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Thomas
Godoj
(
2008 gewann er die fünfte
Staffel von DSDS, mittlerweile hat er sich längst als Solokünstler etabliert. Nach
drei Studioalben veröffentlicht er nun seine erste Live-DVD „Live ausm Pott“ –
und kommt am Dienstag, 24. April ins Fritz nach Bremen! Wie man am besten verhindert, im
Sog der Castingshows und ihrer Folgen unterzugehen, verriet der 33jährige im
Interview.
Dein letztes Album „So
gewollt“ war überraschend crunchy, oder?
Naja,
es haben sich ja schon ein paar Sachen für mich geändert. Das „Plan A“-Album
musste ja sehr schnell gehen. Da konnte ich zwar auch sogar schon drei eigene
Songs unterbringen, was schon viel war, normalerweise kriegt man das erste
Album komplett vorgesetzt.
Kommerziell gesehen das
Beste was man machen kann, darauf schon drei eigene Songs unterzubringen, oder?
Kein Album verkauft sich so gut wie das erste Album nach DSDS.
Naja,
immerhin muss man danach viel tun, aber das stimmt schon, da wirkt noch der
ganze Hype.
Aber, anders ausgedrückt,
ist das aktuelle Album v.a. noch mehr du selbst?
Ja,
absolut. Die Songs sind komplett von mir. Ich hab mich nach dem zweiten Album
ja von der Plattenfirma getrennt, und hab dann mit meinem Produzenten
angefangen, das aufzunehmen. Die Songs
schreib ich zusammen mit meinem Bassisten, mit dem ich auch schon vor DSDS in
einer Band war, und der auch mein bester Freund ist.
Ist das eigentlich ein
Problem für Dich, immer noch auf DSDS angesprochen zu werden?
Ich
komm halt daher, das war das Sprungbrett für mich – so sehe ich das und so hab
ich das auch immer gesehen. Ich weiß, dass der Ruf von Casting Shows nicht der
beste ist, aber es gibt nun einmal keinen schnelleren Weg, bekannt zu werden.
Inwieweit bist du denn noch
der Thomas Godoj von DSDS?
Also,
ich hab mich ja nicht groß verändern müssen. Ich hab mich – in dem Rahmen, in
dem das möglich war, sprich mit den Songs, die man machen konnte – so zeigen
können wie ich bin. Klar, kann man da nicht seine eigenen Songs spielen, das
ist ja ne große Karaoke-Show. Und so lange man nicht durch irgendwelche Stories
verbogen wird, in denen man in irgend ne Nische reingedrückt wird, und davon
bin ich glücklicherweise verschont geblieben, konnte ich auch ich selbst
bringen. Ich konnte mich und meine Stimme präsentieren.
Was im Prinzip schon eine Leistung ist, sich da nicht in
eine Schablone drängen zu lassen, oder?
Das
liegt aber auch am Alter, ich hatte ja schon meinen eigenen Kopf. Wenn man da
noch so jung ist, dann hat man ja noch gar kein so klares Konzept vor Augen.
Ich wusste, was ich wollte, hatte es vorher lange genug auf eigene Faust
probiert.
Das war also schon immer
dein „Plan A“?
Musik
war meine Leidenschaft, grundsätzlich hatte ich nicht den Plan, bekannt zu
werden, ich wollte nur mal hinter die Kulissen schnuppern. Und auch wenn DSDS
oft so negativ bewertet wird, für mich war es eine Wahnsinnserfahrung. Wenn es
Stefan Raab damals schon gegeben hätte, hätte ich mich vielleicht auch ehr da
beworben.
Gibt es bessere und
schlechtere Casting-Shows?
Keine
Ahnung, ob die sich groß unterscheiden. Bei RTL wird halt viel Story drum herum
gemacht, aber entsprechend groß ist eben auch das Publikum. Und in jeder
TV-Casting-Show geht es in erster Linie um Quote, alles was danach kommt, liegt
in deiner Hand. Je nach Hilfsbedarf eben mit mehr oder weniger Hilfe.
Würdest Du es wieder machen?
