Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....
Die kanadischen
Art-Rocker sind wieder zu einer etwas beständigeren Veröffentlichungsweise
zurückgekehrt – sowohl was die Anzahl der Alben in den letzten Jahren als auch
was deren Qualität betrifft. Das aktuelle Opus „House of Cards“ schließt nahtlos
an das letzte Album „Full Circle“ an und lässt die Fehltritte der Neunziger
vergessen. Und der überraschende Erfolg
mit „Full Circle“ ermutigte die Band sogar wieder zu einer
Single-Veröffentlichung zu ihrem aktuellen Werk, auch ein Novum für die neuere
Geschichte der Band. Jim Crighton kam
zum Interview direkt von den Dreharbeiten zum Video zu dieser Single, weshalb
er darüber gleich zu Anfang berichten musste...
Video, sag bloß, Ihr
versucht´s mal wieder mit einer Single?
Ja, zu „Money Talks“. Ich glaube nicht, dass es in die
„MTV-Heavy-Rotation“ kommen wird, aber es war auf jeden Fall eine Menge Spaß.
Ich denke, wir werden das Video mit auf die Single pressen als Enhanced Part,
dazu dann noch die Full Version und eine „edited version“ zu „Money Talks“.
Außerdem hat Michael vor ein paar Wochen „Don´t give up“ von Peter Gabriel mit
Alannah Myles aufgenommen, das wird wohl auch darauf landen.
Klingt interessant!
Ja, es wird also eine interessante Single. Sie haben es
wirklich sehr gut gemacht.. „Don´t give up“ ist kein sehr leichter Song zu
singen...
...ist das so, ich bin kein Sänger!
Nein, als wir Alannah Myles sagten, was sie singen soll, war
sie leicht nervös. Sie meinte, Kate Bush´s Part zu übernehmen, heißt sich der
Rock-Bibel zu nähern.
Ihr hofft also auf
den großen Schlag mit dem neuen Album?
Ach, was heißt schon großer Schlag. Ich denke, es ist auf
jeden Fall sehr gut geworden. Es ist eine Art Fortführung des letzten Albums,
und das hat ja auch allen gefallen. Also haben wir versucht, keine zu großen
Änderungen im Sound vorzunehmen. Wir hatten jede Menge Spaß, ich musste die
Jungs am Ende rausschmeißen, sie wollten gar nicht mehr aufhören. Aber ich
sagte, wir sind fertig, Ihr müsst jetzt gehen. Der Rest ist mein Part.
Beim letzten Album konnte man lesen, Ihr hättet Eure alte
Art zu schreiben wieder entdeckt – das gilt also genauso auch für das neue
Album?
Beim letzten Album war es so, dass es uns wirklich egal war,
welches Jahr wir schreiben oder was gerade aktuell ist. Wir wollten machen, was
Saga machen wollen. Zu spielen, was Saga immer aussagen wollten, und ja, das
kann man auch für das neue Album sagen. Ist sowieso einfacher, als sich immer
Gedanken machen zu müssen, welche neuen Sounds man mit einfließen lassen
könnte. Geht dann offensichtlich eh in die Hose. Beim neuen Album haben wir
dafür ein paar mehr akkustische Parts aufgenommen –insofern ist es ein bisschen
was neues, aber ich glaube, nicht „störend“.
Nein, ganz und gar nicht. Die Songs zählen zu meinen Favoriten!
Sie sind entstanden aus dem Akkustik-Set, den wir auf den
letzten Tourneen mit drin hatten, dadurch sind wir angefangen, das auch mal im
Studio auszuprobieren.
Wie wichtig ist Euch, was die Fans über eure Alben sagen –
es gab da ja ein paar Alben, die nicht ganz so beliebt...
...oh es gibt ein paar, die sie hassen! „Pleasure &
Pain“ ist, glaub ich, das meistgehasste Saga-Album. Ich kann das auch
verstehen. Aber wenn man als Band so lange zusammen ist, dann versucht man
selbstverständlich auch mal etwas anderes. Man bringt neue Energien in die
Band, will die Sache frisch halten. In dem erwähnten Fall ging es um unsere
Version eines „Progressive Grunge“ Albums, wir wollten die Sache einfach
transparenter machen, weniger Keyboards, mehr Live-Sound. Aber offensichtlich
ist es doch immer wieder schön, das zu machen, was man am besten kann. Trotzdem
glaube ich, dass es etwas langweilig ist, 16 Teile von „World´s apart“ zu
machen.
Nun, das neue Album klingt ja langstreckenweise sehr – um
es positiv auszudrücken – Saga-stylish. Man könnte es natürlich auch regressiv
nennen... Ist das nicht ein weiteres „World´s apart“?
