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Phil Mogg
Vor gut fünf Jahren
reformierten sie die alte Raumschiffbesatzung mit Sänger Phil Mogg, Bassist
Pete Way und Gitarrist Michael Schenker. Nach fünfzehn Jahren getrennter Wege
schrieben sie gemeinsam ein Album und starteten eine Tournee – die aber durch
den Ausstieg Schenkers jäh unterbrochen wurde. „Unter solchen Umständen wollte
er nie wieder mit UFO eine Bühne betreten“, sagte der Hannoveraner Ex-Scorpion,
Das war´s dann wohl möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Für 2000 gibt´s eine
weitere Reunion. Gibt es Grenzen? Kennt Phil Mogg keinen Stolz? Oder geht es
ihm dann doch nur um den schnöden Mammon? Ersparen wir uns die Antwort und machen
einen auf vergesslich. Oder stimmt es am Ende wirklich? Der Zahn der Zeit nagt
an uns allen!
Ihr habt ein neues
Album. Das letzte Album „Walk on Water“ liegt 5 Jahre zurück, dazwischen gab´s
ein Album unter „Mogg/Way“ – kannst Du diese drei in Beziehung zueinander
setzen?
„Walk on Water“ war das erste Album seit 15 Jahren das wir
wieder mit Michael Schenker gemacht haben, das war also schon ein bisschen wie
ein Debüt nach so langer Zeit. Und es war nicht ganz einfach, das Album zu
machen. Danach machten wir „Chocolate Box“, weil Michael wieder ausstieg, oder
wie das auch immer war, ich weiß nicht mehr genau, und nun haben wir „Covenant“
als Quartett gemacht, und das ist für mich wirklich das Album, dass die alte
UFO-Ära mit der heutigen Zeit verbindet.
Warum war das „Walk
on Water“-Album schwierig – klingt ja nicht gerade nach einer langersehnten
Reunion...
Ach ich weiß auch nicht, wir mussten und erst einmal wieder
aneinander gewöhnen, die Art, wie wir zusammen Songs schreiben, das alles war
ein bisschen anstrengend. Das ist uns bei „Covenant“ wesentlich einfacher
gefallen.
Michael hat
UFO-Reunion während der Tournee abgebrochen – kannst Du noch einmal erzählen,
was passiert ist?
Es war die zweite Nacht im „Sun Plaza“ in Tokyo und nach dem
4. Song sagte er einfach, er hat keine Lust mehr und ging von der Bühne.
Einfach so? Warum?
Er sagte etwas von Management-Problemen, aber es war schon
ein etwas merkwürdiger Platz für so ein Entscheidung. Naja, das war eben das
Ende, was schon ein kleines Disaster war. Aber vor zwei Jahren, als sich die
Sachen ein bisschen beruhigt hatten, haben wir uns wieder getroffen. Wir waren
bei den Arbeiten an „Chocolate Box“ bei Mike Varny in San Francisco während er
auch gerade eins mit Michael machte. Und er sagte, es wäre so toll, wenn wir
wieder ein Album zusammen machen würden. Und ich schätze, er hat das selbe zu
Michael gesagt. Und schließlich haben wir gesagt, dass wir das ausprobieren
sollten. Und „Covenant“ ist dabei herausgekommen.
Und nach all dem
sagst Du, es war sogar einfacher, das neue Album zu machen?
Ja, viel einfacher.
Aber ist das nicht
etwas seltsam, überhaupt wieder mit ihm zusammen zu arbeiten, nach der
Geschichte...
Nun, offensichtlich hatte Michael echtes Interesse daran.
Und Mike Varny hat es uns wirklich einfach gemacht.
Aber ist es nicht so,
dass Michael Euch ein bisschen verarscht hat?...
Ach, das kann man so nicht sagen. Sieh, wir haben 5 Wochen
in Europa getourt inklusive Russland im Winter – und da waren einige echt harte
Gigs dazwischen. Und Japan stand am Ende davon, und das waren richtige
Luxus-Gigs danach. Und wenn jemand ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt seinen
Abschied erklärt, dann muss da schon wirklich etwas richtig falsch gelaufen
sein.
