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Sie sind wirklich
wieder da! Acht Jahre nach ihrem Triumphzug durch deutsche Clubs, mit dem sie
ihren Ausnahmestatus bewiesen hatten, und sieben Jahre nach Neal Morses Rückzug
aus seinen Bandprojekten wird hier ein Kreis wieder geschlossen, der zu den
ganz großen gehört. Pete Trewawas (Marillion), Mike Portnoy (Dream Theater) und
Roine Stolt (Flower Kings) – alle waren sofort wieder bereit, den Faden
aufzunehmen und das neue Album “The Whirlwind” (2010) ist Beweis genug, dass es Zeit
dafür war.
Neal Morse darüber,
wie es zur Reunion gekommen ist.
Diese Reunion war
nicht wirklich, worauf man noch zu hoffen gewagt hatte…
Ja, für mich ehrlich gesagt auch eine Überraschung. Es war ein Prozess, und es schien an der Zeit. Ich hatte ein Dinner mit einem Freund, Todd Morell, und wir sprachen über das Thema Whirlwind, und er sagte etwas ganz Seltsames: Ich sollte daraus ein ganz großes Prog-Konzept machen und das mit einer Band wie Transatlantic umsetzen. Und wir lachten, denn das war wirklich aus dem Nichts plötzlich, aber er meinte, wir Vier wären doch perfekt geeignet, um die vier Urgewalten (the four winds) zu vertonen.
Naja, damit fing es an, aber ich dachte zunächst nicht groß weiter darüber nach. Aber irgendwann schrieb ich ein Stück namens „Whirlwind“, aber das war noch etwas komplett anders, als das was Transatlantic machen. Aber dadurch kam ich noch einmal darauf zurück mit Rick Altheiser, er war früher in meiner ersten Soloband, und ist ein echter Freund für mich – und auch er meinte, es wäre Zeit für eine Reunion.
Die Geschichte des „Whirlwind“
ist also biblisch, aber das Album hat damit nichts zu tun?
Nein musikalisch war das Stück etwas ganz anderes. Ansonsten würde ich nicht sagen, dass es nichts damit zu tun hat. Es gibt in der Bibel verschiedene Passagen, dass Gott große Winde einsetzt, um Tumult und Aufruhr zu produzieren und damit Dinge zurechtzurücken und die Menschen auf seinen Pfad lenkt. Und einige der Texte nehmen diese Grundidee auf, hier und da gibt es auch eine Zeile, die darauf verweist. Und im abstrakten Sinn ist das eben die Grundlage für dieses Konzeptalbum. Aber es geht darüber hinaus. Einen Song schrieb ich über den Tod meines Vaters, Pete hat einen Song („Is it really happening“) geschrieben und hat seine – zeitgemäßen – Ideen eingebracht, Roine steuerte einen kompletten Part bei („A Man can feel“), und es war wirklich cool zu sehen, wie all diese Ideen da mit reinpassten.
Was ist für dich der
musikalische Unterschied zwischen Transatlantic und deinen Solo-Sachen, die ja
zuletzt (v.a. „Sola Scriptura“) auch einen durchaus ähnlichen Rock-Faktor
angenommen hatten?
Ich weiß nicht, für mich haben Transatlantic einen sehr eigenen Sound und auch wenn es einen ähnlichen Rock-Faktor hat, es sind doch komplett andere Akteure. Roines Gitarre ist eine komplett andere als die von Paul Gilbert, sehr viel mehr Feeling-orientiert, als Pauls Riff-Brett. Roine erinnert mich immer an eine Mischung aus Zappa und Steve Howe, Paul ist mehr Eddie van Halen. Und auch der Bass bringt eine andere Art Groove.
Was war es also, was
für dieses Album eine Transatlantic-Umsetzung verlangte?
Du würdest Dich wundern: Ich hatte ja ursprünglich ein Demo geschrieben, aber wir haben im Endeffekt nur rund 15 Minuten davon verwendet. Alles andere der 77 Minuten ist entweder von den anderen oder einfach eine Gemeinschaftsproduktion, also ist das wirklich eine einzigartige Zusammenarbeit von vier Musikern, wie keine andere. Wir haben wirklich Großteils bei Null angefangen. Der ganze Intro-Part inklusive des ersten Vocal-Parts ist von Pete.
Was schon mal
komplett anders ist, als bei den ersten zwei Alben - die waren doch schon sehr
stark aufgebaut auf deinen Demos, oder?
Jein, sie basierten schon noch stärker auf meinen Demos, aber es gab immer schon eine ganz besondere Chemie. Aber Du magst Recht haben, so offen wie jetzt war es noch nie.
Wie war es denn, sie
wieder einzuladen? Hast Du sie angerufen?
Ich hab zunächst Mike angemailt, weil ich verschiedene Fragen hatte. Da ging es um einen Song, den ich gern verwenden wollte, auf dem er mitgespielt hatte, dann wollte ich ihm noch etwas schicken und hatte eine Frage dazu und meine dritte Frage war, wie es wäre, im nächsten Jahr ein neues Transatlantic-Album aufzunehmen. Und seine Antwort war nur: „Wow, du hast die Millionen-Dollarfrage am Ende versteckt!“ Und: Ja, er hätte große Lust dazu, und stellte gleich ein paar Dinge klar, wie sie laufen könnten. Und schließlich kamen wir im April zusammen, nachdem wir alle ein paar emails getauscht hatten.
