Rock-, Pop- und Szene-News und mehr....
Daniel Wirtz
Interview März 2012. Auszüge eines älteren Interviews (2009) findet Ihr HIER!
Was
viele bereits mit dem zweiten Soloalbum "Erdling" ahnten, schien
spätestens mit dem dritten Solowerk „Akustik Voodoo“ Gewissheit: Die Band
Sub7even (S7) gibt es nicht mehr. Was aber angesichts der Qualität seiner
Alleingänge für die wenigsten Fan ein Problem darstellen dürfte. Denn mit
seiner Trennung vom Band-Ballast ging auch eine eifrige Geschäftigkeit einher,
die den drahtigen Sänger immer wieder auf die Bühnen der Republik schickte –
mit steigendem Interesse und Erfolg. Auch das neue Jahr beginnt er mit einer
ausgedehnten Tour, um seine eindringlichen, ehrlichen Song unter die Leute zu
bringen.
Da waren es plötzlich 3… Alben. Hattest du so
ursprünglich auch nicht geplant, oder?
Ich muss sagen, ich hätte
mir gerne auch noch ein bisschen mehr Zeit gelassen, aber da wir das alles
selber machen mit eigenem Label, ist es auch nötig, dass man da ein bisschen
Zug drauf lässt, und gar nicht so viel Zeit ins Land ziehen lässt. Wenn du erstmal
drei Jahre wartest, bist du auch schnell wieder in Vergessenheit geraten – und
dazu wollen wir es ja gar nicht kommen lassen! Abgesehen davon ist es ja nun
auch nicht so, dass ich nebenbei noch drei andere Jobs habe…
Was ich v.a. meinte, war der Gedanke, dass du
ursprünglich nur mal ein Soloalbum machen wolltest – und sich die Band von
diesem Seitensprung irgendwie nie erholt hat. Hast Du noch Kontakt zu den
S7-Jungs?
Ich muss ehrlich sagen,
dass ich seit Ewigkeiten keinen Kontakt habe. Ich weiß nur, dass die
griechischen Gebrüder in einer Punkrockband im Ruhrgebiet unterwegs und
arbeiten nebenbei auch was anderes. Ich weiß nicht, ob da auch Neid im Spiel
war, dass bei mir was weitergeht und bei den nicht, aber ich bin dann auch
irgendwann aus der S7-GbR ausgestiegen, weil die ersten Mahnungen kamen, weil
ich für nicht abgegebene Steuererklärungen haften sollte. Allerdings mit der
Option, dass wenn die Jungs mit guten Songs kommen und den Drive aufbringen,
dass ich nicht prinzipiell abgeneigt bin, da wieder mitzumachen. Das hab ich
immer gesagt, dass ich nichts gegen die Band habe, sondern nur dagegen, dass
ich der einzige Aktive in der Band sein soll.
Das war im Prinzip schon der Stand nach dem ersten
Album…
Und daran hat sich leider
bisher nichts geändert, bis auf die Tatsache, dass ich gar nichts mehr von den
Jungs höre. Und deswegen denke ich leider auch, dass sich das Thema wohl auch
erledigt hat.
Bei dem musikalischen Output, den Du so lieferst,
komme ich aber ehrlich gesagt gar nicht dazu, das zu bedauern… mir fehlt
nichts! Fühlt es sich für Dich anders an?
Vielen Dank! Der
große
Unterschied für mich war anfangs, dass ich mit den deutschen
Texten das Singen
ganz neu lernen musste, weil es sich für mich wie ein ganz neues
Instrument
anfühlte. Es ist einfach anders, härter wahrscheinlich auch
mit deutschen
Wörtern. Im Englischen ist halt alles auf „you“ und
„love“ und „oh“ und „yeah“,
im Deutschen geht es schon auch mehr um Inhalte. Und weil ich dazu auch
noch
vermeiden musste, meinen kölschen Akzent auszuleben, weil das
sonst nämlich
schnell mal cheesy klingen kann, ist das für mich auch eine
richtige Aufgabe
gewesen. Mittlerweile hab ich mich so sehr daran gewöhnt, dass ich
mir auch
schon fast nicht mehr vorstellen kann, wie es war, englisch zu
singen… ich
glaub, da bin ich echt rausgewachsen. Das ist mir einfach zu seicht.
Und ich
meine auch, dass ich mich heute deutsch besser ausdrücke, als ich
das damals
gekonnt habe. Und das fühlt sich für mich gut an.
