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Daniel Wirtz
Interview Oktober 2018. Weitere Interviews findet ihr hier - 2015 Und noch eins von 2012 und noch eins von 2009 :-)
Den Sänger mit der rauen Stimme muss man mittlerweile - Fernsehen und
diverse Festivalauftritten sei Dank – niemandem mehr vorstellen, der vorgibt,
sich mit guter Musik auszukennen. Fünf Studioalben, Akustiktournee und
–Live-Album neben eigenem TV-Format bei VOX, das ist schon eine enorme
Bandbreite, die der ehemalige Sub7even-Sänger mittlerweile vorweisen kann. Mit
seinem neuen Album kommt er am Samstag, 24. November ins Pumpwerk.
Du bist zum ersten Mal im Pumpwerk, oder?
Ja, ich glaube, das
stimmt. Wir haben ja im Norden schon in beinahe jedem coolen Laden gespielt,
Rostock, Lübeck, Flensburg, Hamburg sowieso. Es wird höchste Zeit, dass wir
jetzt auch mal in Wilhelmshaven aufrocken. Und die Vorverkaufszahlen zeigen:
Die Wilhelmshavener sehen das genauso, vielen Dank!
Ich freu mich!! – aber ich hatte eher das Gefühl, dass die Clubs immer
größer würden…
Das Schöne ist ja, dass
wir inzwischen beides bespielen dürfen: Größere Hallen wie die Columbiahalle in
Berlin, aber auch die kleineren Läden wie das Pumpwerk. Das ist ein schönes
Privileg, denn beides macht ungeheuer viel Spaß.
Inwieweit bist du selbst involviert in die Auswahl?
Wir arbeiten schon sehr
lange mit den tollen Menschen von Four Artists zusammen, die sich um unser Booking
kümmern. Die wissen, was gut für uns ist, da herrscht grenzenloses Vertrauen.
Und die wissen auch, welche Städte auf jeden Fall immer dabei sein müssen. Aber
man legt mir keine Liste mit Clubs zur Abnahme vor. Ich spiele da, wo die
Kollegen mich hinschicken. Und wenn die Leute von den Clubs uns in ihrem Laden
haben wollen, dann freuen wir uns sehr über diesen Vertrauensvorschuss!
Du hast früh angefangen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, selbst
zu kontrollieren – nicht nur aus ideologischen Gründen, oder?
Es waren schon vor allem
ideologische Gründe. Ich hatte ja mit Sub7even die volle
Marketingrundumversorgung aufgedrückt bekommen, da kam man sich am Ende schon
ordentlich durchverbogen vor. Aber gut, man wusste es halt damals nicht besser.
Aus dieser Erfahrung heraus habe ich dann beschlossen, es im zweiten Versuch
ganz anders zu machen. Wenn schon untergehen, dann wenigstens mit einem
Produkt, das wir – meine bessere WIRTZ-Hälfte Matthias Hoffmann und ich - von vorne bis hinten selbst verantworten. Zum
Glück ist es dann ganz anders gekommen und wir dürfen heute immer noch
unterwegs sein. Natürlich macht es mehr Spaß, an einer verkauften CD zehn Euro
zu verdienen, als zwei. Am Ende kommt es aber wirtschaftlich aufs Gleiche raus,
da wir ja natürlich mit eigenem Label auch alle Kosten selbst tragen.
Aber apropos größer werden: Wie ändert sich dadurch die
Herangehensweise an neue Songs / an ein neues Album?
Überhaupt nicht. Unsere
Arbeitsweise ist heute noch genau so, wie vor elf Jahren, als wir an unserem
ersten Album gearbeitet haben. Da gibt es keinen Gedanken daran, dass jetzt ein
paar Leute mehr zuhören. Wir können es auch glaube ich gar nicht anders: Wir
schreiben auf, was in uns drin ist und nehmen es dann auf. Fertig. Was sich
aber verändert hat ist, dass wir uns etwas mehr Zeit nehmen können für eine
Produktion, ohne dass die Bank an der Tür kratzt.
