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Interview 2012
Euer letztes Studioalbum ist ein rundum
gelungenes Albumpaket, oder?
Steffi: Das
hören wir natürlich immer gerne, jetzt wo wir uns eineinhalb Jahre eingeigelt
hatten und dann rauskommt und sehen möchte, ob es gefällt, was man so
abgeliefert hat.
Ist prinzipiell
das neueste Album das Beste?
Andreas: Ja, das klingt natürlich
immer nach Albumpromotion, aber das neueste Album ist einfach das, an dem man
emotional am meisten hängt, das am ehesten den aktuellen Band-Zeitgeist
widerspiegelt. In zehn Jahren können wir das vielleicht objektiver sagen,
welches Album das Beste ist.
Das Album beginnt
mit „Unter der Oberfläche“ – ist das zugleich auch das Albummotto?
Steffi: Man
kann das nicht unbedingt verallgemeinern, aber es ist schon absichtlich so,
dass das der erste Song ist, weil wir die Hörer gerne dazu aufrufen möchten,
sich das Album etwas genauer anzuhören, weil es ja schon ein paar Songs gibt, die
ein bisschen mehr in die Tiefe geht – sowohl musikalisch als auch textlich.
Dieses Album ist eben nicht nur vordergründig und zum Feiern. Ich glaube, dass
wir mit diesem Album dem Kern von Silbermond einen erheblichen Schritt näher
gekommen sind.
Ihr habt also das
Gefühl, dass das mehr ist, als auf euren bisherigen Alben?
Andreas: Bei
der dritten Platte hatten wir mehr Probleme, das so zu gestalten, wie wir das
wollten. Bei dem neuen Album haben wir uns mehr Zeit gelassen, haben gute Texte
auch noch einmal hinterfragt und deshalb hat für uns – subjektiv – das Album
schon mehr Tiefe.
Ihr habt gesagt,
ihr wolltet neue Wege gehen – warum war es euch so wichtig, dass das vierte
Album neue Pfade beschreitet?
Steffi: Ich weiß
es nicht, ob das so bewusst war. Wir haben uns nicht unbedingt gesagt, dass
jetzt alles anders werden muss. Aber wir haben uns hingesetzt und geschaut, wie
wir drauf sind, worüber wir uns gerade Gedanken machen. Und die Herausforderung
war, das so einzufangen. Und im Kern sind die Songs auch ähnlich entstanden wie
früher, aber irgendwann sagt man sich auch, dass wir eine bestimmte
Melodiefolge nicht schon wieder wollen, dass wir nicht schon wieder mit dieser
Akustikgitarre beginnen möchten, einfach auch, um es spannend für uns selbst zu
halten. Und dann beginnt man automatisch, sich nach Alternativen umzusehen, die
Suche nach neuen Wegen, neuen Beats, nach dem „hey, ich möchte mich selbst zu
überraschen“ und dann Spaß daran zu haben, 3 Stunden den Sound eines
Klettverschlusses zu basteln, oder in der Damentoilette den Schlagzeughall so
aufzufangen, dass es nach großem Raum klingt. Ich find es toll, dass man immer
noch diese Neugier in sich hat, und in der Musik auch neue Facetten zu
entdecken.
Das besondere an
Silbermond sind für mich vor allem diese Twist-Momente, wie in „Ja“ oder die Rockelemente wie in
„Waffen“ – ist das auch für Euch der Selbstbeweis, dass ihr nicht nur Popmusik
schreiben könnt?
Andreas: Das
können wir selber so gar nicht sagen, das ist ja ohnehin auch subjektiv, wie
das aufgefasst wird. Aber wir spielen gerne mit diesen Gegensätzen, wir lieben
sowohl die rockigen als auch die emotionalen Momente und die Spielerei zwischen
diesen beiden Momenten.
Inwieweit
entspricht diese Band denn noch dem Ideal von Band, das ihr im Kopf hattet, als
ihr sie gegründet habt?
Steffi: Zu
hundert Prozent! Wir haben nie etwas gegen unsere Prinzipien gemacht und immer
gesagt, wir machen das nur so lange, wie wir dazu Spaß haben. Und gerade dieses
neue Album hat uns so viel Spaß gemacht wie schon lange nicht mehr. Auch die
Texte fielen uns leichter, weil wir uns der Herausforderung gestellt haben und
ganz zwanglos daran gegangen sind. Natürlich lernt man von platte zu Platte
neu, macht auch Fehler und entscheidet sich vielleicht auch nicht immer
optimal, aber dazu sind Fehler ja auch da, dass man daraus lernt.
Was hat sich
subjektiv für Euch geändert auf dem Weg vom Clubact zum Stadionact?
Andreas: Schwierige
Frage. Natürlich ändern sich viele Dinge, man hat eine ganz andere
Verantwortung und viel mehr um die Ohren, aber was gleich geblieben ist: Wir
sind jetzt gerade im Proberaum und proben die Songs – und das ist eine total
schöne Situation für uns – immer noch – und wir können das auch immer noch
genießen. Das ist keine Arbeit für uns, das ist, was wir machen wollen – und so
lange das so ist, beliebt für uns das Grundprinzip dasselbe.
Viele Bands
scheitern auf Dauer ja durch die Nähe untereinander – welche Freiräume lasst
ihr euch?
Andreas: Ich glaube,
das Längste, dass wir uns mal nicht gesehen haben in den letzten 14 Jahren,
waren zweieinhalb Wochen. Klingt vielleicht komisch, aber wir sind einfach
freundschaftlich verbunden. Und auch bei der Albumproduktion, die wirklich sehr
intensiv und mit 12 Stunden im Studio verbunden waren, sind wir danach noch
manchmal zusammen weggegangen – einfach weil es uns wichtig war, noch über dies
und das zu sprechen. Und ich glaube, wir merken es, wenn es einem nicht so gut
tut, und jemand mal Abstand braucht. Und wir wären auch die letzten, die dann
nicht sofort die Notbremse ziehen würden – dieses Gespür sollte man als Band
haben, und sollte jeder in einem Team füreinander haben.
Steffi – du
hattest ein sehr gelungenes Duett mit Tom Lüneburger für sein letztes Album,
das für Tom sicherlich auch einen neuen Popularitätsschub bedeutet hat – gab es
auch Pläne für eine Fortsetzung auf Eurem Album?
Steffi: Wir
haben schon mal drüber nachgedacht. Tom ist sogar im Hintergrund auf unserem
Album drauf! Auf mehreren Stücken, u.a. auch „Himmel auf“. Aber bislang war es
immer so, dass entweder unsere Zeitpläne nicht so wirklich kompatibel waren,
oder sich kein Song angeboten hätte. Für uns war Tom – und seine Band Myballoon
– ja ein großes Vorbild, aber bislang hat es sich nicht ergeben. Aber
prinzipiell sind wir dafür durchaus offen.
Das Album ist als
Ganzes relativ durchgestylt, wie gesagt eben ein „rundum gelungenes Albumpaket“
– denkt ihr noch in Albumdimensionen? Viele Fans tun das nicht mehr, oder?
Andreas: Wir
auf jeden Fall, ja. Wir hatten ja auch mehr als 14 Lieder – und dann macht man
sich auch Gedanken über die Dramaturgie und über die Songliste des Albums. Uns
geht es darum, ein Album zu schaffen, das man vom ersten bis zum letzten Song
durchhören kann.