Tja, solche Sachen kannst Du heute auch allein
entscheiden…
Absolut, und das ist v.a.
wesentlich entspannter! Wenn man alleine kocht, schmeißt auch keiner die
falschen Gewürze rein. Es ist zwar mehr Arbeit, weil man sich eben auch nicht
mal ins Bandkollektiv fallenlassen kann in einer schlechten Phase, wo man dann
auch wieder mitgerissen wird, wenn es nicht so gut läuft. Aber dafür ist
man auch am Ende wirklich zu 100% so,
wie man es haben wollte – was natürlich für mich wesentlich erfüllter ist, als
früher, wo es immer auch um Kompromisse geht. Das gleiche gilt für die
Labelarbeit, da kann ich alleine entscheiden, wie die Platte aussieht und
klingt, ich will die und die Gitarren und v.a. auch sagen das will ich nicht.
Das ist das schönste und freieste Gefühl, das ein Musiker haben kann.
Bei Sub7even warst Du auch schon Songwriter – ist
heute dein Selbstverständnis als Musiker ein anderes?
Ja, ich hab mit Christian, unserem
Keyboarder zusammen Songs geschrieben, hab ein bisschen Gitarre gespielt und
war für die Texte verantwortlich, aber die anderen haben auch Riffs u.ä.
beigesteuert. Naja, und heute bin ich ja nicht nur für die Musik allein
verantwortlich, sondern v.a. auch für das ganze Drumherum. Tagsüber bin ich ja
mein eigener A&R und Product Manager und muss erreichbar sein für die Leute,
die tagsüber arbeiten, und Musiker bin ich eher abends. Das hat also alles mit
Rockmusikerdasein wenig zu tun – nachmittags aufstehen, erstmal ne
Sportzigarette anzünden… aber das kommt mir auch ganz gelegen, denn so hab ich
gar keine Zeit, zwischendurch Mist zu bauen.
Musikalisch hat es sich auch eher wieder angenähert an
den alten Sound, oder? Da schein es beim ersten Album noch eine klarere
Trennung zu geben.
Ich lern ja auch immer
noch dazu. Ich probe jeden Tag Gitarre, und je besser ich da werde, desto
abwechslungsreicher werden auch die Songs. Das erste Album ist quasi auf der
Akustischen entstanden, heute gleiten mir auch die Riffs auf der Elektrischen
leichter aus der Hand. Dann kommt ein Verzerrer dazu, dann wird auch gerne mal
ein Ton stehen gelassen – da machen die Gitarren das Ganze schon wesentlich
rockiger. Und in der Richtung scheint es für mich auch gerade weiterzugehen –
ich sammle ja auch schon fleißig an neuen Ideen, und die klingen momentan so,
als wenn das nächste Album eher härter werden würde.
Obwohl ich nicht sagen kann, dass mich Deine Balladen
gestört hätten…
Ja, diese Diskussion
hatten wir ja damals schon in der Band. Und die Plattenfirma hätte ja auch am
Liebsten nur noch Singles im „Weatherman“-Verschnitt gesehen – das wäre dann
wahrscheinlich irgendwann Reamonn-mäßig geendet, aber ich wollte immer mehr die
Rockband bleiben, kein Schlagerfuzzi. Dann hat uns die Firma auch mal daran
erinnert, was wir unterschrieben hatten… im Endeffekt hat uns das alles damals
schon das Genick gebrochen.
Die alte Geschichte: Die bösen, bösen Plattenfirmen!
Naja, man muss sie schon verstehen, dass sie das auch aus
betriebswirtschaftlicher Sicht sehen müssen.
Ist es nicht eigentlich schwer, mit S7 so weit oben gewesen
zu sein, und dann mitansehen zu müssen, wie es immer schwerer wird?
Ja, der Kampf ist
verloren! Und dadurch hat er sich verlagert. Live-Feeling und T-Shirts lassen
sich ja glücklicherweise noch nicht downloaden. Früher hat man halt Platzten
gemacht, um Geld zu verdienen, heute sind sie die Basis, um auf Tournee gehen
und Geld verdienen zu können. Gleichzeitig gebe ich mir ja auch Mühe, meine CDs
nicht in billige 30-Cent-Plastikhüllen zu stecken, sondern eben auch mit
Cover-Artwork und Drumherum so zu gestalten, dass der Fan gerne auch das Album
in der Hand hält – so wie es mir selber als Musikfan ja auch geht. Die Kids
wachsen unter anderen Bedingungen auf – mit MP3s auf und billigen Kopfhörern,
und das ist schade, aber nun einmal nicht zu ändern. Aber es ist schon hart, zu
sehen, wie viele Leute die Platten haben und kennen und auf den Konzerten die
Songs mitsingen, und dann die zahlen der verkauften Einheiten zu sehen. Aber
umso mehr freue ich mich wieder auf die Tournee um die Reaktionen live zu
erleben. Das ist, was einen immer wieder
hochbringt!