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Tanita Tikaram
„Closer
to the People“ heißt ihr aktuelles Album – und ist auch das Motto ihrer
aktuellen Tournee. Die Hallengröße der Kulturetage scheint da genau der
richtige Platz zu sein, um sich ihren Zuschauern zu stellen. Und dabei ist es, wie
sie gleich klarstellt, unerheblich, ob es jahrelange, treue Fans sind oder
einfach nur neugierige Musikfans, die den Namen aus alten Tagen kennen. Die in
Deutschland geborene Britin hat für ihr Konzert am ein Best-of ihrer bisherigen
9 Alben angekündigt, das sie mit ihrer 7-köpfigen Band in teilweise neuen
Arrangements präsentieren wird.
Oldenburg Kulturetage, Sonntag, 22. Oktober 2017
Es dürfte durchaus einige
Zuschauer geben, denen dein Name in erster Linie von deinen alten Hits wie
„Twist in my Sobriety“, „Good Tradition“ oder „Cathedral Song“ bekannt ist…
Ich
hoffe, die Menschen genießen die Show, wenn sie kommen, denn es wird eine Menge
unterschiedlicher Musik geben. Für mich als Künstler ist der Grund oder der
Background des Publikums nicht wichtig. Ich denke, dass wir ein tolles Programm
haben und wir werden den Leuten eine tolle Show bieten. Ich meine, das ist doch
ohne hin die Art, wie Leute heute Musik hören. Es geht um ein paar Songs, ein
paar Hits, die das Interesse wecken, sich den Künstler live anzusehen – und das
ist das Beste, was uns passieren kann.
Weil keine Alben mehr
verkauft werden?
Das
ist die Realität heute, ja. Musik wird immer weniger gekauft, deswegen wird es
für Musiker immer wichtiger, auf Tournee zu gehen.
Das war früher in der Tat
anders…
Als
ich angefangen habe, Musik zu machen, war es das Wichtigste, Alben zu machen.
Junge Leute kaufen heute keine Musik mehr. Sie wissen gar nicht, dass man für
Filme oder Alben bezahlen muss. Das ist unglücklich für einen Künstler, aber
wie gesagt, das Positive daran ist, dass Live-Musik so viel wichtiger geworden
ist.
Das ist eine harte Art, es
auszudrücken: Junge Leute wissen nicht, dass sie für Musik und Filme bezahlen
müssen. Aber es trifft wohl den Nagel auf den Kopf.
Ich
glaube, für Künstler, die noch nicht so lange im Geschäft sind, wie ich, stört
das gar nicht groß, denn sie haben es gar nicht anders kennengelernt – es sei
denn, sie heißen Ed Sheeran oder Adele. Alle anderen gehen gar nicht davon aus,
dass man mit dem Schreiben von Songs alleine Geld verdienen kann. Aber
vielleicht gibt es ja doch noch einmal so etwas wie eine Vinyl-Revolution…
(lacht). Ich meine, es ist ja immer noch die schönste Art, Musik zu hören.
Hörst Du Vinyl?
Nein
(lacht!) aber der Klang ist ja schöner…
…hast du gehört…
Nein,
früher habe ich auch Vinyl gehört! Heute bräuchte ich erstmal einen neuen
Plattenspieler. Aber ich hören nicht viele Alben.
Aber du hörst dir andere
Musiker an?
Ja! Ich
lebe in London, da habe ich permanent gute Musik rund um mich herum – und ja,
ich bin großer Musik-Fan und sehe mir viele Künstler an.
Ich habe dein neues Album
gehört. Was ist ein „Glass Love Train“?
Es
ist eigentlich ein Wortspiel… wir hatten erst die Musik, und ich fand, es klang
ein wenig nach Phillip Glass – und nach Zug, also fragte ich, warum nennen wir
es nicht einfach so? es bezieht sich also auf den amerikanischen Künstler.
Ein anderer Song ist „Night
Is a Bird“ – bist du ein Nachtmensch?
Nein,
um ehrlich zu sein, bin ich eher ein Morgenmensch.
Nun, solange das nicht im
Konflikt mit deiner Tätigkeit steht, abends auf der Bühne zu stehen…
Nein,
ich stehe gerne abends auf der Bühne. Aber wenn ich mich auf eine Tageszeit
festlegen müsste, die ich am liebsten mag, dann den Morgen.
Schreibst du auch Songs
morgens?
Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal auch morgens. Ich stehe meist sehr früh
auf. Ich halte abends auch nicht sehr lange durch – was manchmal Pech ist für
meine Begleiter, weil ich abends keine gute Ausdauer habe.
Was diesen Song so besonders
macht, ist der Jazz – der dir und deiner Stimme ausgesprochen gut steht,
trotzdem eine echte Ausnahme darstellt…
Das
stimmt, das hatte ich noch nicht so viel. Danke trotzdem! Jazz ist eine sehr
aufregende Spielart, gerade live gespielt. Das besondere an Musik ist, dass sie
sehr abhängig ist von der Person, die sie spielt. Was ich sagen möchte ist,
dass ich nicht denke, dass ich eine Jazzmusikerin bin, und ich nicht weiß, ob
ich das Talent habe, mich in dieser Spielart auszutoben…
Man kennt dich ja eher von
deinen ruhigen, melancholischen Songs – versteckst du alle anderen Songs in der
Schublade, oder gibt es keine anderen?
Welche
anderen?
Na, z.B. die anderen
Jazz-Songs…
Nee,
die gibt es nicht. Wenn ich eine Platte mache – oder z.B. eine Tour plane – versuche
ich in möglichst vielen verschiedenen Farben zu malen. Die Palette ist abhängig
von den Musikern, mit denen man zusammenspielt, von den Orten, an denen man
aufnimmt – und all das bestimmt die Songs.
Haben deine Alben diese
Farbvielfalt?
Nun,
offensichtlich bist du nicht der Meinung… hmm, aber ehrlich gesagt hatte ich
auch in erster Linie davon gesprochen, wie ich Live-Sets plane. Da ist es mir
wichtig, dass ich mit dem Publikum durch möglichst viele Stationen meines
musikalischen Lebens gehe – und das ist auch, was ich auf der kommenden Tournee
vorhabe.
Nun, es gab ja auch
Album-technisch schon durchaus andere „Farben“. Dein Albumvorgänger „Can’t Go
Back“ war ja klanglich ganz anders – mit sehr viel „Band“-Sound.
Das
stimmt, das war mein „amerikanisches“ Album auf dem ich genau diese Vorliebe
auch auslebe – in Amerika aufgenommen, mit amerikanischen Musikern, einem
amerikanischen Produzenten und genau diesen Farben. Diese Sounds sind genau,
was ich an amerikanischer Musik liebe.
Trotzdem ein einmaliges
Experiment?
Ehrlich
gesagt, hatte ich das Gefühl, mit diesem Album dazu alles gesagt zu haben. Und
natürlich ist jedes neue Album auch immer der Versuch, etwas Neues
auszuprobieren.