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MADSEN
Bremen / Leer. Auch sie haben es geschafft in die Erste Liga der deutschen Rockbands. Mit mittlerweile vier erfolgreichen Alben haben
sie zudem ihre enorme Bandbreite bewiesen – vom Rock-Act mit Screamo-Anteilen bis zum Popsong zeigen sie sich selbstbewusst und
ohne Scheuklappen. Sprachrohr der Band ist Sänger Sebastian Madsen, der nach dem Unfall bei Video-Dreharbeiten, bei dem er sich
die Hand zertrümmerte, jetzt auch wieder fit ist für die anstehenden Gigs: Am Montag 1.11. im Schlachthof (HB), am 2.11. im Zollhaus
(Leer). Im gespräch gibt er ein paar infos zum aktuellen Album "Labyrinth".
Ich habe das Gefühl, mit Eurem vierten Album, „Labyrinth” wachst Ihr weiter.
Das Wilde der ersten Alben tritt vermehrt in den Hintergrund, oder?
Sebastian: Ja, ich hab das Gefühl, das wechselt sich immer ein bisschen ab. Das erste Album
war sehr rau, das stimmt, aber schon das zweite war relativ seicht und poppig – trotz des Hits
„Du schreibst Geschichte“. Das dritte Album war wieder rockiger, relativ hart auch, und auf
dem neuen Album haben wir wieder ganz neue Türen geöffnet, auch wenn das nicht so
wirklich bewusst geschehen ist.
Also nicht, dass Ihr wie z.B. Revolverheld einen geraden Weg von der jugendlichen
„Generation Rock“ zur erwachseneren Variante Rock geht?
S. M.: Nee, ich glaube, Madsen sind unberechenbarer als Revolverheld. Ich stehe auch total auf
Härte von alten Männern. Die Goldenen Zitronen, z.B. hauen auch zwischendurch immer mal wieder
richtig rein… lacht.
Ist der Opener von „Labyrinth” eine Hommage oder eine Parodie auf Queen?
S. M.: Nein, keine Parodie! Wir sind alle große Queen Fans! Ich wollte mal eine Rockoper
schreiben, und wir haben erst bei den Demoaufnahmen gemerkt, dass das so Queen-ähnlich
ist, aber wir fanden das ok. Meinetwegen auch als Hommage, ja!
Ihr habt Euch – für Eure Verhältnisse – relativ lange Zeit gelassen mit dem neuen Album!
S. M.: Ja, und das hat ihm auch gut getan, meine ich. Denn erst so konnten wir ein bisschen Abstand gewinnen, und für das Album eine Art
Vision erzeugen, eine ganz eigene Klangästhetik, die wir sonst so eben noch nicht hatten. Und das Ergebnis ist eben eine Art Stadionrock – obwohl
das Wort eigentlich eher abschreckend ist, aber eben Stadionrock auf Madsen-Art. Hoffentlich weit genug weg von Bon Jovi… eher im
Queen-Sinne eben (lacht). Oder Kings of Leon! Die erzeugen auch eine ganz eigene Größe mit ihren Songs.
Also eine ganz bewusste Pause?
Ja, absolut gewollt. 2005 waren wir ja überall Dauerthema, haben überall gespielt, galten als die aktivste Tourband und wir konnten auch gar
nicht genug kriegen. Haben sofort wieder ein neues Album eingespielt, sind sofort wieder auf Tournee gegangen, einfach weil wir das auch
so wollten. Und dann muss man auch einfach mal einen Gang zurückschalten. 
Das witzige an der Band ist ja, dass die Anfangsgeschichte relativ
ungewöhnlich war, dass ihr irgendwann einen kompletten Cut und
Richtungswechsel vollzogen habt…
Der war nötig! Und deshalb war das vielleicht auch nicht ganz so ungewöhnlich.
Wir haben die Gruppe Hörsturz gegründet als ich 15 war und wir Bands wie
Rage Against the Machine und Such a Surge gehört haben. Und ganz im Sinne
eines pubertierenden Suchenden haben wir mit solcher Musik angefangen.
Aber irgendwann hab ich halt festgestellt, dass ich nicht einmal im Ansatz ein
Rapper bin und viel lieber melodisch singe. Und dass Tocotronic auch viel
besser sind, als deutschsprachiger Crossover-Rap-Core… und dann haben
wir angefangen, Madsen-Songs zu spielen.
Das heißt, Du warst schon immer derjenige, der die Richtung vorgibt – vom Rap zu Gesang, und die Band muss mit?
Ja, aber es war nicht so, dass ich das diktatorisch vorgebe, es war eher ein allgemeiner Konsens, dass wir uns in die Richtung entwickeln mussten.
Ich genieße da auch großes Vertrauen in der Band, die geben mir wichtige Tipps, wie „mach doch mal hier etwas länger“, „brüll doch mal hier“ usw.
Gebrüllt wird auf dem neuen Album gar nicht, oder?
Nein, gebrüllt wird heute weniger, das stimmt. Ich hatte ja schon das Gefühl, darauf reduziert zu werden. Da sollte ich neulich einen Song als
Gastsänger einsingen… und eigentlich sollte ich nur brüllen – und da werfe ich schon gern mal ein „ich kann doch auch singen“… und deshalb
hab ich das jetzt erst einmal etwas zurückgefahren. Aber wie gesagt: Madsen sind unberechenbar, also heißt das nicht, dass das nicht auch
wieder kommt!