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Er begann als Session-Pianist und schrieb bereits Songs für u.a. Marianne
Faithfull, als ein Treffen mit Alan Parson sein Leben änderte. Gemeinsam
erarbeiteten sie ein Konzeptalbum über
Edgar Allan Poe – und nach dessen immensen weltweiten Erfolg setzten sie die
Zusammenarbeit für neun weitere Alben fort, mit dem Traumergebnis von 45
Millionen verkauften Alben. Seit den Neunzigern war Woolfson für seine Musicals
bekannt, sein letztes startete am 28. August 2009 in der Oper in Halle. Vorab
machte er mit seinem Album „Eric Woolfson sings The Alan Parsons Project that
never was“ auf sich aufmerksam – weshalb ich mit dem Briten sprach.
Nur kurze Zeit später starb er am 2. Dezember an Krebs.
Ich bin wahrscheinlich
nicht der Einzige, dem Dein Name nicht so sehr bekannt war…
Nein das stimmt, das ist durchaus verständlich. Aber ich bin der Namensgeber für das Alan Parsons Project, also ist es meine eigene Schuld.
Gab es damals eine
Alternative?
Ich hatte darüber nachgedacht, aber ich war ein unbekannter Songwriter und Produzent, Alan hatte mit den Beatles in den Abbey Roads Studios gearbeitet und gerade „The Dark Side of The Moon“ gemischt, hatte also im Musikbusiness einen wesentlich besseren Namen. Nicht so sehr in der Öffentlichkeit, aber in der Musikszene allemal. Und obwohl ich der Songwriter war, machte es mir nichts aus, im Hintergrund zu bleiben.
Und die neuen Songs
waren alle mal vorgesehen für Alan Parsons Alben?
Ja, im Prinzip wohl. Und was jetzt passierte, war, dass die Plattenfirma vor ein par Jahren sagte, sie wollten die Alan Parsons Alben remastern und fragten, ob es unveröffentlichtes Material gab. Also fing ich an, alle Demos zu sichten und nach unveröffentlichten Songs durchzuhören.
Und diese Songs waren teilweise fertig, andere nur begonnen und allen gemein war, dass Alan kein größeres Interesse an ihnen hatte. Aber wie ich sie mir so anhörte dachte ich, hey, das sind gute Songs. Also schlug ich vor, dass ich die Songs überarbeiten würde auf meine Art – und das ist, was jetzt auf CD vorliegt.
Und das ist alles,
oder wird es noch weitere Teile geben?
Ich hoffe, es ist der erste von drei oder vier Alben; ich arbeite schon am Nachfolger. Es gibt sehr viel Material, aber vieles ist in Rohform. ES gab immer Absprachen zwischen Alan und mir und wenn ein Song ihm nicht sofort zusagte, haben wir ihn einfach liegen lassen. Und sie waren nun auf den Original Demos, das war gut. Manche von ihnen sind ja in den letzten Jahren schon mal auf Alan Parsons Wiederveröffentlichungen zu hören gewesen, wenn auch in anderen Versionen und ohne Texte. Das sind also die Versionen, wie wir sie vor Jahren hinterlassen haben.
Und wenn es so viele
Songs gibt, wonach hast Du ausgewählt, welche Songs Du für das aktuelle Album
benutzt?
Eine gute Frage. Ich musste wie gesagt, vor allem texte noch schreiben, und das ist immer ein sehr langwieriger Prozess für mich. Ich habe also an ein paar Songs gearbeitet, und als die fertig waren, haben wir ein Album daraus gemacht. Und genauso kann es lange Zeit dauern, bis der nächste Teil fertig ist. Glücklicherweise brauche ich dazu keine Abbey Roads Studios sondern kann da bei mir zuhause machen.
Wie konnten die Songs
so in Vergessenheit geraten?
Bislang gab es kein Interesse dafür. Wenn man an einem Album arbeitet, kann man sich nur auf die Songs konzentrieren, die auf das Album sollen – und danach interessieren die anderen Demos auch erst einmal nicht mehr. Und ruckzuck sind zehn, zwanzig Jahre vergangen.
Wie kam es überhaupt
zur Zusammenarbeit?
