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Unitopia: Mark Trueack

 

Die Australier nehmen Fahrt auf: Die Abstände zwischen ihren Alben werden kürzer, die Einflüsse aus World, Klassik, Jazz, Heavy Rock und Pop selbstverständlicher – auch wenn sie sich nicht groß verändert haben. Schöner, abwechslungsreicher, melodischer Prog! Mitte April, die Zeit als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull die (fliegende) Welt für kurze Zeit zum Stillstand gebracht hatte, war Sänger und Songwriter Mark Trueack hier, um über das neue Album zu reden – etwas länger als ursprünglich geplant... Was ihn aber offensichtlich nicht störte, schließlich war es sein erster Besuch in Berlin.

 

Das gibt Dir mehr Zeit in Deutschland

Ja, ich bin zum ersten Mal hier in Berlin. Vorher war ich in Amsterdam… ich hab Hash-Cookies gegessen!

 

Hmm, das passiert aber nicht unbedingt zufällig.. ich meine, ich war auch schon in Amsterdam. Du bist nicht nur aus musikalischen Gründen hier, oder?

Nein, ich bin eigentlich aus beruflichen Gründen hier, aber ich verbinde das gerne mit meiner Musik. Ich bin für eine Konferenz hier. Oder besser: Ich bin eigentlich hier für meine Firma, wir verkaufen energiesparende Scheiben-Tönung, und ich bin in der Marketing Abteilung, und unsere Fabrik ist in Israel. Und nachdem die Delegierten hier mitbekommen haben, dass ich auch Musik mache, sollte ich was spielen, und ruckzuck hab ich gestern spontan vor 15 Leuten gespielt. Und einer der Verantwortlichen hat mich daraufhin nach Israel eingeladen für einen weiteren Spontanauftritt. Ich meine, ich wollte eh über Israel zurück, aber so kann ich auch da das Ganze mit der Musik verbinden.

 

Die Band ist hauptsächlich Sean und Du, oder?

Ja, Matthew war auch schon immer dabei, aber wir schreiben das meiste der Musik zu zweit. Und die Rhythmusabteilung hat sich immer mal ein wenig geändert seit dem ersten Album. Aber Sean und ich, wir teilen uns das Songwriting, die Produktion, alles.

 

Dabei klingt die Ideenfülle und die Menge an Einflüssen, die man in eurer Musik hört, nach wesentlich mehr als zwei Leuten…

Sean und ich überlegen uns die grundlegenden Arrangements, und dann laden wir die Musiker ein, um das einzuspielen – und damit ändert sich auch die Musik immer ein wenig.

 

Trotzdem, die Art und die Menge der Einflüsse hat sich nicht geändert, oder?

Ich denke, „More than a dream“ war noch mehr Hobby, als die anderen beiden Alben – und dementsprechend haben wir uns auch weiterentwickelt. Aber ich schätze Du hast Recht – die Einflüsse aus Jazz, Weltmusik – das alles war schon immer da. Wir lieben diese Vielfalt und es passt wunderbar zu dem, was wir mit den Texten erreichen wollen. Und die Resonanz gibt uns Recht. Und wir haben auch schon verschiedene Ideen und Pläne für weitere Projekte – eine Trilogie zB., „Brothers in Conflict“, eine Art Rock-Oper – aber das ist eine andere Geschichte. Tatsache ist, dass wir eine schöne Nische gefunden zu haben scheinen mit unserer Mischung, und das ist eine schöne Bestätigung. Wir haben übrigens einen überraschend hohen Frauenanteil unter den Fans, bestimmt 40%,!

 

Was für Progressivrock ja eher ungewöhnlich ist – ich meine, es ist zwar nie zu komplex, aber es gibt durchaus eine Menge klassischer Prog-Elemente…

Ja, irgendwie scheinen wir ihre Herzen zu erreichen. Songs wie „One Day“, “Love never ends” oder „Don’t give up love“ sind offensichtlich authentisch genug. Du nennst es klassischen Prog, wir nennen es Nu-Art Musik, wir versuchen, den Prog-Faktor gar nicht so sehr in den Vordergrund zu rücken. Denn damit limitiert man sich auch schnellm undd as wollen wir gar nicht. Wir haben ein Konzert in Adeleide gespielt, und da waren mindestens 20, 30% junge Leute, die es genossen haben. Und das ist klasse – und nicht selbstverständlich heutzutage bei dem was die jungen Leute so hören. Aber nenne es wie du willst, wir lieben diese Musik, und wem sie gefällt, fein!

 

Noch einmal kurz zu der Trilogie – was ist „Brothers in Conflict“?