Und es war die
gleiche Chemie wie vor acht Jahren?
Absolut. Es war, als wenn gar keine Zeit vergangen wäre. Und wir haben noch am ersten Abend losgelegt. Ich war nachher selber überrascht, aber im Endeffekt haben wir die Grundlagen für das komplette Album bereits am ersten Abend gelegt. Das war wirklich der Hammer.
Habt Ihr über die
Gründe gesprochen?
Warum wir all die Jahre nichts gemacht haben? Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, es wurde allgemein angenommen, dass ich dachte, dass ich es eine Weile eben nicht könnte und jetzt aber wieder dazu bereit wäre. Aber jetzt wo Du fragst… nein, sie haben nicht gefragt. Wir haben auch vorher nicht groß drüber gesprochen. Es gibt eine Szene auf der Making-of DVD, als Mike mich fragte, ob ich sicher wäre, dass die beiden kommen würden und ich sagte, ja, ich glaube schon, ich habe ihre Flüge gebucht und ihnen alles nötige geschickt – aber drüber gesprochen haben wir nicht. Sie sind einfach gekommen.
Zurück nach Hause…
Ja, ein bisschen war es so.
Ich erinnere mich an
Roine, der mir damals erzählt hatte, dass er sehr enttäuscht gewesen wäre, wie
es damals zum Ende gekommen wäre. Aber fein, wenn es keine offenen Wunden mehr
gab, muss man auch nicht daran reiben…
Nun, wenn es Wunden gab, hat sie zumindest keine mit mir besprochen. Vielleicht haben sie sich einfach nur damit abgefunden und sich gefreut, dass es doch weitergeht. Roine hatte sogar erwähnt, dass er gerade die Hoffnung aufgegeben hatte, dass es noch ein Album geben würde, als ich ihn kontaktiert hatte.
Er hat also doch
immerhin acht Jahre daran geglaubt, bzw. darauf gehofft?
Ja, er sagt so etwas in dem Interview auf der DVD, dass er immer meinte, dass wir noch mindestens ein weiteres Album machen müssten, dass hier noch nicht alles gesagt wäre.
Und was sind jetzt
die weiteren Pläne? Tour? Weitermachen für immer?
Pläne gibt es noch keine genauen, aber natürlich ist eine Tour möglich. Und auch ein weiteres Album, aber Transatlantic sind keine Band, sondern für uns alle vier nur ein Nebenprojekt. Aber das macht eben auch alles weitere möglich – nur wissen wir nie genau vorher, in welche Richtung das Transatlantic-Shiff weiterfliegt.
Also, was kommt dann
als nächstes für Dich? Eine Spock’s Beard Renuion?
Letztes Jahr haben wir in Pittsburgh sogar schon wieder einmal gemeinsam gespielt beim 3RP Festival in Pittsburghund: Da gab es erst eine Spock’s Reunion für „The Light“ und dann eine „Quasi-Transatlatic Reunion“ – bis auf Pete, der war nicht dabei. Wir waren eh alle da und Mike wohnt in der Nähe, also kam er auch mit dazu, und dann war das recht einfach.
Wie ist denn dein
Kontakt zu Spock’s? Am Anfang war ja relative Funkstille, oder?
Nee, so richtig Funkstille gab es nie, meinen Bruder Alan habe ich immer mal getroffen, mit Dave stand ich auch in email-Kontakt, da gab es keine Animositäten.
Aber eine Reunion ist
nicht geplant?
Das ist zumindest nichts, wofür wir jetzt irgendwelche Pläne gemacht hätten.
Nun, ein guter
Songwriter könnte ihnen vielleicht nicht schaden…
hmmm…
Also was kommt als
nächstes?
Zunächst gibt es ein Dreier-Live-CD, eine sehr umfangreiche Retrospektive auf die Live-Umsetzung meiner Soloscheiben plus ein paar weitere Songs. Eine Sammlung aus verschiedenen Shows. Und dann habe ich schon wieder ein paar neue Songs geschrieben und es gibt auch noch ein weiteres Projekt, an dem ich arbeite, über das ich aber derzeit noch nicht so viel verraten möchte.
Wenn Du jetzt auf die
letzten acht Jahre schaust: Jetzt wo sich ein Kreis wieder geschlossen hat,
bist Du angekommen, wo Du hinwolltest? Hast Du erreicht, was Du wolltest?
Interessante Frage! Ich glaube, das wichtigste für mich war, dass ich gelernt habe, zufrieden zu sein. Mit allen Dingen, sie so zu nehmen, wie sie sind – gute wie schlechte – und mich damit abzufinden, bzw. zurechtzufinden. Aber ich habe meine Zelte noch nicht aufgeschlagen, ich bin immer noch auf der Reise – jeden Tag.
Haben alle Dich und
Deinen Weg verstanden?
Oh, natürlich nicht. Ich weiß nicht einmal, ob ich mich und meinen Weg selber verstanden habe. Es ist für mich selber eine Herausforderung, diesen Weg, den Weg Gottes zu gehen, und schon zu seinen Lebzeiten haben die Menschen Jesus nicht verstanden und auch heute können wir uns seinen Ideen nur annähern, aber nicht verstehen. Und das ist mein Weg.