Habt Ihr darüber nie
gesprochen?
Da ist nichts, worüber man sprechen müsste. Das ist
Geschichte nun, und warum soll man das noch lange totreden?
Nun, dann bist Du
offensichtlich sehr versöhnlich...
Nein, eher sehr vergesslich.
Musikalischen
Unterschiede zwischen Mogg/Way und UFO?
Die liegen eher in der UFO-Geschichte begründet. Wir drei,
Michael, Pete und ich und anfangs noch Andy Parker begündeten einen bestimmten
Sound, einen bestimmten Stil zu schreiben usw. während es bei Mogg/Way ein
bisschen anders ist, da kann es auch schon mal in eine andere Richtung gehen,
da haben wir einen anderen Gitarristen und deshalb auch einen anderen
Gitarrensound. Ja, ich glaube, Michaels Gitarrensound ist sehr distinkiv für
UFO. Wenn er spielt und ich singe, das ist einfach UFO.
Also hat das auch
gefehlt, als Michael nicht dabei war?
Ja. Ich meine, die Songs waren trotzdem gut, als Paul
Chapman dazu kam, die Alben waren gut, aber sie waren nicht so sehr „typisch
UFO“.
Den Sound einer
Gitarre kann man doch adaptieren, oder? Ist Michaels Spiel so einmalig?
Ja, findest Du nicht? Es ist sein Stil, sein Sound. Das ist
eben so.
Inwieweit hat sich
dann die Musik von UFO über die Jahre verändert?
Hat sie nicht eigentlich.
Das neue Album wäre
also auch vor zwanzig Jahren möglich gewesen?
Nein. Der Stil und die Art zu Schreiben hat sich nicht
geändert, aber die Produktion – und die Songs sind besser geworden. Aber die
Formel ist die selbe.
Wird es also in
dieser Besetzung weiter gehen?
Ach das ist gar nicht so einfach zu sagen. Man macht eine
Platte, und dann wird man schon wieder in diese Mühle hineingetrieben, man
macht die Tour, dann wieder die nächste Platte – ich weiß nicht genau, ob das
bei uns jetzt wieder so wird.
Fällt Dir diese
„Mühle“ schwerer?
Nein, ich glaube nicht, weil wir uns eigentlich immer sehr
viel Zeit dazwischen lassen. Also überarbeiten wir uns auch nicht gerade.
Seid Ihr mit Mogg/Way
auf Tour gegangen?
Nein, das Album entstand zwischen dem letzten UFO-Album und
der dazugehörigen Tour, deswegen ergab es sich irgendwie nicht.
Also ist Mogg/Way
eher ein Projekt?
Ja, so lange keine Top Ten Hits plötzlich dabei
herauskommen...
...glaubst Du daran?
Woran?
An einen Top Ten Hit.
Mit Mogg/Way?
Oder auch mit UFO.
Ja, natürlich! Das wäre doch großartig, oder?
Mit welchem Stück?
Gibt es eine Single?
Keine Ahnung, ehrlich gesagt.
Welches Stück würdest
Du nehmen?
Frag mich doch nicht solche Sachen! Ich weiß nicht,
„Unraveled“ oder „Love is forever“ vielleicht.
Naja, ich denke mal,
UFO ist doch eher eine „Album-Band“, oder?
Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo der
Unterschied zwischen einer Single und einem Album ist, und was eine Hitsingle
ausmacht. Damals, als auch alle sagten, wir wären eine „Album-Band“, schrieben
wir „Lights Out“ und hatten plötzlich ein Top 20-Album und eine Top 20-Single,
und das war nicht, weil wir eine Album- oder Single-Band waren, sondern weil
wir viel gespielt haben und das gemacht haben, was wir wollten und damit
einfach jede Menge Scheiben verkauft haben.