Wir arbeiteten beide in den Abbey Roads Studios, er mit Pink Floyd, ich mit einem unbekannten Künstler. Und wir trafen uns in der Kantine und kamen ins Gespräch, weil wir beide sehr groß sind. Anfangs sollte ich Alans Manager werden, denn das war gerade, was ich versuchte, aufzubauen. Alan war mein erster Kunde – neben Carl Douglas, der damals einen Hit mit „Kung Fu Fighting“ hatte. Der nächste Schritt war, dass ich gerne ein Album über Edgar Alan Poe machen wollte und dachte, wenn man das Talent von Alan Parson nähme, meine Songs und das ganze kombiniert in einer Art und Weise, wie Stanley Kubrick oder Alfred Hitchcock einen Film macht, wo die Produktion entscheidend ist und nicht das Ego eines Musikers. Und das war der Anfang des Alan Parsons Project.
Es gab über die Jahre
immer wieder verschiedene Sänger, einige hast Du auch gesungen…
Ja, ich hätte gerne alle gesungen, aber Alan sah mich immer
noch in erster Linie als sein Manager, und er wollte nicht, dass sein Manager
auf seinem Album singt. Aber ich habe die Songs ohnehin immer für die Sessions
und Demos eingesungen. Eines Tages waren wir in Frankreich, um das „The Turn Of A Friendly Card“-Album
aufzunehmen und Alan fragte mich, wer denn die letzten beiden Songs singen
sollte, die noch nicht fertig waren. Und ich sagte, „Lass mich das machen,
bitte“. Er war nicht sehr glücklich, aber er willigte ein – und Tatsache war,
dass die beiden Songs – v.a. in Amerika – große Radiohits wurden. Deshalb
durfte ich in der Folgezeit immer wieder mal Songs singen.
Die Zusammenarbeit endete
mit dem „Freudiana“-Album – über einen Streit, den es gar nicht mal zwischen
Alan und Dir gab.
Alan
war es gewohnt, der Chef im Studio zu sein. Aber für „Freudiana“ waren wir im
Theater und er war plötzlich nicht mehr die Hauptperson – und ich kann verstehen,
dass er damit so seine Probleme hatte.
Aber der Streit war nicht
zwischen Dir uns Alan.
Nein,
das war mit dem Menschen, der mich gefragt hatte, ob wir „Freudiana“ auf die
Bühne bringen könnten. Das war ja ursprünglich ein Alan Parsons Produkt, aber
es wurde eine Musical Produktion. Und im Endeffekt lag ich vor allem im Clinch
mit diesem Menschen – von dem ich viel gelernt habe darüber, wie man Musicals
NICHT machen sollte! Dass das das Ende von Alan Parsons Project war, lag daran,
dass Alan Musicals nicht mochte, während ich darin meine neue Bestimmung
gefunden hatte.
Alan
zog nach Amerika, gründete eine Band und fing an, live zu spielen, was
eigentlich ungewöhnlich war, weil seine Stärke wohl im Studio lag, aber nicht
wirklich auf der Bühne. Aber sein Name war bekannt und die Leute dachten, er
wäre damit auch ein Sänger und Frontmann und er liebte die Popularität.
Klingt jetzt ein
wenig sarkastisch von Dir…
Es sollte auch ironisch klingen!
Was reizte Dich so an
Musicals?
In der Musik kann der Songschreiber durchaus im Hintergrund agieren und bleiben, aber im Musical ist der Schreiber „der Komponist“ und damit etwas ganz besonderes für das Stück – und das ist sehr schmeichelnd für einen Songschreiber.
Alan Parsons war
immer sehr erfolgreich in Deutschland!
Ja erstaunlicherweise. Ich habe nie herausgefunden, warum, aber wir hatten einmal fünf Alben gleichzeitig in den deutschen Top 30 Charts! Und als ich mit den Musicals startete, war das die beste Voraussstzung in Deutschland. „Gaudi“ lief fünf Jahre in Aachen, Augsburg und Köln, „Gambler“ habe ich in Mönchengladbach begonnen, Ende August startet „Edgar Allan Poe“ in Halle – Deutschland war immer sehr gut zu mir.
Und wieder kommt die
Musik von Dir?
Ja, die Musik, die Texte und das Buch.
Dein Deutsch sollte
mittlerweile etwas besser sein, wenn Du so oft hier bist…
Das stimmt wohl, ich bedauere es auch wirklich, aber in der Schule gab es das nicht und später war ich zu doof dafür.