Klar ist es „retro“. Wir haben so viele e-mails bekommen,
z.B. ob es nicht mal wieder ein paar neue Chapters geben würde, also fing ich
an, zu überlegen, was die Hauptperson wohl im Jahre 2000 denken und machen
würde. Und dabei kamen mir so viele neue Ideen, die will man dann ja auch
angemessen umsetzen. Momentan haben wir 13 Chapter, drei weitere sind schon
fertig für´s nächste Album, und ich schreibe auch gerade an den Chapters 17-19,
ich kann also wirklich noch nicht sagen, wie lange es weiter geht. Das
Album-Cover ist eine Szene aus einem Song, der erst auf dem nächsten Album
erscheinen wird. Naja, jedenfalls, sobald man anfängt, Chapters zu schreiben,
fängt man automatisch an, wieder typische Saga-Alben zu schreiben.
Weil die Chapters musikalisch zusammenpassen sollen?
Ja, es ist das größte Musik-Puzzle, das ich kenne. Im
letzten Jahr haben wir gerade angefangen, darüber nachzudenken, was wir einmal
daraus machen. Ein „Chapters-Album“, für das man alle noch einmal neu aufnimmt,
oder ein Comic – oder beides. Mal sehen. Aber wie gesagt, bevor ich nicht weiß,
wie lange es weitergeht, wie soll ich dann sagen, was wir am Ende damit machen?
Unsere Kreatur hat offensichtlich noch zu viel zu sagen.
Was für eine Kreatur ist das?
Es ist schwer für mich, darüber zu reden. Wir kriegen eine
Menge mails, in denen uns die Leute sagen, wie sie das sehen. Gerade letzte
Woche habe ich mit einem gesprochen, der meiner Idee schon sehr nahe kam, so
nah wie ich es bisher noch nie erfahren hatte. Aber die beste Geschichten sind
immer die, die komplett anders sind, als die, die wir im Kopf haben – und die
dann auch noch viel besser sind als unsere... Da gibt es schon so einige
unglaubliche Geschichten, die sollten da ein Buch daraus machen.
Ihr seit zu einer recht üppigen Veröffentlichungsdichte
zurückgekehrt, entspricht das Eurem momentanen Kreativitätsdrang, oder müsst
Ihr Euch dazu zwingen?
Saga-Alben zu machen ist für mich das einfachste was ich tun
kann. Ich habe zwei Studios in L.A. und wenn ich sehe, wie sehr sich manche
andere Bands zu neuen Alben quälen müssen, dann mache ich lieber ein neues
eigenes Album. Wir starten jede Album-Produktion mit mindestens dreißig neuen
Songs, es ist also nicht so, dass wir lange herumsitzen müssen bis uns die
Köpfe qualmen.
Dabei fällt mir ein, dass Michael Sadler auch schon seit
Jahren an einem Solo-Album arbeitet, aber bei der Regelmäßigkeit von Saga wird
das ja wohl noch ein paar weitere Jahre dauern...
Es ist lustig, dass Du das erwähnst. Ich weiß nicht, wie
weit er mit seinem Material für ein Solo-Album ist, aber wir werden trotzdem
noch vor der Tour mit einem anderen Sadler-Solo-Album anfangen. Aber das wird
eine andere Geschichte – mit einem etwas anderen „Vibe“. Das wird etwas
schneller gehen, wir haben auch schon einen Plattenvertrag dafür, also werden
wir es einfach machen.
Und was wird das für ein Album werden?
Ein Cover-Album. Es wird irgendwas in der Richtung von
„Songs I wished I had written“ heißen, lauter Balladen, die Du in der
Zusammenstellung wohl kaum erwarten würdest. Icehouse hatten mal einen Song
„Man of Colours“, ein Wahnsinns-Song, und wenn ich ihn spiele, klingt er, als
hätte Michael ihn geschrieben. Und in der Richtung werden auch die anderen
Songs sein. Das erwähnte „Don´t give up“ ist eine ähnliche Geschichte,
allerdings wieder in einer anderen Aufnahme.
Und das wollt Ihr noch vor der Tour aufnehmen?
Ja, oder auch während der Tour. Und fertigstellen danach
dann.
Apropos Tour: Ihr kommt zusammen mit Arena, was ja etwas
ungewöhnlich ist, weil Ihr sonst eher mit nationalen Supports spielt.
Die Gigs der letzten Tour waren fast alle ziemlich
ausverkauft, also wollten sie die nächstgrößeren Hallen buchen. Und da macht
sich ein Special Guest ja immer ganz
gut. Ich wusste gar nicht, dass Arena schon fest stehen, es war auch mal
Spock´s Beard im Gespräch....
Wirklich? Spock´s Beard wären aber auch nur bedingt als
Vorgruppe empfehlenswert, da sie gerade live so manchem die Show stehlen
könnten...
Nichts lieber als das! Ich wünschte wirklich, wir hätten mal
ein echte Herausforderung im Vorprogramm, ich kann mich nicht erinnern, jemals
eine wirkliche gehabt zu haben. Ein Vorprogramm, das uns nervös macht, das wäre
das beste überhaupt! Ich hoffe, Arena können uns da auch ein bisschen fordern!