Ich
bereue nichts, falls du das meinst. Im Nachhinein ist vieles nur nicht optimal
gelaufen. Ich wurde damals mit einem Management zwangsverheiratet – und die
haben in meinen Augen ein paar Fehler gemacht, waren oft zu hochnäsig, wenn es
darum ging, meinen Namen an den Mann zu bringen. Gerade auch, was
Radiopromotion angeht, ich denke, da wäre viel mehr möglich gewesen, wenn die
da etwas kooperativer gewesen wären. Ich weiß nicht, ob das eine generelle
Politik dieser DSDS Managements ist, denen geht es immer nur um das schnelle
Geld.
Nun, Radio und Castingshows
scheinen ja eine prinzipielle Aversion zu haben – irgendwie wird kaum ein
Format wirklich im Radio begleitet, abgesehen vom Eurovision Casting.
Ja
das stimmt, viele Radiostationen fassen das gar nicht an.
Hast Du Kontakt zu anderen
Castingshow-Leidensgenossen?
Nee,
man sieht ich bei den großen Shows und redet, aber ansonsten hab ich da kein
großes Interesse daran. Ich hab ja meine Familie und mein kleines Familienunternehmen
mit meiner Freundin, sie macht das Merchandising, und das ist ja auch
entsprechend Arbeit und Zeit.
Die Songs sind von Dir –
einer der am meisten heraussticht, ist Niemandsland.
In
der Tat, der ist auch definitiv anders. Den hab ich geschrieben, indem ich
mehrere Punkte verknüpft habe, die ich aus meinem Umfeld so aufgegriffen habe. Da
mag manches auch etwas makaber sein, aber hier geht es schon auch um wahre
Geschichten.
Gesellschaft, Politik –
inwieweit ist Musik die richtige Plattform, das unterzubringen?
Letztendlich
geht es darum, wie man es verpackt.
Und „Dächer einer ganzen
Stadt“ beschreibt das Gefühl nach DSDS?
Haha,
nein, das ist eigentlich ein Abenteuersong, eine stimmungsgeladene Situation
von zwei Leuten, die sich sagen, dieser Moment gehört nur uns allein. Nein,
letztendlich geht es um Liebe.
Und um es in deinen eigenen
Worten zu sagen: „Vermisst Du irgendwas wichtiges“?
Ein
ganz alter Song. Menschen haben ja die Fähigkeit, zwar auch immer Gutes zu tun,
aber uns auch zu verletzen – mit Waffen wie auch mit Worten. Auch das ist eher
ein Beziehungs-Song.
Der Titelsong heißt „So
gewollt“ klingt, als wenn Du Fehler akzeptierst?
Ja,
absolut, das ist nun einmal in uns drin, das ist menschlich. Keiner ist
perfekt.
Wie wichtig sind Dir Texte
denn überhaupt?
Für
mich ganz wichtig. Es muss schon eine Aussage geben, mit der man sich
identifizieren kann. Es darf auch einfache Texte geben, aber es muss schon was
drin sein.
Das Album ist toll, aber was
mir etwas fehlt, ist der Song, der aus dem Rahmen fällt, Experimente eingeht…
Hmm,
die sehe ich eher in den Texten. Musikalisch weiß ich nicht, ob das nötig ist.
Mit Album #1 definiert man
sich, #2 konsolidiert den Stil, aber #3 sollte ja auch langsam zeigen, dass man
sich auch weiter entwickeln kann, oder?
Ich
wollte dieses Album eher rockig, und ich denke, das ist uns auch gut gelungen.
Und Experimente… ich weiß nicht, ob man unbedingt etwas wagen muss. Die Toten
Hosen haben sich jetzt auch nicht groß verändert… Ich fühl mich wohl mit dem
Album, und hoffe, dass es den Fans auch gefällt. Und worauf es letztlich
ankommt, um dabei zu bleiben, ist, live zu spielen.
Wie viel spielst Du live
heute?
Das ist
relativ konstant geblieben. Ich hab im Dezember gerade eine Tour beendet, da
haben wir in Recklinghausen auch eine DVD mitgeschnitten, die kommt jetzt raus
– gerade rechtzeitig für das Konzert in Bremen!
Alle
weiteren Infos auf http://www.thomasgodoj.de!