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Nur
Veröffentlichungen, die notwendig sind!
Daniel Dinkel
und Florian von Hoyer bringen uns in der spanisch-deutschen
Gemeinschaftsproduktion Galileo Music Communication Weltmusik näher
Das Schicksal kann fürwahr
wundersame Ereignisse parat halten: Als Daniel Dinkel 1999 nach seinem Studium der
Musikpädagogik nach Madrid (aus-)zog um bei einer Plattenfirma Erfahrungen zu
sammeln, landete er im Vertrieb von Sonifolk, seit 20 Jahren eine der
führenden Plattenfirmen im Bereich spanischer Folklore. Als sein langjähriger
Freund Florian von Hoyer kurz darauf auf Grund der Wirtschaftskrise seine neue Heimat
Argentinien wieder gen Europa verlassen wollte, konnte Daniel auch ihn bei
Sonifolk unterbringen. "Womit wir als zwei Deutsche eine spanische
Traditionsfirma vertraten – mit dem Ergebnis, dass wir einiges anders gemacht
haben und einige Dinge umgekrempelt haben. Vor allem aber haben wir auch neuen
Strömungen eine Plattform gegeben", so Dinkel genauso amüsiert wie
begeistert. Und offensichtlich machten die beiden einen guten Job, denn als
sich ein Jahr später die Chefin der Firma zur Ruhe setzen wollte, sollten sie
die kompletten und über Jahre aufgebauten Vertriebsstrukturen unter eigenem
Namen weiterführen.
Keine schlechten Voraussetzungen für
den Start eines eigenen Unternehmens. "Da wir in der Calle Galileo wohnten
nannten wir die neue Firma einfach Galileo Music Communication. Ich wollte dann
wieder zurück nach Deutschland und habe 2002 angefangen Label und Vertrieb in
Deutschland aufzubauen", so Dinkel. "Am Anfang habe ich lediglich mit
den Folklore CDs von Sonifolk angefangen und nach und nach kamen immer mehr
spanische Label hinzu." Womit er Musik nach Deutschland importierte, die
so quasi nicht existent war, für den es aber durchaus einen Markt gab. "Am
Anfang hatte ich ja noch gedacht, dass die Kunden z.B. in Deutschland lebende
Spanier sein könnten, musste aber schnell erkennen, das die´s am wenigsten
sind! Da gibt es offensichtlich heimatverbundenere Völker als die
Spanier", so Dinkel zwinkernd. "Aber es gibt schon sehr gute Sachen
aus Spanien, die vor allem auch ganz anders waren, als das was man hier so
kannte, weshalb ich mir sehr schnell einen guten Ruf als "der Spanien-Experte" bei
Händlern und Presse verdient habe." Und in Folge dessen es Dinkel nicht
schwer fiel, den Namen Galileo MC in Deutschland zu etablieren und den
deutschen Standort auch über seine bessere verfügbare Infrastruktur für
weltweiten Export sogar größer und stärker zu machen, als den spanischen Sitz.
Eine Tatsache, die mittlerweile auch
für das Label gilt! Denn nachdem zunächst Bands für das eigene Label nur in
Spanien rekrutiert wurden, brachte auch Dinkel schon bald Gruppen ein:
"Das erste wichtige Signing waren Tango Crash im Jahre 2003, eigentlich
eine argentinische Band, die aber in Deutschland und in der Schweiz lebt, und
die hier sehr erfolgreich sind." Neueste Hoffnungen liegen derweil auf den
neuen Alben von Dotschy Reinhardt und Miguel Iven sowie Estampie: "Das
wird definitiv auch noch eine größere Sache", freut sich Dinkel. Nur um im
nächsten Moment klar zu stellen, dass er aus Prinzip schon nicht interessiert
ist an einer möglichst großen Anzahl an Veröffentlichungen, sondern vor allem
an qualitativ hochwertigen Produkten und an einer engen Verbindung zu den
Künstlern. Ursprünglich vom Rock kommend hat Dinkel die Weltmusik über den Jazz
gefunden, so dass diese Musikform zwar immer noch eine starke Kraft auf ihn
ausübt, er für das Label aber vor allem die Herausforderung sucht: "Uns
geht es auch darum, neue Sachen zu finden. Uns interessieren die Mischungen,
wie von Tango Crash (Tango & Jazz), Dotschy Reinhardt mit Gypsie-Jazz in
Romanes, als der Sprache der Sinti gesungen, aber wir haben auch Sachen, die
gar nicht viel mit Jazz zu tun haben." Neben den spanisch-basierten Veröffentlichungen
ist Galileo mittlerweile auch der Vertrieb für die Alben von King Crimson –
eine Verbindung, die ebenfalls noch aus Sonifolk-Zeiten herrührt – so wie
Dinkel sich auch in Zukunft keinem Projekt verwehren möchte:
"Grundsätzlich bin ich ja ziemlich offen, für alle Sachen, die gut sind,
und die anders sind: Wir hatten ja auch durchaus schon spannende Rock-Acts wie
Mesa oder Kristeen Young, die jetzt im Dezember mit Morrissey auf Tour war,
oder – sehr erfolgreich – David Sylvians "9 Horses"-Projekt."
Hauptsache sie fallen nicht durch das
gemeinsame Geschmacksraster von Daniel Dinkel und Florian von Hoyer –
denn Entscheidungen werden immer noch zu zweit und für das Wohl des gemeinsamen
Labels getroffen. Und das bislang mit Erfolg. "Und", wie Dinkel
sorgenfrei ergänzt, "ich bin froh sagen zu können, dass ich unser Musikprogramm
zu 100% vertreten kann. Es ist für uns selbstverständlich, dass wir nur Sachen
herausbringen, die notwendig sind. Wer soll denn diese ganzen, diese
unglaublich vielen Veröffentlichungen heutzutage noch hören? Ich kann das ja
nur für meinen Bereich beurteilen, aber dafür nehme ich das auch in Anspruch, und
da fühle ich mich auch verantwortlich, den Handel vor Sachen zu verschonen, die
nicht mal ich gut finde."