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Album Nummer drei der
Post-Neal Morse-Ära ist selbstbetitelt. Und ohne allzu große Überraschungen haben
die Kalifornier ihren Sound gefunden. Die seltsam anmutenden Experimente von
"Feel Euphoria" (2003) gehören längst der Vergangenheit an – die ja
so massiv eigentlich gar nicht waren, aber doch allerorts recht negativ
angemerkt wurden. Und mit einem furiosen Opener wie "On a Perfect
Day" und einem abschließenden Longtrack wie "As far as the Mind can
see" (22:58) ist man an dieser Stelle ja ohnehin auf der sicheren Seite. Frontmann Nick DeVirgilio im Gespräch.
Das neunte Album nach
sich selbst zu betiteln scheint zunächst ein großes Gewicht darauf legen.
So haben wir das eigentlich gar nicht gesehen. Tatsache ist,
dass wir keinen passenden Titel hatten und dass auch andere Bands wie Genesis
oder die Beatles ein späteres Album selbstbetitelt hatten.
Du meinst also nicht,
dass das Album ein besonders wichtiges Statement ist. Immerhin war Euer letztes
Album das Live-Album, was ja auch immer eine Art Retrospektive ist.
Ich glaube nicht. Ich meine, natürlich haben sich Dinge
geändert. Wir schreiben alle mehr, z.B., und es gibt eine Menge Retro-Sounds,
die unsere Einflüsse verraten…
…was nicht unbedingt anders
ist als in der Vergangenheit
Nein, wohl nicht. Aber das Schreiben von Epics ist einfacher
geworden. Und Alan singt auf "Sometimes they stay…", das ist auch
cool. Aber die Aufnahmen fanden wieder mit Rich Mouser statt, er weiß wirklich
was wir wollen, also insofern hat sich nicht soo viel geändert.
Du hast gerade die
"Epics" erwähnt: War der Longtrack ("As far as…") so lang
geplant?
Oh, er war anfangs sogar noch länger! Dave unser Songwriting
Freund John Boegehold haben sich die Ideen per e-mail hin und hergeschickt, und
dann waren es über 20 Minuten. Und dann haben wir die Sache etwas gestrafft…
Was ja noch
ungewöhnlicher ist, oder?
Nicht unbedingt. "Syd" (A Guy named Syd; Feel
Euphoria) war auch erst noch länger, Nee, das kommt schon mal vor. Erst wenn
wir als Band an einem Song arbeiten, stellt sich heraus, was wirklich Spock´s
ist, und was nicht.
Apropos John
Boegehold: Ich war ja etwas überrascht, als ich von den zusätzlichen
Songwritern (John & Stan Ausmus) bei euch las. Wie kamen die dazu?
Stan und ich kennen uns seit wir Kinder sind, und wir haben
immer mal kleine Jam Sessions. E ist mit der selben Musik wie ich aufgewachsen,
deswegen haben wir ein sehr ähnliches Feeling. Stan hat z.B. die Riffs für
Bottom Line (Feel E.) oder A Perfect Day vom neuen Album beigesteuert. Er ist
ein guter Freund. Und so ähnlich läuft das mit Dave und John, sie schicken sich
immer mal Ideen hin und her. Und wenn gute Sachen dabei sind, warum sollten wir
die nicht benutzen?
Als wir zur VÖ von
"Feel Euphoria" gesprochen haben, schient Ihr noch nicht so genau zu
wissen, wohin die weitere Reise gehen sollte – wisst ihr das mittlerweile, oder
ist das immer noch eine andauernde Reise oder Suche?
Ich denke, es ist eher eine Sache des Wachsens. Wir suchen
nicht wirklich nach etwas neuem oder komplett anderem. Wir schreiben, was uns
in den Sinn kommt. Ich glaube, wir haben lediglich unser Ding etwas aufpoliert.
Bei Feel Euphoria war ich eigentlich gerade dabei, ein zweites Soloalbum zu
schreiben. Aber wir meinten, dass wir möglichst schnell ein neues Album
bräuchten, also legte ich die Songs mit in die Spock´s Waagschale. Wir hatten
damals also weniger Zeit, um wirklich Songs zu schreiben. Mittlerweile sind wir
ja wieder in der ganz normalen Situation, und können also im Voraus planen und
schreiben.