Sind auf einem neuen Album – also in diesem Fall 5. Dimension – immer
nur ganz neue Songs?
Ja, das ist tatsächlich
so. Es bleiben zwar natürlich nach jeder Produktion ein paar Ideen übrig, aber
die verschwinden dann auch in der Regel ganz unten in der Schublade. Wir fangen
mit einem leeren Blatt an und irgendwann kommt dann ein brandneues Album raus.
Auf die Plätze… hatte ein paar echte „Hitsingles“ (wobei sich das große
Radio relativ zurückgehalten hat…) – siehst du das beim neuen Album auch?
Was
ist das denn für eine
Frage? Natürlich sind auf dem Album ausschließlich
Hitsingles! (lacht) Wäre ich
ein Radiomacher, würden mir schon vier, fünf Nummern
einfallen, die man gut im
Radio spielen könnte. „Gib mich nicht auf“, „Ich
bleibe hier“, „Entdeckung der
Langsamkeit“, „Moment für die Ewigkeit“,
„Liebe“... „Die fünfte Dimension“ ist
vielleicht etwas weniger leicht als ihr Vorgänger, musikalisch
aber auch sehr,
sehr eingängig, wie ich finde.
Was ist eigentlich die 5. Dimension – für dich?
Auf jeden Fall wird in den
Titel ein bisschen zu viel hineininterpretiert. (lacht) Ich war damals
eigentlich nur auf der Suche nach einem passenden Namen fürs Album, das ja
unsere fünfte Studioplatte. Beim Herumgooglen mit der „5“ kam dann irgendwann
die „5. Dimension“, das fand ich einen schönen, passenden Titel. Wer mehr
daraus machen möchte, ist herzlich eingeladen, selbst auf Assoziationsreise zu
gehen. (lacht)
In „Das verheißene Glück“ wirst du ja fast politisch!... – eigentlich
nicht unbedingt dein Metier, oder?
Ich bin eigentlich lieber
in den kleinen Dingen politisch, bisher haben wir diese großen Bekenntnisse wie
du sagst ein wenig aus unserer Musik raus gelassen. Aber ich finde, wenn man in
diesen Tagen nicht Flagge zeigt, dann muss man sich irgendwann vor seinem Kind
verantworten, warum man es nicht getan hat, als es wichtig war. „Das verheißene
Glück“ ist in diesem Sinne die Fortsetzung von „Frei“, nur dass sich jetzt
alles direkt vor unserer Haustür abspielt. Das ist schon beängstigend.
Wie alt ist dein Sohn jetzt? „Weil ich dich mag“ kommt schon fast spät,
oder?
Mein Sohn ist jetzt vier
und ja, es ist mir jeden Tag ein Bedürfnis. Der Song selbst ist ja erstmal eher
eine Bestandsaufnahme, was der kleine Kerl mit meinem Leben gemacht hat –
nämlich alles auf den Kopf gestellt. Ich bin gespannt, wann er mir die Nummer
vor den Latz knallt. (lacht)
Familie, Musik, TV, Tourneen – bleibt da noch Zeit für andere Hobbies?
(Ist das die Reihenfolge deiner Wertigkeit? Oder welche würdest Du nennen?)
Natürlich, die Familie ist
das Wichtigste und beeinflusst alles, was dann auf den Plätzen kommt. Die
TV-Präsenz steht dagegen ganz hinten an, auch wenn es sehr viel Spaß gemacht
hat, mit ganz vielen tollen Kollegen „One Night Song“ zu produzieren – und ich
mir gut vorstellen kann, da nochmal was zu machen, wenn die Verantwortlichen
von VOX nochmal Lust haben. Zeit für Hobbies gibt es, klar. Aber ich hatte ja
das Glück, meine größte Leidenschaft zum Beruf machen zu dürfen. Ich möchte
mich also nicht beschweren, wenn mal etwas zu wenig Zeit ist.