Mit „Edgar Allan
Poe“ kehrst Du ja zurück zu Deinen
Anfängen zurück, oder?
Nun, zu den Anfängen meiner Inspiration, ja, sein Leben, seine Arbeit und das ist so miteinander verwoben – ich habe mich schon sehr viel beschäftigt mit seinem Leben und er war immer schon ein großer Einfluss. Und ja, ich habe das Alan Parsons Project begonnen mit Edgar Allan Poe, aber die Musik für das Musical ist komplett neu – mehr oder weniger, es zwei Songs auf dem neuen Album, das ich dafür benutzt habe.
Wie lange wird es in
Halle laufen?
Zunächst bis Ende des Jahres, glaube ich, danach wird es auf Tournee gehen. Ich hatte schon immer vor, ein „Tales of Mystery and Imagination“ Part 2 zu machen, aber nachdem wir damals die Plattenfirma gewechselt hatten, gab es nie ein Interesse daran. Ich musste also sehr lange warten, um diese Fortsetzung endlich zu machen. Aber jetzt erscheint sie endlich – und wir haben alle Songs im ‚Abbey Road’ aufgenommen.
Inwieweit bist Du in
die Produktion involviert?
Nun, als Komponist wurde ich immer wieder kontaktiert für Rückfragen etc.
Gab es denn zwischendurch
noch andere musikalische Projekte für Dich?
Ja, im letzten Jahr gab es das Musical „Dancing Shadows“ nach dem Buch von Ariel Dorfman, dazu gab es auch ein Album, und das Musical startete in Korea und wir haben zwei Tony-Awards damit gewonnen. Ich arbeitete gerade an einer Umsetzung für den europäischen Markt.
Wieso gerade Korea?
Gute Frage, auch „Gambler“ war sehr erfolgreich in Korea, genauso wie in Japan. Aber ich freue mich natürlich darüber!
Mit Deinem neuen
Album stellst Du Dich jetzt ins Spotlight für ein Projekt, für das man Dich gar
nicht so kannte – was Du ja eigentlich gar nicht so nötig hast bei den
Erfolgen, die Du ohnehin hast.
Ja das stimmt, aber es gab eben sehr viele Nachfragen nach weiteren Stücken aus der Zeit, denn viele Fans kannten meine Stimme von Songs wie „Eye in the Sky“ oder „Don’t answer me“. Ich glaube ja an die Tatsache, dass es immer noch eine bestimmte Magie gibt, wenn ein Songwriter seine eigenen Songs singt. Und ja, es mag verwunderlich sein, aber es war durchaus auch meine Intention, meinen Namen mit diesem Projekt in Verbindung zu bringen.
Um Gerechtigkeit zu
erlangen für all die Arbeit, die Du da reingesteckt hast?
Hmm, nun, ich versuche nur, mein eigenes Material zu vermarkten. Ich habe nie bedauert, meinen Namen nicht auf dem Produkt gehabt zu haben, aber es war schon ein hoher Preis, den ich bezahlt habe, denn so habe ich heute sehr viel mehr Probleme, meine Produkte zu verkaufen.
Ging es Dir nur
darum, die Songs zu veröffentlichen, oder gibt es noch weitere Pläne damit?
Nun, eine große Ehre für Songwriter ist es ja immer, wenn Songs von anderen Künstlern gecovert werden. Jetzt, wo diese Songs veröffentlicht sind, sind sie quasi auch dafür erst verfügbar. Genauso wie ich glaube, dass sich viele der Songs auch gut in Filme passen würden. Da gibt es also durchaus mögliche weitere Verwendungen.
Gibt es Songs, von
denen Du denkst, dass sie damals gute Singles gewesen wären? Offensichtlich hatte Alan Parson da ja
nicht immer den glücklichsten Blick dafür…
„Golden Key“, ein Songs, den ich auch in „The Gambler“ verwendet habe, war für mich immer die logische Fortsetzung von „Don’t answer me“.
In „The Gambler“?!
Ich dachte, Du hast die Songs neu ausgegraben…
Die meisten, ja. Aber „Golden Key“ ist älter. Und, um das
auch gleich anzumerken, „Along the Road together“ hatte ich auch bereits für
das „Dancing Shadows“ verwendet – und es war auch die Titelmelodie für ein
Kinderprojekt, das in Deutschland von zwei sehr netten Damen geführt wird,
„Kindercamp“.