Es werden drei Alben werden, von denen wir zuerst Part 3 veröffentlichen werden, 2014, 100 Jahre nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Und die Teile 1 und 2 werden wir danach über unsere Homepage veröffentlichen. CD1 wird „Covered Mirror“, und wir haben bereits angefangen, Songs dafür zu schreiben. CD2 wird dann „Stripped in your face“, ein Akustikalbum mit unseren Lieblingssongs und zwei neuen Songs – aber es wird nicht das Marillion-Ding werden, aber ich möchte noch nicht zu viel verraten. Und daneben gibt es noch mein Soloprojekt mit ein paar Leuten, mit dem ich gerade ein Doppelalbum schreibe. Dann gibt es noch das Flower Kings-Boxset, für das wir einen Song mit Unitopia machen – und noch ein paar andere Sachen.

 

Aber Du hast trotzdem noch Zeit für deinen eigentlichen Hauptberuf? Das sind eine Menge Pläne.

Ja, ich weiß. Aber weißt Du: „More than a Dream“ hat zehn Jahre gedauert, weil wir es nebenbei gemacht haben, weil wir uns als Team und als Band erst einmal finden mussten. Für „The Garden“ brauchten wir nur drei Jahre – und das neue Album ist in 12 Monaten entstanden. Wir tauschen immer wieder Ideen aus, treffen uns zwischendurch, haben verschiedene Session-Tage am Wochenende – ich glaube, wenn wir das hauptberuflich machen würden, würden wir zwei, drei Alben im Jahr rausbringen. Aber wir haben Familien, ich habe zwei Kinder, Sean ist gerade Vater geworden. Aber wir wollen trotzdem auf Tournee kommen – im Oktober werden wir in Europa spielen!

 

Du hast die Texte erwähnt – gibt es ein Konzept für jedes Album?

Ja, das ist die Grundlage. Wir schreiben über Sachen, die uns etwas bedeuten – was sicherlich auf viele zutrifft, but anyway. Ich meine, wenn Du zum Beispiel „Journey’ Friend“ auf „The Garden“ nimmst, wo ich plötzlich schreie, und alle denken, oh Gott, was ist nun passiert. Aber es gehört zum Text, dieser Mensch will raus, will entkommen, und deshalb musste dieses Element da rein. Und das macht Texte authentisch.

„Artificial“ fokussiert sich auf unsere Welt, wie Dinge immer künstlicher werden, was manchmal positiv ist, aber oft auch negativ. Ich meine, nimm dieses Handy hier, ich denke, meine Tochter benutzt es in einer falschen Art: Sie schreibt sms an ihre Freundin, die nebenan wohnt, statt rüberzugehen. Und das ist sehr künstlich. Und davon gibt es viele Beispiele – und wir haben vergessen, was Leben ausmacht. Das ist, was ich an Europa liebe – ihr habt so viel durchgemacht in den letzten 100 Jahren – das sind Erfahrungen, die wir in Australien gar nicht haben.

 

Die Frage ist nur, haben wir daraus gelernt?

Hmm, gute Frage. Ich weiß es nicht.

 

Wie nah ist denn Europa für Australien? Wie groß ist der Einfluss unserer Musik `Down Under´?

Wir kriegen das meiste von hier wohl mit, was Pop und Jazz betrifft. Aber Unitopia sind zB hier und in Amerika bekannter als bei uns, was schade ist. Aber in Australien kennt auch keiner die Flower Kings. Und kaum einer Porcupine Tree. Ein ganz paar mehr kennen Dream Theater. Aber die sind auch zumindest mal hier gewesen – für zwei Konzerte. Das ist nicht gerade viel für einen Kontinent. Als Pink Floyd 1989 hier waren, waren die wirklich hier – und hatten 20-25 Tausend Zuschauer.

 

Dann ist auch der amerikanische Einfluss in Australien nicht so omnipräsent?

Nein, das ist nicht viel – leider denke ich manchmal. Wir lieben viele europäische Bands – auch wenn wir versuchen, uns nicht an ihnen zu orientieren.

 

Unitopia waren ja schon immer sehr weltorientiert – schon was die Labels betrifft – erst Unicorn digital, dann InsideOut.

Wir brauchten ja auch eine gute Plattform, um die Band bekannt zu machen. Da war Unicorn ok. Sie sind innovativ und wirklich anders. Aber als wir begannen, den europäischen Markt zu verstehen, da war es nötig weiterzugehen – und da war InsideOut natürlich erste Wahl.

Aber bislang habt Ihr nur in Australien gespielt?

Ja, aber wie gesagt, wir planen im Oktober nach Europa zu kommen – und freuen uns, die deutschen Fans zu treffen!