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JOAN ARMATRADING als neuestes Zugpferd für ein
immer erfolgreicheres Label
Die Anfänge waren eigentlich ganz einfach: Als sich Christian Thiel und Irene Bodschwinna, Studenten von Wirtschaftswissenschaften und Sozialökonomie, vor heute genau 20 Jahren überlegten, was sie mit dem Abschluss machen könnten, landeten sie früher oder später bei ihrem eigenen Hauptinteresse: der Musik! "Wir waren Musikfreaks und haben viel englische Singer/Songwriter gehört und uns geärgert, dass man vieles von der Musik, die wir gerne mögen, hier nicht bekommt. Also haben wir uns gesagt, fangen wir einfach mal damit an und haben das von da selber aufgebaut", so Bodschwinna.
Gesagt, getan, die Anfänge mit dem Mailorder-Service für Folk und Folk-Rock wurden bald erweitert mit Singer-/Songwritern, dann kam über ein paar Ecken auch ein Blues-Act dazu, und über den noch mehr Blues, mit dem Ergebnis, das Hypertension Label lange Zeit in erster Linie für exquisiten Blues stand. "Das entwickelte sich so langsam, man kann also nicht sagen, dass wir uns das so ausgesucht haben", erklärt Bodschwinna fast entschuldigend.
Aber trotz wohlklingender Namen in ihrem Genre, wie Sally Barker, John Martyn, Pentangle Snowy White, Man oder Colin Hay (der auch heute noch dabei ist): Wie die beiden Labelchefs sich selbst ungern auf eine bestimmte Lieblingsmusikrichtung festlegen, so haben sie auch ihr Label nie in irgendeine Sparte stecken wollen. "Es gibt so viel gute Musik, da wollten wir gerne unsere Fühler auch etwas weiter ausstrecken." Und mit Acts wie dem Gerry Rafferty, Nils Lofgren, The Blues Band, Paul Brady oder Midge Ure bekam Hypertension-Music auch ein neues "Standing"
Derzeit sind Thiel und Bodschwinna lediglich zu zweit im Büro, die ihre derzeit 6 bis 8 (bis 10) Veröffentlichungen im Jahr bearbeiten. "Mehr würde uns dann auch überlasten, dann würde das dem Produkt auch nicht mehr gerecht werden. Veröffentlichungen wollen betreut werden, meistens dann auch die anstehende Tour - und Du glaubst ja nicht, wie anspruchsvoll Künstler sein können!", scherzt Bodschwinna. "Wenn man die nicht 2x in der Woche anruft…
Wir nennen uns ja auch gerne Hypertension Family, kennen die Künstler privat, fliegen auch so mal rüber, wenn die z.B. in London spielen, einfach nur , um mit ihm zu sprechen – und so kommt eben auch ein sehr persönlicher Kontakt zustande. Und wenn die dann mal länger nichts hören, dann fragen die auch schon mal an, ob was los sei. Aber wir freuen uns ja über diese Art von privatem Kontakt – den z.B. die großen Firmen ja auch gar nicht haben."
Trotzdem ist man immer auch für einen Mehraufwand gerüstet. Mit ihrer Armee von freien Mitarbeitern (ca. 15 in ganz Europa), die bei Bedarf einspringen können, können die Kapazitäten schnell aufgestockt werden. "Wir setzen uns da keine Limits. Wir richten uns nicht nach einer bestimmten Zahl, sondern eher danach, was sich ergibt, wer etwas machen möchte, was wir an interessanten Entdeckungen haben."
Und nachdem bereits in der Vergangenheit schon des Öfteren an der Grenze zur goldenen Schallplatte gekratzt wurde, ist dies klar das erklärte Ziel der Jubilare – zum 20. Geburtstag des Labels doch eine nette Auszeichnung. Und mit den jüngsten, neuen "Familiemitgliedern" auch durchaus denkbar: Im Februar war es der überraschende "Newcomer" Steven Seagull, der nicht nur die Journaille mit seinem späten Debüt und dem darauf gebotenen Delta Blues auf höchstem Niveau überraschen konnte. "Steves erste Berufung war Blues Musiker, lange bevor er zum Film kam", weiß Bodschwinna. Und nachdem das Phänomen "unbekannte Band" bei ihm schon mal nicht zutrifft, ("bei dem Namen Steven Seagull hört erst einmal jeder hin") und seine Tour in England mit über 30 Daten fast komplett ausverkauft war, könnte nicht zuletzt auch sein Fernseh-Auftritt im Februar zu größeren Erfolgen beitragen. Und wann hätten seine (Film-)Fans schon sonst die Möglichkeit, Seagal über die Länge eines Konzertes hautnah live zu erleben.
Auch Midge Ure soll noch in diesem Jahr ein Thema werden.
"Wir machen da keinen Druck, aber er möchte sehr gerne das, was er jetzt
wieder angefangen hat, weiter führen mit neuem Material. Und das wollen wir
gerne unterstützen, denn trotz seiner Hits und seiner Vergangenheit (Ultravox),
muss man daran arbeiten. Aber dafür sind wir ja bekannt, und das wollen wir
auch: Wir bleiben lange an einem Thema dran, und irgendwann wird das auch
was!" Und mit gleichem Stolz freut sie sich auf das erste Album von und
mit Joan Armatrading, "Into The Blues", das am 13. April veröffentlicht
wird.
Wir sehen also: Nicht nur die Anfänge waren einfach. Mittlerweile läuft die Maschine gut geölt. Und so Erfolg versprechend, dass sogar der Nachwuchs aus eigenen Reihen lieber gestern als morgen mit einsteigen würde. "Erste Aufgaben hat sie sogar schon mal übernommen, aber mindestens bis zum Sommer muss sie sich zunächst um ihre Schule kümmern" so die zweifache Mutter. Und erst dann wird entschieden, ob die 17jährige Sandy fest mit in die Firma einsteigen soll; auch eine gute Erweiterung zum Jubiläum…