Gibt es Deiner
Meinung nach Veränderungen seit Feel Euphoria?
Ich denke, es gibt ein paar straightere Rocksongs heute. Ich
glaube, auf F.E. haben wir verschiedene Sachen ausprobiert, heute versuchen wir
nicht mehr, wir machen es einfach. Und diese Rocksongs – das ist einfach in
uns. "Wherever you stand" ist z.B. ein Song von Ryo und beinhaltet
seine ganzen 70s-Rock Einflüsse.
Und die Epics sind
dann der Tribut an die Vergangenheit? Die müsst Ihr machen, weil ihr Spock´s
Beard seid?
Nein, nicht unbedingt. Ich meine, Teile von "As Far
as.." waren zunächst einzelne Songs, die dann zum Gesamtkonzept
zusammengefügt wurde.
"With Your Kiss" ist einer von meinen Songs, und
der ist einfach immer weiter egwachsen. Er handelt von diesem Typen, der von
seiner Frau krank gemacht wird – Frauen können das manchmal… auf emotionaler
Basis – er wird also fast verrückt, aber er kann nicht ohne seine Frau. Naja,
und der Song war erst ziemlich straight ahead, aber mit diesem Freak-out
Jam-Part und dem melancholischen Ende ist er halt weiter gewachsen. Und das
schöne an Spock´s Beard ist ja, dass wir lange Songs schreiben können, ohne uns
Gedanken machen zu müssen. Ich glaube, "Is this love" ist der erste
Spock´s Song unter 3 Minuten!
Das Thema Singles ist
also nicht mehr relevant für Euch?
Jede Möglichkeit, die Band bekannt zu machen, ist immer
willkommen, aber es ist schon schwer. Aber es gibt schon den einen oder anderen
Song, der sich anbieten würde – das abschließende "Rearranged" z.B.
Es gibt dieses Mal
keine Special Edition!
Nein, wir haben dieses Mal darauf verzichtet. Das Album ist
über 77 Minuten lang und beinhaltet eigentlich alles, was wir veröffentlichen
wollten. Diese Special Editions sind eine Menge Extraarbeit, und dieses Mal gab
es einfach kein Material, das sich dafür anbot, also haben wir´s gelassen.
Du erwähntest Dein
Schreiben an einem 2. Soloalbum – was dann zu Feel E. wurde… gibt es noch so
etwas wie eine Solokarriere für Dich derzeit?
Ich bin immer noch in diversen Projekten involviert, das
hält mich ganz gut beschäftigt. Aber ich würde sehr gerne noch einmal ein
zweites Album veröffentlichten. Ich schreibe immer. Und ich habe mein eigenes
Studio hier im Haus, das macht es einfacher für mich. Also ich denke, da wird
es früher oder später wieder was geben. Ob das jetzt NDV oder anders heißen
wird, keine Ahnung.
Du hast ja zumindest
2004 deine Live & Acoustic Tour als CD und DVD veröffentlicht – eine
Sache, die Du früher sehr erfolgreich gemeinsam mit Neal Morse gemacht hast. Hast
Du noch Kontakt zu Neal?
Nur hin und wieder per e-mail. Er verkauft ja ein paar
meiner Sachen auf seiner Homepage. Aber gesprochen oder sogar getroffen haben
wir uns schon lange nicht mehr.
Eine Fortsetzung wird
es da also nicht unbedingt geben…
Sag niemals nie. Ich sage immer, ich bin relativ offen für
alles. Wenn es also die Umstände erlauben, warum nicht?
Was sind also die
momentan Aussichten?
Erstmal kümmern wir uns um das neue Album, dann hab ich ein
paar Drum Clinics in Spanien und der Schweiz, und irgendwann nächstes Jahr
werden wir touren. Fest gebucht sind wir für Anfang Mai für´s Rock Hard
Festival, ich denke also, dass es da noch ein paar Sachen geben wird. Aber das
ist alles noch ne Weile hin.