Ist das auch der
Grund, warum Ihr heute noch live spielt?
Live spielen ist nicht ganz einfach. Es scheint immer das
logischste zu sein, ein neues Album auf der Bühne vorzustellen. Tourneen können
auch sehr reizvoll sein, also scheinen diese beiden Sachen immer zusammen zu
hängen.
Klingt nicht, als
wenn Du besonders begeistert wärest von der Idee...
Pete liebt es, live zu spielen. Aber ich bin nicht mehr so
wild darauf. Das spielen ist toll, auf der Bühne zu stehen und dieses Feeling
zu spüren, das ist einmalig. Aber die 22 Stunden zwischen den Auftritten werden
im Alter einfach immer anstrengender und langweiliger. Michael liebt das
Bandleben auf Tour auch nicht gerade. Er reist dann meistens alleine, weil er
das ganze HickHack um seine Person nicht mag. Ein Album einzuspielen ist viel
einfacher. Du gehst ins Studio, spielst deinen Part ein, fertig.
Das heißt, Ihr wart
nicht zusammen im Studio?
Wir hatten jeder Ideen, die wir mitgebracht haben, und dann
haben wir uns die Sachen angehört, und die besten Ideen zu Songs gemacht. Und
dann habe ich meine Vocals aufgenommen, und das war´s.
Die Texte kommen von
Dir, oder? Wie wichtig sind die dir?
Es ist das Salz in der Suppe für die Songs – ich meine, was
wären UFO-Songs ohne meinen Gesang – aber besonders wichtig sind die Texte
nicht. Das sind eigentlich Allerweltsthemen. Ich möchte mich da auch nicht so
festlegen. Bei manchen kann ich eigentlich gar nicht sagen, worüber sie sind.
Und der Albumtitel –
hat der eine besondere Bedeutung?
Tja, das steht wohl für die Band. Es gibt UFO so lange, wir
sind auseinander gegangen, wir sind wieder zusammen gekommen, das ist wie eine
Art Schwur, der uns verbindet. Und mal sehen, was dierses Mal dabei
herauskommt.
Was ist eigentlich
mit Eurem alten Keyboarder Paul Raymonn?
Nach dieser Japan-Geschichte mit Michael bekamen wir ein Fax
von ihm, dass er auf dieses Theater keine Lust hätte und nicht in weitere
Projekte oder Dramen mit uns involviert sein wollte. Aber wir wollten sowieso
wieder als Quartett zusammen kommen.
Also eigentlich die
Reaktion, die ich schon am eheseten von Euch beiden erwartet hätte...
...hmmm...
Aber ihr hattet keine
Verwendung für ein Keyboard?
Ach weißt Du, es ist ja so oft so, dass man in die Songs an
irgendwelchen Stellen ein Keyboardsolo hineinpackt, weil man eben einen Keyboard-Player
hat – aber das muss ja nicht unbedingt sein, oder?
Für wen macht Ihr
heute Musik?
In erster Linie für uns selbst.
Nun immerhin habt Ihr
euch auf Drängen von Mike Varny wieder zusammen getan...
...ja, denn wenn wir zusammen sind, dann schreiben wir gute
Sachen. Und dann macht das Spaß. Varny hat nur den Vorschlag gemacht. Also
eigentlich machen wir es für uns. Und ich hoffe, dass wir uns ein paar Freunde
damit machen.
Ihr seid jetzt gut 30
Jahre dabei, gibt es noch Sachen, die Du unbedingt noch erreichen möchtest?
Nein.
Habt Ihr alles
erreicht?
Nein, ich habe alles weitere aufgegeben. (Und dann muss er
sogar selber lachen!) Ich hänge jetzt eigentlich nur noch herum, bis die
Glocken läuten.
Und so lange wird es
UFO geben?
(Lacht schon wieder!) Ich weiß es nicht. Dafür müsste ich
wohl meine Kristallkugel hervorkramen.