mal solo in
Europa - wie wird das Material zusammen passen? Was können wir live erwarten?
Meist ist es relativ ruhig, bis ich meine Kleidung ablege
und die Halle in Brand setze…
Nein, es ist schon so, dass die Band den Sound bestimmt. Und
da wir die Songs eh nicht eins zu eins präsentieren, weil das langweilig für
alle Beteiligten wäre, werden die Songs also schon eher den Stil des aktuellen
Materials annehmen.