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Interview 2003
Viele kennen sie nur
als die Sängerin in ´Ally McBeal´. Was ja auch nicht falsch ist, schließlich
war es das, was ihrer Karriere erst den richtigen Kick gegeben hat. Aber Vonda
Shepard ist mehr als nur eine nette Hintergrund-Stimme einer großen
Fernsehserie. Ihre Verpflichtung bei der US-TV-Produktion war nur die Krönung
jahrelanger Bemühungen in dem Bewusstsein, Musikerin werden zu wollen.
Bereits im
Teenageralter schrieb sie ihren eigenen Songs, die erste Aufnahme folgte im
Alter von 19. Und nach Background-Jobs, u.a. bei Rickie Lee Jones erschien 1987
ihr erstes Soloalbum. 9 Jahre später und inmitten des unermüdlichen Tourens
infolge ihrer mittlerweile 3. CD („It´s Good, Eve“, 1996) bekam sie den Job bei
Ally McBeal. Der Rest ist Geschichte, 4 weitere Alben erschienen unter dem
Banner der Fernsehserie, bis Ende letzten Jahres, nachdem das Aus für ´Ally´
bekannt wurde ihre bis dato letzte CD „Chinatown“ (edel) erschien. Material für
ein spannungsreiches Live-Set gibt es also genug! Ralf Koch im Gespräch mit der
Wahl-Kalifornierin.
„Chinatown“ ist
mittlerweile ein Jahr alt – bist Du seit dem auf Tournee?
Ja, ziemlich die ganze Zeit. Wir haben kurz vor der
Veröffentlichung in Europa gespielt, dann kam das Album raus, und wir waren in
den Staaten und in Asien, nun sind wir wieder hier. Ich liebe es, zu touren,
man sieht so viel von der Welt – und es ist unglaublich – es gibt immer noch so
viele Plätze, die man noch besuchen könnte.
Woraus wird das Set
bei Deinem Konzert in Bremen bestehen?
Ich spiele ein Best-of, von meinen Solo-Alben, vor allem von
„Chinatown“ und „It´s good, Eve“ – die beiden Alben, die meine Solo-Karriere
wohl am besten widerspiegeln. Dann noch ein paar Sachen von den anderen Alben,
und natürlich die Ally McBeal-Stücke, die ich einfach spielen muss (lacht). Ich
meine, nicht, dass es mir etwas ausmachen würde, es sind ja alles meine Songs,
aber ich höre immer wieder, dass diese Songs unbedingt dazu gehören.
Mittlerweile wurde
die Serie abgesetzt – hast Du deswegen endlich so viel Zeit zum Touren?
Exakt, und das koste ich aus!
Wie groß waren Deine
Verpflichtungen für die Serie?
Es war ein Full-Time Job. Ich war allein verantwortlich für
die gesamte Musik in der Serie, also habe ich 3-4 Tage an nichts als Musik für
die nächste Episode gearbeitet. In jeder Folge gab es 4-5 neue Songs zu hören,
davon 3-4 von mir. Und auch wenn man nur 20-30 Sekunden gehört hat, habe ich
den ganzen Song aufgenommen und produziert. Und dazu kamen noch die Gäste, wie
Sting, Al Green oder wer auch immer, deren Songs ich dann auch produziert habe.
Das heißt, die Songs,
die im Endeffekt auf den 4 ´Ally´-Alben veröffentlicht wurde, waren nur ein
kleiner Teil des gesamten Fundus?
Ja! Wir haben in 5 Jahren 485 Songs für die Serie
aufgenommen! Komplette Songs, es war wirklich ein massiver Job. Und eine
Herausforderung jede neue Woche.
Das war ja ein
richtiger „9to5-Job“.
Es war mehr als das. Im ersten Jahr bin ich um 10 Uhr
morgens ins Studio gekommen, und um 4 Uhr morgens wieder raus. Und nebenbei bin
ich an den Wochenenden noch getourt. Es waren 2 Fulltime-Jobs zur gleichen
Zeit.
Im Gegensatz zu dem
Arbeitsaufwand muss die aktuelle Tournee für Dich wie Ferien sein.
Absolut, ich habe eine fantastische Zeit. Ich bin wirklich
glücklich. Ich habe 9 Alben, aus denen ich auswählen kann, und wir sind nur zu
dritt – Gitarre, Bass und ich am Flügel – das trägt dazu bei, dass man alles
sehr locker sehen kann, nicht dieser große Tour-Tross, mit so viel
Verantwortung und Druck. Oh ich freue mich schon auf Deutschland, es gibt so
tolle Flügel dort! Wir singen alle drei, und die beiden sind erstklassige
Musiker, es klingt sehr schön, ich mag das sehr.
Ich hatte kürzlich
eine kleine Diskussion darüber, wer Dein Zielpublikum ist – siehst Du Dich eher
als Pop- oder Rock-Musikerin?
Hmm, beides eigentlich. Ich meine, eigentlich nenne ich mich
Singer/Songwriterin. Ich hatte ein paar Pop-Songs genauso wie Rock-Songs, so
wie „Will you marry me“, aber ich denke, mein Hauptmaterial ist Singer/Songwriter
im 70s-Stil von Elton John, Carol King, Stevie Wonder, Aretha Franklin, Joni
Mitchell – Rock und Soul eben. Ich denke, viel von meiner „Pop-Seite“, die man
an mir sieht, kommt von der Ally McBeal Serie.
Ergo besteht Dein
Publikum aus 16-40jährigen?
Ich würde es eher 8-70 nennen (lacht). Ganz im Ernst, es ist
schon witzig, es ist so ziemlich das Publikum mit der größten Spannbreite. In
Europa noch mehr als in Amerika. Bei uns sind es eher die 30-40jährigen, aber
hier ist es echt wild.
Kennst Du Bremen?
Ja, im letzten Jahr hatte ich einen „Day Off“ in Bremen, da
habe ich davon ein bisschen mehr mitbekommen. Wir haben einige der Fotos im
Booklet der „Chinatwon“-CD im Schnorr geschossen. Man sieht nicht viel davon,
aber sie sind da gemacht worden (lacht). Und ich liebe Norddeutschland.