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Weitere Interviews mit Marillion hier: 1998 - 2004
Klingt schon ganz ordentlich, oder? Zum Geburtstag gibt´s
allerdings mal kein neues Studioalbum. Auch kein neues Best-of, sondern ein
neues Live-Album! Ein halbherziger Mittelweg, um das Jahr nicht ganz
veröffentlichungslos verstreichen zu lassen, denn die Setlist weist nur wenige
echte Überraschungen auf. Steve Hogarth ist uns Antworten schuldig!
Das erste was ich dachte war - schon wieder ein neues
Live-Album?
Nun, das letzte, "Made again", ist ja schon ein paar Jahre her, seit dem haben wir vier Alben veröffentlicht - "Strange Engine", "Radiation", "M.com" & "Anoraknophobia". Und als Band, die sich in erster Linie als Live-Band definiert, finde ich´s nicht so ungewöhnlich, in dem Abstand Live-Alben zu veröffentlichen. Auch aufgrund der Tatsache, inwieweit unsere Fans involviert sind in das, was wir machen, macht es absoluten Sinn, das auf einem Live-Album zeigen zu wollen.
Ihr habt mit den letzten CDs, vor allem mit
"Anoraknophobia" einen leicht veränderten Sound eingeschlagen - hat
sich das im Publikum bemerkbar gemacht?
Nun, normalerweise notiere ich mir nicht ihre Namen an der Tür... (lacht). Alles was ich Dir geben kann, ist eine grobe Einschätzung: ja, ich glaube, das Publikum erneuert sich ständig. Ich höre auch viel von Leuten, die diese Musik ihren Kindern vorspielen, und wir kriegen Mails von vielen von ihnen, die sagen, dass wir besser sind als Travis, oder wer auch immer. Und ich glaube, ich habe das auch schon früher gesagt, unsere Musik ist sehr wohl auch geeignet für jüngeres Publikum. Sie hören es nur nie, deshalb kommen sie nicht darauf.
Die Reaktionen der Medien haben sich also trotz
Richtungsänderung nicht groß geändert.
Ich weiß nicht. Wir hatten gute Reviews, aber ehrlich gesagt... ich meine, ich könnte Dir sonst was erzählen, was wir für tolle Reaktionen bekommen haben, und ich habe in der Tat einiges gutes über das Album gehört, aber ehrlich gesagt, kümmere ich mich nicht besonders darum. Es würde mir nicht helfen. Wenn sie mich kritisieren, kriege ich Depressionen, wenn sie mich loben, interessiert´s mich nicht groß - also könnte ich nur verlieren, wenn ich darauf hören würde. Das ist auch nicht mein Job. Tatsache ist, dass wir es nicht auf irgendeine Titelseite geschafft haben.
Nun, ein Album kann da eh noch nicht so viel ändern...
Nein, es kann nur einen Umdenkungsprozess einleiten. Q-Magazine, z.B. interessiert sich wieder für uns, zum ersten Mal seit langer Zeit - wenn Du also danach gehst, kann man eine Besserung erkennen.
Ein Live-Album ist eine Möglichkeit, eine Albumpause zu
überbrücken - etwas neues wird es in absehbarer Zeit also nicht geben?
Nein, ich denke, allerfrühestens nächstes Frühjahr, eher nächstes Jahr Herbst könnte es schon werden.
Das ist schon ziemlich ungewöhnlich für Euch!
Ja, wir hatten das Gefühl, dass wir zu sehr in die CD-Tour-CD-Tour-Tretmühle geraten sind, und jedem einzelnen davon zu wenig Zeit zum Atmen gegeben haben. Deshalb wollen wir es jetzt lieber wieder ein bisschen ruhiger angehen lassen. Außerdem sind wir in einer Situation, in der wir finanziell nicht mehr ganz so verzweifelt sind. Unser kleines ´Racket-Records Empire´ hilft uns ein bisschen, über die Runden zu kommen.
Ja, ich kann mich noch daran erinnern, dass Du mir vor
ein paar Jahren noch erzählt hast, dass Ihr Euch eine längere Pause gar nicht
leisten könntet.
Naja, Pause ist ja auch immer relativ. Wir wollen neue Songs schreiben, wir wollen ein paar Gigs spielen, aber welche, die sich rechnen, und ich meine, ich könnte mich auch irren. Vielleicht liest Du ja im Herbst, dass wir bankrott sind, und uns aufgelöst haben - you never know.
Aber die Art, wie Ihr Euer letztes Album
"Anoraknophobia" vor-finanziert habt war ein Erfolg?
Ja, absolut. Für alle Seiten. Ich denke, als die Fans die
Special Edition erhalten haben, haben sie´s nicht bereut, dafür im Voraus
bezahlt zu haben. Und ich denke, sie wären auch bereit, diesen Weg noch ein mal
zu gehen, wahrscheinlich sogar noch mehr Leute, als beim letzten Mal. Aber wir
haben noch nichts entschieden. Wir werden erst einmal sehen, wie sich der Markt
entwickelt, wie es mit der Technologie weitergeht, was im Musikbusiness abgeht.
Zurück zum Live-Album: Ich war auch etwas überrascht von der Track-List -
die Hälfte der Stücke sind vom letzten Album!
Ja, es war die Tour zu dem Album!
Nun, ja, aber in dem Verhältnis... Fragen wir mal so: Wo
liegt für Dich der Unterschied zwischen den Studio- und den Live-Aufnahmen?
Einfach gesagt: die einen wurden im Studio aufgenommen, die anderen vor Publikum.
Nun, Marillion waren nie eine Band, die live soo viel
verändert hätten...
Hmm, ... joah! Na und? Wir sollen live komplett andere Versionen spielen, meinst Du?
Das wäre natürlich am besten, aber Tatsache ist nun mal,
dass die Leute die Stücke doch auf dem letzten Album haben, wozu also das
Live-Album kaufen?
Nun, für mich klingen sie anders, lass uns darauf einigen! Den Rest muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke, ein Teil Deines Problems ist, dass die EMI-Version nicht die ganze Show veröffentlichen. Die gibt´s aber auf unserer Homepage, marillion.com als Doppel-CD. EMI wollten nur eine Einfach-CD - aus zwei Gründen: sie hatten etwas gegen eine Doppel-CD und es gab rechtliche Probleme mit vielen der anderen Stücke, weil sie nicht bei EMI veröffentlicht wurden.
Das erklärt natürlich auch vieles in der Tracklist.
Ja, und die Anoraks können dann die Doppel-CD kaufen. Auch wieder eine einzigartige Abmachung, die wir hier mit EMI getroffen haben.
Wenn man schon vom zwanzigjährigen Jubiläum des größten
Namens des sogenannten Neo-Prog-Revivals spricht, darf man natürlich auch nicht
den Mann vergessen, der für den großen Erfolg in den Achtzigern
mitverantwortlich war: Derek William Dick, alias Fish! Und für viele
Marillion-Fans begeht er diesen Geburtstag mit dem Konzert-Highlight des
Sommers. Bei seiner "Night of the Jester" am 28.6 in Enschede/Gronau
an der holländischen Grenze blickt er auf die erfolgreichste Zeit der Band
zurück. Ein zweistündiges Set mit den größten "Hits", dem kompletten
"Misplaced Childhood"-Album plus einigen Überraschungen. Und einen
Tag später gibt´s noch ein best-of aus 10 Jahre Solo-Karriere - ein komplettes
Wochenende zum Feiern ohne Ende. Das Interview gibt es hier!